Nach dem Papstbesuch wird die Stadthalle zur Kathedrale

Nach dem Papstbesuch wird die Stadthalle zur Kathedrale

Österreichischer Cartellverband
Österreichischer Cartellverband
27.07.2007
Herbert Rupp

Die Maria-Namen-Feier ist alljährlich das zahlenmäßig größte religiöse Ereignis in Österreich, die Stadthalle verwandelt sich dabei in eine große Kathedrale. Auch heuer werden Gläubige aus ganz Österreich und viele aus den Nachbarländern erwartet.

Vor 60 Jahren hatte der Franziskaner P. Petrus Pavlicek (1902-1982) eine Gemeinschaft begründet, die bald als "Rosenkranz-Sühnekreuzzug" bekannt wurde und heute international verbreitet ist. Derzeit gibt es an die 800.000 Mitglieder. Die Vorgeschichte der Gründung ist von der Zeitgeschichte geprägt: Der im Zweiten Weltkrieg zum Sanitätsdienst einberufene Petrus Pavlicek landete 1944 in einem riesigen Kriegsgefangenenlager bei Cherbourg in Frankreich. Von einem Mitgefangenen erhielt er eine Schweizer Kleinschrift über Fatima, die ihn tief berührte. Die Fatima-Botschaft ließ ihn nicht mehr los. Ein Jahr nach Kriegsende konnte er in Mariazell für die glückliche Heimkehr danken. Tief besorgt betete er für seine österreichische Heimat, die damals vierfach besetzt war. P. Petrus hörte in Mariazell etwas wie eine innere Stimme: "Tut, was ich euch sage, und es wird Friede sein".

Diese Worte gingen dem Franziskaner nicht mehr aus dem Sinn, und während er im Auftrag des Ordens als Volksmissionar durch die Pfarren zog, überlegte er betend, wie er die Menschen anregen könnte, zu tun, was Maria in Fatima geraten hatte. Im Laufe eines halben Jahres reifte in ihm der Plan, eine Gemeinschaft von Rosenkranzbetern zu gründen, die um den Frieden in der Welt sowie um die Freiheit Österreichs bitten sollte.

Er suchte erste Mitbeter unter Bekannten, unter Beichtkindern und unter Ordensschwestern. Seine ersten Helfer waren sein in Wien lebender Bruder und seine Schwägerin, die für Jahre seine Sekretärin wurde. In einem gewöhnlichen Schreibheft vermerkte er die Mitglieder mit Uhrzeit, zu der sie den Rosenkranz beten wollten. Ihm schwebte ein Gebet rund um die Uhr vor.

Als er etwa 500 Mitglieder gesammelt hatte, suchte er die kirchliche Zustimmung. Kardinal Theodor Innitzer gab sie bereitwillig. Jetzt konnte P. Petrus öffentlich werben. Bald gelang es dem Franziskaner, eindrucksvolle Manifestationen des Glaubens zu veranstalten, zunächst Lichterprozessionen auf der Ringstraße, später die "Maria-Namen-Feiern" in der Stadthalle. Prominente Politiker, wie Leopold Figl und Julius Raab, schloßen sich der Gebetsbewegung an. Über alle Höhen und Tiefen der kirchlichen Zeitgeschichte hinweg bleibt die Maria-Namen-Feier ein Zentralereignis.(PEW)