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RA Dr. Arthur Maria Weber

RA Dr. Arthur Maria Weber

Urverbindung: Austria Innsbruck (08.10.1901)

Bandverbindungen: Le

Geboren: 02.05.1882, Innsbruck
Gestorben: 06.04.1946, Innsbruck
Duellverweigerer, Rechtsanwalt

Lebenslauf:

Weber wurde als Sohn eines Eichmeisters bzw. Innsbrucker Gemeinderates im Arbeiterviertel St. Nikolaus („Koatlackn“) geboren und absolvierte das Innsbrucker Gymnasium. Dort trat er der katholischen Pennalie (später MKV) Teutonia bei. Nach der Matura im Jahr 1900 und dem Einjährig-Freiwilligenjahr beim Infanterieregiment Ernst Ludwig, Großherzog von Hessen und bei Rhein, Nr. 14 in Linz begann er im Herbst 1901 das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. iur. 1908), wo er der Austria beitrat (Couleurname Dr. Haymon). Aufgrund seines Führungs- und Organisationstalents war er in den Studienjahren 1902/03 und 1903/04 durch vier Semester hindurch Senior.

Es war dies die Zeit der Auseinandersetzungen zwischen den katholischen und schlagenden Verbindungen, und Weber war als Senior der Austria einer der gehaßtesten Vorkämpfer der katholischen Sache. Am 16. Oktober 1902 versperrte nun Heinrich Joerg (B! Brixia) Weber auf der Universität den Weg. Der schob jenen beiseite, worauf Joerg zu Weber „Lausbub“ rief, der dann Joerg daraufhin eine Ohrfeige gab, was dieser nun seinerseits mit Stockhieben zu beantworten versuchte. Da beide Reserveoffiziersanwärter waren, kam es daraufhin von Joerg zu einer Duell-Aufforderung, desgleichen erstattete er auch Anzeige.

Bei der Gerichtsverhandlung am 29. Dezember 1902 wurden beide bestraft. Weber erhielt 10 Kronen Strafe, Joerg hingegen 20 Kronen, weil er als derjenige angesehen wurde, der zuerst provoziert hatte. Der von Sympathisanten der deutschnationalen bzw. schlagenden Verbindungen dominierte Akademische Senat folgte hingegen nicht dem Urteil des Strafgerichts. Dort erhielt Weber eine Rüge, der Verursacher Joerg bekam hingegen keine Strafe.

Als überzeugter Katholik hat Weber natürlich die Duellaufforderung seitens Joerg abgelehnt. Daraufhin kam es zu einem militärehrengerichtlichen Verfahren. Die Tiroler Militärbehörden urteilten am 16. März 1903 wie zu erwarten. Weber wurde zum einfachen Soldaten degradiert, Joerg hingegen nur zum Feldwebel. In dem Urteil gegen Weber hieß es: „Der Beschuldigte, Reserve-Kadett-Feldwebel Arthur Weber […] hat die Standesehre dadurch verletzt, daß er einen Reserve-Kadett-Aspiranten öffentlich mißhandelte und, hierüber zur Satisfaktion aufgefordert, dieselbe aufgrund seiner nicht offiziersmäßigen Anschauungen verweigerte.“ Ein und derselbe Tatbestand wurde also dreimal (Strafgericht, Akademischer Senat, Militärehrengericht) jeweils unterschiedlich bewertet.

Fünf Angehörige der Austria Innsbruck, darunter u. a. auch Josef Hintner-Aschauer (AIn, Cl), wurden vor 1914 wegen Duellverweigerung des Offiziersstandes für verlustig erklärt. Im Fall Weber kam es – so wie bei den vorigen Fällen – zu einem entsprechenden Presseecho und einer Interpellation christlichsozialer bzw. katholisch-konservativer Abgeordneter im Reichsrat. Für seine Gesinnungstreue erhielt er das Päpstliche Ehrenkreuz „Pro Ecclesia et Pontifice“.

Weber selber engagierte sich noch während des Studiums im Katholischen Arbeiterverein und war zwecks Studiums der Arbeiterfrage einige Zeit bei der Zentralstelle des Katholischen Volksvereins in Mönchen-Gladbach (Rheinland).

Nach seinem Studium und dem Gerichtsjahr schlug Weber die Anwaltslaufbahn ein und war dann in einer Bozener Anwaltskanzlei tätig. Im Ersten Weltkrieg war er als Gerichtsakzessist eingesetzt. Danach eröffnete er seine eigene Kanzlei in Innsbruck. Gesundheitlich bereits angeschlagen starb er ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs und wurde auf den Friedhof St. Nikolaus, Innsbruck, begraben.

Sein Sohn war der spätere Generaldirektor-Stellvertreter der Leykam-Mürztaler AG Rudolf Weber (AIn).

Quellen und Literatur:

Academia 16 (1903/04), S. 76.
Austrier-Blätter Nr. 16. 1947, S. 171–174.
Bösche, Andreas: Zwischen Kaiser Franz Joseph I. und Schönerer. Die Innsbrucker Universität und ihre Studentenverbindungen 1859–1918. Innsbruck 2008, S. 128.