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Univ.-Prof. Dek. Rektor Dr. August Haffner

Univ.-Prof. Dek. Rektor Dr. August Haffner

Urverbindung: Austria Innsbruck (21.04.1887)

Bandverbindungen: Nc, Ae

Geboren: 16.05.1869, Witten (heute Ennepe-Ruhr Kreis, Nordrhein-Westfalen)
Gestorben: 01.06.1941, Hall (Bezirk Innsbruck-Land, Tirol)
Universitätsprofessor (Semitische Sprachen), Landtagsabgeordneter (Tirol)

Lebenslauf:

Haffner stammte aus dem westlichen Westfalen und begann nach der Absolvierung des Gymnasiums 1887 das Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck, wo er der Austria beitrat (Couleurname Dr. cer. Elvira). Nach drei Semestern wechselte er an die dortige Philosophische Fakultät und studierte altorientalische Sprachen. 1889 setzte er dieses Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (dort 1892 Dr. phil.) fort, wo er bei der Norica aktiv war. Danach studierte er 1892/93 in München weiter, wo er bei Aenania aktiv war.

1893 kehrte Haffner wieder nach Wien zurück und habilitierte sich dort 1896 mit der Arbeit „Die Homilie des Ephräm von Syrien über das Pilgerleben“. 1897 bis 1899 unternahm er eine zweijährige Forschungsreise in den Vorderen Orient, die ihn nach Ägypten, Palästina, Libanon, Syrien sowie Konstantinopel führte und hauptsächlich der Handschriftenforschung diente. Mitte Juli 1899 kehrte er nach Wien zurück.

Mit 14. September 1906 wurde Haffner zum außerordentlichen Universitätsprofessor für Semitische Sprachen an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck ernannt. Ursprünglich war dieser Lehrstuhl an der Theologischen Fakultät. Da dieser nun an die Philosophische Fakultät verlegt wurde, unterbreitete aufgrund dieser Genese die Theologische Fakultät dem Unterrichtsministerium den Vorschlag, Haffner auf diesen zu berufen, was dann auch geschah. Daraufhin entstanden zwischen den beiden Fakultäten Meinungsverschiedenheiten, und der deutschnationale Hochschulausschuß (eine Vereinigung vornehmlich schlagender Verbindungen) protestierte gegen die Berufung eines „klerikalen“ Professors und drohte, dessen Antrittsvorlesung zu sprengen. Als Kompromiß gelang es, Haffner zu bewegen, seine Vorlesungen vorerst an der Theologischen Fakultät abzuhalten.

Die katholischen Studenten – hauptächliche von der Austria Innsbruck und der Leopoldina – protestierten wiederum gegen diese Vorgangsweise und verlangten, daß Haffner ordnungsgemäß an der Philosophischen Fakultät seine Lehrveranstaltungen abhalte, was dann auch im Verlauf des Wintersemesters geschah. Man muß sich das vergegenwärtigen: Ein wegen seiner katholischer Gesinnung bekannter Professor durfte nicht in den Räumen seiner Fakultät lesen, sondern mußte wegen des lieben Friedens willen in eine andere ausweichen!

1916 wurde Haffner dann zum ordentlichen Universitätsprofessor ernannt. Im Studienjahr 1921/22 war er Dekan der Philosophischen Fakultät, im Studienjahr 1931/32 Rektor. Er war das erste Urmitglied einer CV-Verbindung, der Rektor der Universität Innsbruck wurde. Im „Ständestaat“ wurde er als Vertreter der Wissenschaft in den Tiroler Landtag berufen, dem er vom 20. November 1934 bis 12. März 1938 angehörte.

Haffner war ein ausgezeichneter Philologe mit der ausgesprochenen Gabe, die inneren Zusammenhänge einer bestimmten Textgruppe aufzuhellen. Seine Lebensarbeit galt einer äthiopischen Überarbeitung des Hexaemerons (Sechs-Tage-Werk) des hl. Epiphanius von Cypern (Tenta Hâymânôt, „Anfang des Glaubens“). Dafür sammelte er äthiopische und arabische Handschriften und hatte die kritische Ausgabe fast abgeschlossen. Er starb tragischerweise kurz davor. Noch tragischer ist es, daß dieses sein Lebenswerk seitdem als verschollen gilt.

Haffner war ein engagiertes Mitglied der Austria-Innsbruck bzw. des CV. So wurde er 1935 zum Ehrensenior der Austria gewählt. Nach dem Anschluß im März 1938 wurde er – ein „gläubiger Dollfußverehrer“ und Sympathisant des „Ständestaates“ – als politisch unzuverlässig entlassen und starb bereits wenige Jahre danach.


Werke:

(Auswahl)
Texte zur arabischen Lexikographie (1905).
Drei arabische Quellenwerke über die Addâd (1913).
Aloys Sprenger. Ein Tiroler Orientalist (1913).

Quellen und Literatur:

Austrier-Blätter Nr. 15, 1946, S. 74–76.
Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 2, Wien 1958, S. 141
Schober, Richard: Geschichte des Tiroler Landtages im 19. und 20. Jahrhundert. Mit einem Beitrag von Eberhard Lang. Innsbruck 1984, S. 591.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 118f.
Bösche, Andreas: Zwischen Kaiser Franz Joseph I. und Schönerer. Die Innsbrucker Universität und ihre Studentenverbindungen 1859–1918. Innsbruck 2008, S. 134f.
http://www.uibk.ac.at/alte-geschichte-orient/institutsgeschichte/altorientalistik/august_haffner.html