Dr. Heinrich Neisser (Rd) verstorben

Dr. Heinrich Neisser (Rd) verstorben

Österreichischer Cartellverband
Österreichischer Cartellverband
01.09.2025
Michael Mostböck
Artikel

Am 22. August 2025 verstarb der ehemalige zweite Nationalratspräsident und Bundesminister a. D. Dr. Heinrich Neisser (Rd) im 90. Lebensjahr in Wien. Zeit seines Lebens war er eine zentrale Figur der österreichischen Politik, insbesondere in den Bereichen Verfassungsrecht, Europapolitik und parlamentarische Arbeit. Heinrich Neisser wurde am 19. März 1936 in Wien geboren und besuchte nach dem Krieg das Piaristengymnasium, danach studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Wien und wurde 1954 Mitglied der ÖCV-Verbindung Rudolfina, sein Couleurname lautete Aladin. Nach dem Abschluss des Studiums arbeitete Neisser zunächst als Beamter im Präsidium des Verfassungsgerichtshofs und im Verfassungsdienst des Bundeskanzleramts.

1969 holte in Bundeskanzler Dr. Josef Klaus (Rd) als Staatssekretär ins Bundeskanzleramt und war vor allem in der Reform der Verwaltung beschäftigt. Mit dem Regierungswechsel 1970 trat die ÖVP in die Opposition und Neisser war bis 1975 für die Industriellenvereinigung tätig bevor er schließlich ab 1975 als Abgeordneter des Nationalrats ins Parlament und wirkte war dort Verfassungs- und Wissenschaftssprecher für die ÖVP.

In den 1980er-Jahren lag sein politischer Schwerpunkt seiner Arbeit auf einer gemeinsamen Europapolitik. Als sich nach der Nationalratswahl 1986 ein Koalition aus SPÖ und ÖVP bildete wurde Cbr. Neisser Bundesminister für Föderalismus und Verwaltungsreform. 1990 kehrte er als Abgeordneter ins Parlament zurück und wurde zunächst ÖVP-Klubobmann und später Zweiter Nationalratspräsident. Neben der parlamentarischen Arbeit vertrat er die ÖVP auch in europapolitischen Diskussionen.

Nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik 1999 übernahm Univ. Prof. Neisser den Jean-Monnet-Lehrstuhl am Institut für Politikwissenschaften der Universität Innsbruck, wo er die europäische Integration wissenschaftlich begleitete. Darüber hinaus engagierte er sich in verschiedenen Initiativen zur Stärkung von Demokratie und Parlamentarismus, insbesondere im Bereich Wahlrecht und Grundrechte.

Seine politischen und wissenschaftlichen Arbeiten konzentrierten sich auf Verfassungsrecht, Europapolitik, Verwaltungsreform und parlamentarische Verfahren. Neisser galt als Fachmann für demokratische Strukturen und setzte sich zeitlebens für rechtsstaatliche Prinzipien und die europäische Integration Österreichs ein.

Die ÖCV-Verbandsführung entbietet seiner Familie ihre aufrichtige Anteilnahme und ist dankbar für das lebenslange Engagement von Cartellbruder Aladin.