Wenn zwei verschiedene Instanzen in der Organisationsstruktur der Universität streiten, dann meist auf Kosten der Studierenden. So geschieht es jedenfalls im Moment an der Uni Wien. Das Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaften hat zu Semesterbeginn auf angeblich nicht eingehaltene Versprechen des Rektors medienwirksam reagiert. Via Aushang und Homepage ließ man die Studenten wissen, dass man keine weiteren Diplomanden mehr zulassen wird können. Es fehle Platz, Geld und Personal. Zufällig genau das was den Publizisten –nach eigenen Angaben- vom Rektor versprochen wurde. Das Institut “produzierte” bisher jährlich 300 Akademiker und das mit satten 4 Professoren und einem winzigen Institutsgebäude im 18. Wiener Gemeindebezirk. Diese Effezients wurde aber nicht belohnt. Nun gibt es eine Art Studienabschlussboykott.
Davon betroffen sind angeblich 3000 Studierende. Sie haben noch das Diplomstudium nach altem Studienplan belegt. Studiengebühren müssen aber trotzdem berappt werden, auch wenn man keine einzieg Lehrveranstaltung besuchen kann und nicht an seiner Diplomarbeit schreiben kann. Bezahlt man nicht, verlieren alle bisherigen Zeugnisse ihre Gültigkeit, so will es das Gesetz. Wer keine Lehrveranstatungen besuchen kann, der kann auch keine sogenannten Semesterwochenstunden erlangen, wer diese nicht vorweist verliert Familienbeihilfe und andere Unterstützungen. Gleiches gilt für Leistungsstipendien, denn ohne Prüfungen kann man keine Leistung nachweisen. Der Lehrbetrieb läuft nur bis knapp vor die letzte Phase des Studiums. Kurz vor der Endstation streikt die Lok.
Die Hochschülerschaft übte zwar Kritik, zeigte aber auch Verständnis für diese Maßnahmen. Dass Institut und Uni-Leitung einen Streit auf dem Rücken der Studenten austragen, erscheint den “Interessensvertretern” also nicht grotesk. Es veranlasst auch nicht zu den sonst so beliebten Demonstrationen, sondern zu routiniertem Groll über die Regierung im Allgemeinen und die Bildungsministerin im Besonderen. Über Ursachen nachzudenken, dazu ist man scheinbar nicht in der Lage.
Das Studium Publizistik ist Semester für Semester überbelegt, hat eine hohe Drop-out-Rate und gilt als Auffangbecken für Unentschlossene. Letzteres gibt das Institut unter vorgehaltener Hand sogar selbst zu. All diese Umstände werden tatenlos akzeptiert und die, die sich für das Studium eignen, die durchgehalten und bis kurz vor dem Abschluss brav gelernt haben, lässt man im Regen stehen.
Da drängen sich zwei zentrale Forderungen des ÖCV wieder auf:
1) In allen starkbelegten Studien, zur orientierungshilfe selektive Studieneingangsphasen einzuführen. Das heisst nicht Drop-out-Prüfungen forcieren, sondern zu Beginn des Studiums unter bestimmter Feedbackbegleitung Leistungen einzufordern.
2) Einführung eines internen Numerus Clausus. Nur eine bestimmte Zahl an Studenten oder nur jene die eine bestimmte Leistung erbracht haben, dürfen nach dem Bakkalaureatsstudium auch das Magisterium belegen. Gleiches soll für das Doktorat gelten.
Bis es so weit ist, müssen Studenten noch einiges an Schikanen (Uni), Psychoterror (Institut) und Rückgratlosigkeit (ÖH) über sich ergehen lassen.