Lebenslauf:
HERKUNFT UND AUSBILDUNG
Karl Hubert Wilhelm Winand Virnich wurde als Sohn eines begüterten Kaufmanns und Seifensieders geboren. Sein Rufname war Winand. Er besuchte das Gymnasium in Düren, die Handelsschule in Verviers (Provinz Lüttich, Belgien) sowie das Jesuitenkolleg in Namur (Belgien) und das Gymnasium in Aachen, wo er 1858 das Abitur ablegte. Anschließend war er eine zeitlang in der königlich preußischen Bergaufsicht tätig und studierte dann an den Rechtswissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten Bonn, München, Innsbruck, Berlin, Heidelberg und Tübingen (dort Dr. iur. 1871).
In Bonn trat Virnich zunächst der Burschenschaft Frankonia bei. Bei dieser waren u. a. die Historiker Heinrich von Treitschke und Julius von Ficker, der im Jahre 1848 zum Tode verurteilte Politiker Karl Schurz, später Politiker in den USA, sowie Friedrich Nietzsche aktiv. Dort erlebte Virnich, wie bei der Mensur jemandem die Nase abgehauen wurde, und trat daraufhin aus. Er überlegte nun, eine katholische Verbindung mit Duellverbot zu gründen.
In Innsbruck kam Virnich mit den Tiroler Studenten Franz X. Schedle und Johann Liberat Wolf in Kontakt. Sie gründeten am 3. März 1864 zuerst die Verbindung Alemannia, wobei von Virnich der Verbindungsname und die Farben stammen sollen. Diese löste sich wegen Schwierigkeiten wieder auf und gründete sich am 9. Juni 1864 als Austria wieder. Virnich gilt daher als einer der Gründer der Austria Innsbruck (Couleurname Dr. cer. Wikus).
POLITISCHE LAUFBAHN
Bereits seit 1867 übte Virnich eine journalistische Tätigkeit bei verschiedenen katholischen Tageszeitungen aus. Bekannt wurde er u. a. durch seine Artikel gegen Ignaz Döllinger. Zum 1. Januar 1872 übernahm er die Redaktion der katholischen „Deutschen Reichs-Zeitung“ in Bonn. Dadurch kam Virnich in Kontakt zum Politischen Katholizismus und zur Zentrumspartei.
Für diese kandidierte Virnich im Herbst 1873 für das Abgeordnetenhaus des preußischen Landtags, wurde im Wahlkreis Düsseldorf-Kleve gewählt und gehörte dem Landtag vom 12. November 1873 bis zu seinem Tod an. Am 21. Februar 1887 wurde Virnich auch in den deutschen Reichstag für den Wahlkreis Bonn-Rheinbach gewählt und gehörte diesem bis zu seinem Tod an. Es war dies die Zeit des preußischen Kulturkampfes unter Reichskanzler Otto von Bismarck mit seinen Auseinandersetzungen.
Wenige Monate nach der Wahl ins Abgeordnetenhaus gab Virnich seine journalistische Tätigkeit auf und bezeichnete sich fortan als „Rentner und Gutsbesitzer“. Die Doppelbelastung als preußischer Abgeordneter und Mitglied des Reichstages ab 1887 führte bei ihm zu einer gesundheitlichen Belastung und einem Herzleiden. Im Sommer 1890 wollte er sich auf der Insel Borkum erholen und erlag dort einem Herzversagen. Beigesetzt wurde er in der Familiengruft des Friedhofs Köln-Melaten. Sein Sohn Franz Virnich (R-F, AIn) war ein Opfer des Nazi-Regimes.
Werke:
(Auswahl)Die Fraction des Centrums in der zwölften Legislaturperiode des preußischen Landtags 1873–1876 (1876)
Die Centrumsfraktion und der Kulturkampf (1879).
Quellen und Literatur:
Academia 3 (1890/91), 85.Gründungsgeschichte der akademischen Verbindung Austria-Innsbruck und die Füchse des Jahres 1864/65. Hg. von Gustav Sauser, Josef Hofinger und Adolf Haas. Innsbruck 1935, 32.
Austrier-Blätter, Nr. 18, 1949, 456.
Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 18 und 520.
Schorn, Franz Hubert: Franz Virnich 1882–1843. Opfer der NS-Justiz. Bericht und Dokumentation. Langwaden 1998, 13–17.