Leopold Städtler (Cl) ist zweifelsohne in jeglicher Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung im steirischen Klerus und wahrlich ein Zeitzeuge. Er wurde am 23. April 1925 im weststeirischen Ligist als Sohn eines Trafikanten geboren und legte 1943 die Matura in Graz ab. Bald danach wurde er zu den Gebirgsjägern eingezogen und in der Folge in Nord-Finnland eingesetzt, wo er das Kriegsende erlebte und in norwegische Kriegsgefangenschaft geriet, aus der er im November 1945 heimkehrte. Wie sein älterer Bruder Johannes Städtler (Cl) begann er in Graz mit dem Studium der Theologie. Im Februar 1946 trat er der Carolina bei.
Am 2. Juli 1950 wurde er zum Priester geweiht und war danach Kaplan in Mureck sowie dann in Fohnsdorf und Judenburg im obersteirischen Industriegebiet. Dort begann sein seelsorgliches Engagement für die Katholische Arbeiterjugend. Mit 1. Januar 1964 wurde er zum Pfarrer von Judenburg-St. Magdalena ernannt. Dort lebte er mit den Menschen, insbesondere mit den Arbeitern, denen seine besondere seelsorgliche Fürsorge galt. Als 1969 sein Jahrgangskollege und Freund Johann Weber zum Bischof von Graz-Seckau ernannt wurde, sollte das für Städtler eine entscheidende Wendung in seinem Leben zur Folge haben. Weber holte ihn 1970 als seinen persönlichen Beauftragten nach Graz und machte ihn 1972 zum Domherren. 1973 wurde er Personalreferent und 1976 Generalvikar, somit zum alter ego des Bischofs, welche Funktion er bis 1997 ausübte. 1989 wurde er schließlich zusätzlich zum Dompropst ernannt.
Mit seinen 100 Jahren ist er immer noch aktiv. Der steirische CV ist ihm zu großen Dank verpflichtet, nicht zuletzt auch deshalb, weil er oft ein Vermittler bei den Spannungen zwischen CV und der Katholischen Aktion war.
Artikel verfasst von Priv.-Doz. Dr. Gerhard Hartman (Baj)