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em. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Anton Schwob

em. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Anton Schwob

Urverbindung: Leopoldina (20.06.1959)

Geboren: 29.08.1937, Apatin
Gestorben: 30.10.2023, Salzburg
Universitätsprofessor (Germanistik)
Politische Haft: 1945 bis 1947 im Lager Gakovo (Jugoslawien)

Lebenslauf:

Schwob wurde als Sohn eines Bauleiters geboren, war Donauschwabe und stammte aus der Region Batschka, das nunmehr zur autonomen Region Vojvodina der Republik Serbien gehört. Nach der Schlacht von Zenta (1699) wurden in diesem Gebiet, das nördlich des Zusammenflusses Donau und Theiß liegt, von den Habsburgern Deutsche angesiedelt. Diese sog. Donauschwaben wurden 1945 von Jugoslawien enteignet und interniert, wobei viele von ihnen mißhandelt und getötet wurden.

Nach traumatischen Kindheitserlebnissen im Lager Gakovo bei Sombor gelang Schwob 1947 gemeinsam mit seiner Mutter die Flucht nach Österreich. Die Folge war ein verspäteter Volksschulbesuch zuerst in Kalkleiten bei Graz und dann in Kuchl bei Salzburg. Danach besuchte er die Hauptschule in Salzburg und schließlich dort die Lehrerbildungsanstalt, wo er 1957 die Matura ablegte. Danach begann er das Studium der Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie, das ihn an die Universitäten in Innsbruck (hier 1967 Dr. phil.), Marburg an der Lahn und München führte. In Innsbruck trat er der Leopoldina bei (Couleurname Arno).

In Marburg hatte Schwob die Gelegenheit, am Deutschen Sprachatlas zu studieren und zu arbeiten. In den Jahren 1963 und 1964, während mehrwöchiger Fahrten im Rahmen der vom Deutschen Spracharchiv und Deutschen Sprachatlas durchgeführten Erfassung der ost- und südostdeutschen Mundarten, machte er Aufnahmen und Protokollierungen von 88 südostdeutschen Ortsmundarten auf Tonband. Nach Beendigung seines Studiums war er ab 1968 Assistent, seit 1969 auch als Lehrbeauftragter, am Institut für Germanistik der Universität Innsbruck tätig. In den Jahren 1971 bis 1975 war er auch Lehrbeauftragter an der Universität Padua.

1979 habilitierte sich Schwab für Deutsche Sprache und Ältere deutsche Literatur an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck. 1981 war er Gastdozent an der Universität Wien. Mit Wirkung 1. März 1982 wurde er zum ordentlichen Universitätsprofessor für Ältere deutsche Sprache und Literatur an die Universität Graz berufen. Von 1992 bis 1998 und dann wiederum von 2002 bis 2004 war er Vorstand des Instituts für Germanistik an der Universität Graz. Vom Sommersemester 1998 bis zum Sommersemester 1999 war er Prädekan und im Wintersemester 1999/2000 Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz. Am 30. September 2005 wurde er emeritiert.

Schwobs wissenschaftlicher Schwerpunkt lag in der Erforschung und Sicherung der deutschen Sprache und deren Literatur in Südosteuropa. Ebenso war er an der Errichtung zahlreicher „Österreich-Bibliotheken“ an Universitäten und Bibliotheken Ost- und Südosteuropas beteiligt. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt war der mittelhochdeutsche Dichter Oswald von Wolkenstein. Zu diesen Themen veranstaltete er zahlreiche internationale Tagungen und veröffentlichte Studien.

Schwob war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Vereinigungen, insbesondere zur Donauschwäbischen bzw. südosteuropäischen Geschichte. Ab 1986 war er Leiter des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung Wien. Er erhielt Ehrendoktorate der Universitäten Hermannstadt (Sibiu, Rumänien) und Fünfkirchen (Pecs, Ungarn). Er starb nach längerem Leiden zu Hause und wurde auf dem Salzburger Kommunalfriedhof bestattet.



Werke:

(Auswahl)
Die Apatiner Mundart (1966).
Oswald von Wolkenstein. Eine Biographie (1977).
Methodologische und literaturhistorische Studien zur deutschen Literatur Ostmittel- nd Südosteuropas (1994).
Der Dichter und der König, Zum Verhältnis zwischen Oswald von Wolkenstein und Sigmund von Luxemburg (2014).

Quellen und Literatur:

Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 23. 11. 2023).
https://homepage.uni-graz.at/de/anton.schwob/lebenslauf/ (Aufruf 23. 11. 2023).
https://germanistik.uni-graz.at/de/neuigkeiten/detail/article/nachruf-prof.-schwob/ (Aufruf 23. 11. 2023).

Foto: © IKGS München (Erstveröffentlichung: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 46 (1997), S. 311.)