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Univ.-Prof. Dr. Clemens August Andreae

Univ.-Prof. Dr. Clemens August Andreae

Ehrenmitgliedschaften: Austria Innsbruck, Leopoldina, Alpinia-Innsbruck, Claudiana

Geboren: 05.03.1929, Graz
Gestorben: 26.05.1991, nahe Phu Toey (Thailand) bei einem Flugzeugabsturz
Universitätsprofessor (Finanzwissenschaften)

Lebenslauf:

Andreae wurde als Sohn des Wilhelm Andreae, damals Universitätsprofessor für Volkswirtschaftlehre in Graz, geboren. Der Vater bekam 1933 einen Ruf nach Gießen, wohin die Familie zog. Nach einer kriegsbedingten, verkürzten Gymnasialzeit am Landgraf-Ludwig-Gymnasium in Gießen wollte Andreae eigentlich Archäologie studieren, ließ sich aber vom Vater umstimmen und studierte Nationalökonomie an der Universität Marburg/Lahn (Dr. rer. pol. 1950). Danach ging er zum Weiterstudium an die Universität Köln, wo er 1951 der KV-Verbindung Nibelung Köln beitrat.

1951 wurde Andreae Assistent in Köln und habilitierte sich dort 1955 für Nationalökonomie mit der Arbeit „Finanzielle Stabilität als Richtschnur der Finanzpolitik“. Bereits 1958 wurde er an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck zum außerordentlichen Universitätsprofessor (sog. alten Typs) ernannt. 1962 erfolgte dann die Ernennung zum ordentlichen Universitätsprofessor für Politische Ökonomie. 1968 wurde er zum Vorstand des Instituts für Finanzwissenschaften bestellt. In den Studienjahren 1981/82 und 1982/83 war er Rektor der Universität Innsbruck. Einer seiner Schüler war der spätere Bundespräsident Alexander van der Bellen.

Für Andreae waren die Wirtschaftswissenschaften immer Wissenschaften vom und für den Menschen. Er war vom christlichen Menschenbild der Unvollkommenheit geprägt, wonach es in der Wirtschaft und Gesellschaft keine vollkommenen Lösungen gibt. Nach ihm sind die Menschen aufgerufen, an der Verbesserung ihrer und ihrer Mitmenschen Lebensbedingungen ständig zu arbeiten. Bereits in den fünfziger Jahren zog Andreae die Katholische Soziallehre bzw. die päpstlichen Sozialenzykliken in seine Lehrtätigkeit ein.

Von dieser humanwissenschaftlichen Orientierung her ergaben sich auch die Forschungs- und Interessensgebiete von Andreae. Mit fast prophetischem Gespür deckte er gesellschaftsrelevante Probleme auf. Es seien nur auf die 1966 (Der größere Markt) und 1970 (Ökonomik der Freizeit) erschienenen Bücher verwiesen. In der Finanzpolitik bekannte sich Andreae immer zu den Grundsätzen monetärer und budgetärer Disziplin. In Zeiten eines defizitfinanzierten Wohlfahrtsstaates warnte er vor den Folgen der steigenden Staatsverschuldung.

In der Wirtschaft und Politik des In- und Auslandes war er stets ein begehrter Berater. Für die Studenten war Andreae ein brillanter Lehrer. Wie kaum ein anderer verstand er es, komplizierte Sachverhalte seinen Hörern nahezubringen. Er war sowohl mündlich wie schriftlich ein blendender Formulierer. Ab 1990 war er – tragischerweise nur für kurze Zeit – einer der Herausgabe der „Wochenpresse“.

Andreae war seit 1951 mit seinen Beitritt zum KV mit dem katholischen Couleurstudententum verbunden. Als er nach Innsbruck ging, wurde er naheliegenderweise bei der dortigen KV-Verbindung Rhenania aktiv und deren Bandphilister. Dort hielt er noch bei deren 95. Stiftungsfest 1990 die Festrede. 1965 wurde er dann Ehrenmitglied bei der Austria Innsbruck (Couleurname Kurfürst). Bandverleihungen der Leopoldina und der Alpinia folgten. 1987 erhielt er das Band der Claudiana. 1988 wurde er Ehrenphilister der MKV-Verbindung Flavia Lambach. Andreae ehelichte die Tochter von Josef Konrad (AIn), Univ.-Prof. für Dermatologie in Innsbruck.

Im Mai 1991 unternahm Andreae zusammen mit vier Assistenten und fünfzehn Studenten der Universität Innsbruck eine Studienreise zum Finanzplatz Hongkong. Auf dem Rückflug machte die Lauda-Air Maschine, eine Boeing 767-300 mit dem Namen „Mozart“, eine Zwischenlandung in Bangkok (Thailand). Nach dem Start Richtung Westen betätigte sich 15 Minuten später die Schubumkehr des linken Triebwerkes aus bis jetzt nie gänzlich geklärter Ursache. Die Maschine des Lauda-Air Fluges 004 zerbrach daraufhin noch in der Luft in Stücke und stürzte ab, wobei alle 223 Insassen umkamen.

Andreae starb am Höhepunkt seiner beruflichen wie geistigen Schaffenskraft. Diese Tragik erinnert auch an jenen Absturz fast genau 20 Jahre zuvor, bei dem René Marcic (R-J EM) ums Leben kam.

Werke:

(Auswahl)
Der größere Markt. Wirtschaftsintegration vom Atlantik bis zum Ural (1966).
Finanztheorie (1969).
Handbuch der österreichischen Finanzwirtschaft (1970).
Ökonomik der Freizeit (1970).
Finanzpolitik (1975).
Vom Boss zum Partner (1983).
Quellen des Wachstums (1985).

Quellen und Literatur:

Austrier-Blätter Nr. 60, 1991, S. 96–98.