Lebenslauf:
HERKUNFT, AUSBILDUNG UND PRIESTERLICHE LAUFBAHN
Gangl wurde als Sohn eines Landwirts geboren. Sein Geburtsort Apetlon lag damals in Westungarn und hieß Mosonbánfalva. Er absolvierte 1904 das Benediktinergymnasium in Raab (Györ, Westungarn), trat danach in das dortige Priesterseminar ein und studierte an der ebenfalls dortigen Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt. Am 29. Juni 1908 wurde er zum Priester geweiht. Danach war er an verschiedenen Stellen als Kaplan tätig (u. a. in Raab und Deutschkreutz). Von 1914 bis 1918 war er Feldkurat.
Nach einer Kaplanstätigkeit 1919/20 in Ödenburg (Sopron) wurde Gangl 1920 Pfarrer von Neudörfl an der Leitha. Vom 15. August 1929 bis zum 1. März 1962 war er Stadtpfarrer von Eisenstadt. Nachdem er bereits von 1941 bis 1963 Dechant des Dekanats Eisenstadt war, bekleidete er von 1962 bis 1965 das Amt eines Kreisdechanten (Nördlicher Kreis).
Nach Errichtung der Diözese Eisenstadt 1961 wurde am 1. Mai 1963 das Domkapitel errichtet und Gangl zum Domkapitular ernannt. Am 8. September 1969 wurde er zum Dompropst berufen, nachdem er bereits am 7. März 1957 zum Päpstlichen Hausprälaten ernannt wurde.
POLITISICHE LAUFBAHN
Gleich nach dem Ersten Weltkrieg wurde Gangl im Zuge der Angliederung Westungarns (Burgenland) politisch für die Christlichsozialen aktiv und war deren Landesparteiobmann vom 14. März 1922 bis 20. November 1923. Ebenfalls ab dem 14. März 1922 war er bis zum 28. Juni 1932 Landesparteisekretär. Danach gehörte er dem Parteivorstand bis zur Auflösung der Partei an.
Diese führende Stellung in der Partei zog politische Funktionen nach sich. Vom 15. Juli 1922 bis 13. November 1923 war er burgenländischer Landtagsabgeordneter. Danach war er vom 20. Dezember 1923 bis zum 30. April 1934 Nationalratsabgeordneter. Er legte sein Mandat vor der Sitzung des sog. „Rumpfparlaments“ zwecks Verabschiedung der Verfassung des „Ständestaates“ nieder, um damit dem Beschluß der Österreichischen Bischofskonferenz über den Rückzug der Priester aus der Politik nachzukommen.
Allerdings gehörte Gangl dann dem ständischen Landtag von Burgenland vom 11. November 1934 bis zum 12. März 1938 an. Darin wurde kein Widerspruch zu dem genannten Beschluß gesehen, weil die Ausübung eines Mandats im „Ständestaat“ nicht als (partei)politische Funktion angesehen wurde.
Gangl gehörte zu den führenden und prägenden Persönlichkeiten des Burgenlands bzw. der Christlichsozialen Partei nach dem Ersten Weltkrieg, als es galt, dieses neue Bundesland in Österreich zu integrieren. Neben Landeshauptmann Johann Thullner (BbW EM) war er dort der zweite Priester in der Politik in der Zwischenkriegszeit. Er erhielt die Ehrenmitgliedschaft der (Austro-)Peisonia bereits in deren Gründungszeit. Ebenso war er seit 1930 Ehrenmitglied der katholischen Pennalie Forchtenstein Eisenstadt (später MKV).
Quellen und Literatur:
Unger, Günter Michael: Die Christlichsoziale Partei im Burgenland (= Burgenländische Forschungen 49). Eisenstadt 1965 (passim).Kriegler, Johann: Politisches Handbuch des Burgenlands. I. Teil (1921–1938). Eisenstadt 1972, S. 90.
Schmit, Silvia: Michael Gangl. Biographie des Priesters unter besonderer Berücksichtigung seines politischen Wirkens. Wien phil. Diss. 1989.