Lebenslauf:
Kräutler wurde als Sohn eines Stickers geboren und absolvierte 1927 in Feldkirch das Gymnasium, wo er 1924 der späteren MKV-Verbindung Clunia beitrat (Couleurname Perkeo). Danach studierte er zuerst an den Medizinischen Fakultäten der Sorbonne in Paris und der Universität Wien sowie dann an der Theologischen Fakultät der Universität Wien, wo er der Alpenland beitrat. Am 20. Oktober 1929 trat er in den Orden der Missionare vom kostbaren Blut (CPpS) ein und legte dort am 1. April 1931 die ewige Profeß ab. Am 10. Juli 1932 wurde er in Salzburg zum Priester geweiht und 1933 als Missionar nach Brasilien geschickt.
Kräutler wurde bereits 1935 zum Generalvikar der Territorialprälatur (Praelatura territorialis) Xingu in Brasilien (zur Kirchenprovinz Belém do Para gehörend) ernannt und übte dieses Amt rund 35 Jahre aus. Am 26. April 1971 wurde er dann zum Territorial-Prälaten ernannt und am 27. Juni 1971 in Feldkirch von Bischof Bruno Wechner (AIn EM) zum Titular-Bischof von Cissa geweiht.
Eine Territorial-Prälatur oder Freie Prälatur ist eine Art ohne Diözese, an dessen Spitze kein Bischof, sondern ein sog. Freier Prälat (Praelatus nullius) steht. Dieser hat in der Regel für dieses Gebiet dieselben Jurisdiktionsvollmachten wie ein Residential-Bischof. Oftmals wird ein solcher Freier Prälat zu einem Titular-Bischof geweiht, um alle sakramentalen Vollmachten zu besitzen. Solche Freien bzw. Territorial-Prälaturen wurden bzw. werden gelegentlich in Missionsgebieten oder staatlich nicht unumstrittenen Gebieten errichtet, oftmals als Vorform für eine spätere Diözesanerhebung. So war z. B. im Österreichischen Konkordat von 1933/34 vorgesehen, daß aus der Apostolischen Administratur Burgenland ein solche Freie Prälatur wird.
Nach Erreichung der kanonischen Altersgrenze hat Kräutler seinen Rücktritt dem Heiligen Stuhl angeboten. sein Rücktritt wurde am 2. September 1981 angenommen. Er kehrte nach Österreich zurück, lebte in Schellenberg (Liechtenstein), ist in Rum (Tirol) gestorben und in seinem Geburtsort Koblach beigesetzt.
Kräutler verfaßte neben seiner missionarischen Tätigkeit eine Autobiographie, viele Erzählungen und zahlreiche Berichte. In seinem Buch „Menschen am Xingu“ schildert er die zahlreichen Begegnungen mit Menschen und die schwierige Situation der indianischen Ureinwohner zwischen ursprünglicher Lebensform und moderner Anpassung.
Sein Nachfolger als Territorialprälat in Xingu wurde sein Neffe und Ordensbruder Erwin Kräutler (Le), der 2010 den sog. alternativen Nobelpreis erhielt. Beide stehen der sog. lateinamerikanischen „Befreiungstheologie“ nahe. Erwin Kräutler wurde auch deswegen schon bedroht, so daß die Österreichische Bischofskonferenz für ihn einen besseren Schutz forderte.
Werke:
(Auswahl)Begraben im Urwald des Xingu (1948).
Die Steppe zittert ... Originalbericht über den Ritt zu den Chikrins-Indianern (1957).
Blut an den Steinen. Ein Missionar schildert seine Erlebnisse im Urwald Brasiliens (1972). Die zerbrochene Moringa. Erlebnisse mit Urwaldindianern (1973).
Blut an den Steinen. Ein Missionar im Urwald von Brasilien (1995).
Quellen und Literatur:
Der Clunier, 5. Jg., Nr. 1/1986, S. 6–9.Battlogg, Andreas R.: Am Xingu – eine dokumentarische Autobiographie. Zu den Aufzeichnungen Bischof Erich Kräutlers (1906–1985), in: Orientierung 64 (2000), S. 122–124;
Bischöfe, Äbte, Pröpste aus dem CV und ÖCV. Hg. vom Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen und vom Cartellverband der katholischen österreichischen Studentenverbindungen. Regensburg–Wien 2009, S. 79f.