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HS Prof. Dr. Fritz Regler

HS Prof. Dr. Fritz Regler

Urverbindung: Amelungia (03.07.1920)

Geboren: 09.03.1901, Wien
Gestorben: 07.09.1976, Altaussee (Steiermark)
Hochschulprofessor (Experimentalphysik)

Lebenslauf:

Regler wurde als Sohn eines Bankangestellten geboren und wuchs in Wien-Meidling auf. Dort besuchte er das k. k. Carl-Ludwig-Staatsgymnasium (Rosasgasse). Nach der Matura 1920 studierte er Physik und Mathematik an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Dr. phil. 1924), wo er der Amelungia beitrat (Couleurname Differential).

Nach dem Studium trat Regler zuerst bei Siemens & Halske, Wien, eine Stelle an, wechselte aber bereits 1925 zur Fa. Ludwig Schulmeister, einer Fabrik für Röntengeräte und elektromedizinische Apparate in Wien. 1929 gründete er – und war auch dann ihr Inhaber – die „Staatlich autorisierte Versuchsanstalt für röntgentechnische Materialuntersuchungen“, die zerstörungsfreie Materialprüfungen mittels Röntgenstrahlen durchführte. Dieses beruhte nicht auf dem Durchstrahlungsverfahren, sondern mittels der Rückstrahlungstechnik, wodurch man den kristallinen Aufbau von Metallen bestimmen und Schädigungen aufgrund Dauerbeanspruchung beurteilen konnte.

1933 habilitierte sich Regler über dieses Spezialgebiet für das Fach Röntgenphysik an der Technischen Hochschule Wien. Daneben gelang es ihm, mit den Österreichischen Bundesbahnen einen Konsulentenvertrag zur Prüfung von Eisenbahnbrücken abzuschließen, wodurch seine Firma gesichert war.

Mit dem Anschluß 1938 wurde dieser Vertrag aufgelöst. Eine kurz davor erfolgte Berufung an die Montanistische Hochschule Leoben durfte Regler „wegen politischer Unzuverlässigkeit“ nicht antreten. Wegen seiner fachlichen Qualifikation ernannte man ihn aber 1940 zum „Dozenten neuer Ordnung“ an der Technischen Hochschule in Wien für das Fach „Angewandte Physik, insbesondere die zerstörungsfreie Werkprüfung“.

Noch im selben Jahr 1940 erhielt er eine Berufung als Dozent für dieses Fach an die Montanistische Hochschule („Bergakademie“) Freiberg in Sachsen. 1943 wurde er dort zum außerordentlichen Professor ernannt. Wegen der Kriegswichtigkeit dieser Hochschule wurde er nicht zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, lediglich gegen Kriegsende zum Volkssturm. Das Kriegsende im Mai 1945 erlebte die Familie unter dramatischen Umständen. In dem Haus, wo sie wohnten, war im ersten Stock ein Büro der HJ untergebracht. Fanatisierte Hitlerjungen schossen von dort auf einmarschierende Rotarmisten, die wiederum das in Brand schossen. Der Familie gelang nur mit Not die Flucht aus dem brennenden Haus, wobei die Gefahr bestand, dabei von den Sowjets erschossen zu werden.

Nach der Wiederaufnahme des Lehrbetriebs im Herbst 1945 wurde Regler von der Sowjetischen Militäradministration zum ordentlichen Professor für Physik ernannt und zum Rektor für das Studienjahr 1945/46 bestellt. Dabei kam ihm seine Distanziertheit zur NSDAP zugute. Sein Bild in der Rektoratskanzlei hing bis zu Wende 1989, wurde aber dann in der Meinung, es handle sich um einen kommunistischen Parteigänger, entfernt. Erst durch den Besuch seiner Kinder im Jahr 1995 konnte der Irrtum aufgeklärt werden. Es hängt wieder dort, übrigens als einziges aus der Zeit von 1945 bis 1989.

Für Regler bestand jedoch die Gefahr, von den Sowjets verschleppt zu werden, da diese dringend Wissenschaftler seines Ranges benötigten. Als er von einem ihm gut gesonnenen russischen Wissenschaftler den Hinweis bekommen hatte, daß es für ihn nun diesbezüglich gefährlich werden konnte, floh er 1947 mit seiner Familie über Berlin und Salzburg nach Wien.

In Wien wurde Regler sofort zum ordentlichen Hochschulprofessor für Experimentalphysik an der Technischen Hochschule Wien bestellt. In den Jahren 1952/54 war er Dekan der dortigen Naturwissenschaftlichen Fakultät, im Studienjahr 1958/59 war er Rektor der Hochschule. In diesen Jahren war er besonders in der Forschungsorganisation tätig. So war er maßgeblich an der Gründung des Atominstituts der Wiener Hochschulen (im Prater, bei der Stadionbrücke) beteiligt, dessen Vorstand er dann war, und setzte sich für den Beitritt Österreichs zum Europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf ein. Aufgrund seines Eintretens für die friedliche Nutzung der Atomenergie kam er ins Visier der Atomkraftgegner. Der lebensreformerisch orientierte Johannes Ude (Cl) verfaßte deswegen 1959 einen offenen Brief an ihn.

Regler hat ein sehr umfangreiches wissenschaftliches Werk von sieben Monographien und an die 100 sonstigen Veröffentlichungen hinterlassen. Er war ordentliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, von der er 1975 den Erwin-Schrödinger-Preis erhielt.

Regler war schon längerer Zeit krank und starb während eines Sommeraufenthalts. Er hatte sechs Kinder, einer seiner Söhne war der spätere VOP und NRAbg. Roderich Regler (Am). Nach ihm ist eine Gasse im 22. Wiener Gemeindebezirk benannt. Er wurde auf dem Hietzinger Friedhof begraben.

Werke:

(Auswahl)
Über die Abhängigkeit der Sättigung und des Farbtones des Lichtes der grauen Körper von ihrer Temperatur (1924).
Grundzüge der Röntgenphysik. Einführung in die Gesetze der Röntgenstrahlen zur Verwendung in Physik, Kristallographie, Medizin und Technik (1937).
Verformung und Ermüdung metallischer Werkstoffe im Röntgenbild (1939).
Interkristallines Verhalten der Aluminium-Werkstoffe. Unter Berücksichtigung der Verwendung in der chemischen Industrie und in der Atomtechnik (1959).

Quellen und Literatur:

Ude, Johannes: Atomwissenschafter und deren Anhang vor dem Richterstuhl des Sittengesetzes. Offener Brief an Fritz Regler. Grundlsee 1962.
Verbindungsarchiv Amelungia. Aus Amelungias Vergangenheit. Zum 100. Geburtstag von em. o. Univ.-Prof. Dr. phil. Fritz Regler v. Differential.
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Bographische Datenbanken. Biographische Angaben aus dem Handbuch „Wer war wer in der DDR-Diktatur“ www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr, 19. 8. 2013