Lebenslauf:
Cremer wurde als Sohn des Steinzeugfabrikanten Jakob Cremer (R-D EM) geboren und absolvierte im März 1925 das Realgymnasium in Köln. Danach begann er das Studium der Volkswirtschaft und Staatswissenschaften an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. rer. pol. 1929), wo er der Austria beitrat (Couleurname Dr. cer. Fips). 1927 war er Mitbegründer (Gründungsconsenior) der Rheno-Danubia, deren Senior er dann im Wintersemester 1928/29 war.
Nach seinem Studium eignete sich Cremer im In- und Ausland die theoretischen und praktischen Kenntnisse zur Führung eines großen keramischen Unternehmens an. So besuchte er u. a. die Keramische Fachschule in Bunzlau (Niederschlesien, nunmehr Boleslawiec, Polen) und war in Argentinien, wo er eine Versuchsfabrik für Dachziegel und Steinzeugrohre aufbaute. Nachdem die Cremer & Breuer GmbH die Mehrheit an der Deutschen Steinzeugwarenfabrik AG in Mannheim-Friedrichsfeld erworben hatte, war er dort als Vertrauensmann des Mutterunternehmens tätig. Nachdem diese die Mehrheit an der Annawerk Schamotte- und Tonwarenfabrik AG in Oeslau (Rödenthal, Kreis Coburg, Bayern) übernommen hatte, gründete diese die Buchtal AG in Schwarzenfeld (Kreis Schwandorf, Bayern), deren Aufbau und Leitung 1937 Cremer übernahm.
Die in „Farbe tragen (1988)“ (siehe Quellen und Literatur) angeführte KZ-Haft Cremers zu Beginn des Krieges konnte nicht verifiziert werden. Im August 1940 verstarb Cremers Vater, so daß er die Geschäftsführung der Cremer & Breuer GmbH übernahm. Gleichzeitig wurde er Aufsichtsratspräsident der verschiedenen Tochterfirmen (Breuer & Cremer Gruppe). Nach dem Krieg war er als „Betriebsführer kriegswichtiger Betriebe“ von Mai 1945 bis März 1948 im Lager Moosburg (Kreis Freising, Bayern) interniert. Dieses war ursprünglich ein deutsches Kriegsgefangenenlager und wurde dann von der US-Army als Internierungslager benützt.
Nach seiner Freilassung übernahm Cremer wieder die Geschäftsführung der Cremer & Breuer GmbH und den Aufsichtsratsvorsitz bei den Tochterunternehmen. Die Unternehmensgruppe Breuer & Cremer war für den Wiederaufbau nach dem Krieg sehr wichtig. Ihr Schwerpunkt lag im Bereich der Grobkeramik (Herstellung von Steinzeugrohren für die Kanalisation, Fliesen, Platten, Feuerfestmaterialien, Dachziegeln usw.). Die Unternehmensgruppe expandierte unter der Leitung Cremers weiter. 1981 übergab er die Geschäftsführung an seinen Schwiegersohn, war aber noch bis 1990 Präsident des Aufsichtsrates der Cremer & Breuer GmbH.
Cremer engagierte sich vielseitig. So war er von 1957 bis 1969 Präsident der Deutschen Keramischen Gesellschaft und errichtete 1971 in seinem Geburtsort Frechen das Museum „Keramion“, das in seiner äußeren Form einer Töpferscheibe ähnelt. Er finanzierte Lehrstühle an den Technischen Universitäten Clausthal-Zellerfeld, Berlin und Erlangen und erhielt deswegen das Ehrendoktorat (Dr. ing. h. c.). Cremer war als Unternehmer aufgrund seiner Religiosität stark sozial engagiert und von der speziellen Art der Katholischen Soziallehre im Rheinland („Rheinischer Kapitalismus“) geprägt. Auch förderte er besonders seine beiden Verbindungen.
In den letzten Jahren seines Lebens lebte Cremer zurückgezogen in seinem Haus in Köln und verstarb kurz nach seinem 99. Geburtstag. Er wurde auf dem Friedhof von Frechen, dessen Ehrenbürger er war, begraben. Dort ist auch eine Allee nach ihm benannt.
Quellen und Literatur:
Farbe tragen, Farbe bekennen. 1938-1945. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von HERBERT FRITZ u. a. Wien 1988, S. 139,Austrier-Blätter, Heft 47, 1978, S. 9–19, und Heft 74, 2005, S. 138–142.
http://www.deutsche-steinzeug.de/konzern/geschichte.html?pe_id=11 (Abruf 23. 6. 2017)