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Präl. ao. Univ.-Prof. DDr. Joachim Fridolin Angerer

Präl. ao. Univ.-Prof. DDr. Joachim Fridolin Angerer

Ehrenmitgliedschaften:

Geboren: 08.02.1934, Rottenbuch (Landkreis Weilheim-Schongau, Bayern)
Gestorben: 24.11.2019, Baden (Niederösterreich)
Abt (Geras, Niederösterreich), Ordenspriester (OPraem), Univ.-Doz. (tit. ao. Univ.-Prof.)

Lebenslauf:

Angerer war der Sohn eines bayerischen Vaters sowie einer österreichischen Mutter und wurde auf den Namen Fridolin getauft. Nach der Volksschule absolvierte er das Gymnasium der Benediktinerabtei Scheyern (Landkreis Paffenhofen, Bayern) und trat nach dem Abitur 1954 in dieses ein. Nach dem Noviziat begann er 1955 das Studium an der damals noch selbständigen Katholisch-Theologischen Fakultät in Salzburg. Parallel dazu studierte er am Salzburger Mozarteum Orgel und die Kapellmeisterklasse. 1957 wechselte er zum Studium an die Benediktineruniversität San‘Anselmo in Rom (Dr. theol. 1965). Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1960 in Rom studierte er von 1961 bis 1963 an der Philosophischen Fakultät der Universität Würzburg Klassische Philologie und Geschichte.

1963 ging Angerer nach Österreich und wurde Pfarrer in Eibenstein (Gemeinde Raabs an der Thaya), die dem Prämonstratenserstift Geras inkorporiert ist, was er trotz anderer Funktionen bis 2018 blieb. Dadurch kam er mit diesem Stift in Berührung und wechselte 1969 in den Prämonstratenserorden über. Das Stift Geras hatte damals personelle Probleme. Angerer begann parallel zu seiner Seelsorgetätigkeit das Studium der Musikwissenschaften an der Philosophischen Fakultät der Universität (Dr. phil. 1972), in welchem Fach er sich dann 1977 habilitierte und in der Folge Vorlesungen auf der Universität Wien hielt.

Angerer wurde in Geras bald „Provisor“ und „Waldmeister“ (Wirtschaftsverantwortlicher) sowie 1979 Prior des Stiftes. Bereits 1970 rief er die Kunst- und Kreativkurse in Geras ins Leben. Zu diesem Zweck hat er die Kunst- und Bildungszentrum Stift Geras GmbH gegründet und die Begleitpublikation „Ich schaffe mir mein Steckenpferd“ verfaßt. Am 15. Januar 1986 wurde er zum Abt von Geras gewählt. Sein Wahlspruch war „Nova et vetera“. In dieser Funktion bemühte er sich bis 1994 um die Renovierung und Revitalisierung des Stiftes sowie auch des zu Geras gehörenden ehemaligen Stiftes Pernegg (Bezirk Horn, Niederösterreich). Zu diesem Zweck rief er die Spendenaktion „Rettet die Grenzlandstifte Geras-Pernegg“ ins Leben. Mit den Kunst- und Hobbykursen in Geras, dem 1980 erfolgten Ausbau des Schüttkastens zum Hotelbetrieb und dem 1994 eröffneten Fasten- und Seminarzentrum belebte er alte Klostermauern.

Darüber hinaus ist Angerer mit einer Reihe bedeutender wissenschaftlicher Arbeiten hervorgetreten, die ihn als einen der wichtigsten Mediävisten im Bereich der Musikwissenschaften auswiesen. Darüber hinaus veröffentlichte er auch andere Bücher (siehe unten), darunter ist wohl sein erfolgreichstes „Klösterreich“ zu nennen, das mehrere Auflagen mit einer Auflage von rd. 150.000 Exemplaren erlebte.

Weiters engagierte sich Angerer auch bei Klosterneugründungen in Fritzlar (Hessen) und Itinga (Brasilien). 1999 war er Gründungspräsident des Vereins „Klösterreich“ zur Förderung der kulturellen und touristischen Aktivitäten österreichischer Klöster und Stifte. Seine Renovierungstätigkeiten führten jedoch zu einer Überschuldung des Stiftes Geras, dessen Verbindlichkeiten im Jahr 2003 bei 10,1 Millionen € lagen. Daraufhin ordnete der Heilige Stuhl eine Visitation an, zu einem der Visitatoren wurde Rupert Kroisleitner (NbW), Propst des Chorherrenstifts Vorau, bestimmt.

Anfang 2004 wurde der sexuelle Mißbrauch durch einen Stiftsangehörigen bekannt, bei dessen Fall Angerer bekannte, falsch reagiert zu haben. Am 8. Februar 2004, an seinem 70. Geburtstag, resignierte er als Abt von Geras. Gleichzeitig legte er seine Funktionen als Geschäftsführer des „Kunst- und Bildungszentrum Stift Geras“ und der dem Stift gehörenden Stadt Geras Fremdenverkehrsförderungs- und Betriebsgesellschaft mbH sowie als Präsident von „Klösterreich“ zurück. In Buchform und dann anläßlich seiner Rücktritte kritisierte Angerer öffentlich den Führungsstil des damaligen Bischofs von St. Pölten, Kurt Krenn.

Angerer wurde Ehrenmitglied der Amelungia wegen seines Engagements für die Seligsprechung von Sel. Jakob Kern (Am). Er besaß eine Vorliebe für Motorräder und nahm 1980 an der 250. Ausgabe der Fernsehsendung „Was bin ich“ teil. Er erhielt die Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors sowie Ökonomierat und war Geistlicher Assistent des Vereins Christlicher Unternehmer der Diözese St. Pölten. Zuletzt lebte er im Künstlerheim in Baden bei Wien, wo er auch am Christkönigssonntag 2019 verstarb. Er wurde auf dem Pfarrfriedhof Eibenstein beigesetzt.

Werke:

(Auswahl)
Die liturgisch-musikalische Erneuerung der Melker Reform. Studien zur Erforschung der Musikpraxis in den Benediktinerklöstern des 15. Jahrhunderts (1974).
Lateinische und deutsche Gesänge zur Zeit der Melker Reform (1979).
Breviarium Caeremoniarum Monasterii Mellicensis (1987).
Mensch Mönch. Leben im Kloster (1995).
Klösterreich. Geschichte und Gegenwart der Stifte und Klöster in Bayern, Österreich und in der Schweiz (2003).
Österreich nach Krenn & Co. Wege in die Zukunft der katholischen Kirche in Österreich (2004).
Mein Brevier. Alte Weisheiten, neue Einsichten (2008).

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Amelungia. Parte.
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mitteilung 10. 12. 2019.
https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Angerer (Abruf 9. 12. 2019).
www.katholisch.at/aktuelles/128123 (Abruf 9. 12. 2019).