ÖCV trauert um Mag. Johann Schmid (NdW)

ÖCV trauert um Mag. Johann Schmid (NdW)

Österreichischer Cartellverband
Österreichischer Cartellverband
23.02.2023
Gerhard Labschütz

Der Tod unseres ÖCV-Ehrenringträgers und langjährigen Vorsitzenden erfüllt die Mitglieder der Verbandsführung und viele Verbindungsfunktionäre mit tiefer Anteilnahme. Mag. Johann Schmid (NdW) ist am Montag, dem 20. Februar 2023 im 87. Lebensjahr in Krankenhaus Mistelbach verstorben. Dr. cer. Caruso war ein überaus beliebter Philistersenior in seiner Urverbindung Nordgau Wien und ein geschätzter langjähriger Vorsitzender der Verbandsführung im ÖCV. Sein unumstößliches Credo war immer, die Aktiven in den Vordergrund zu stellen und die Jungen so gut wie möglich in ihren Vorhaben und Projekten zu unterstützen.

Johann Schmid wurde am 13. Juni 1936 in Loidesthal (bei Zistersdorf im Weinviertel, Niederösterreich) geboren, die Familie übersiedelte aber sehr rasch ins 15 Kilometer entfernte Bad Pirawarth, wo Hans mitten in der Kriegszeit seine Kindheit und die Volksschulzeit verbrachte. In diesen Jahren erkannte der Pfarrer die Talente des jungen Ministranten und förderte ihn so, dass er ins Erzbischöfliche Knabenseminar (Gymnasium) nach Hollabrunn gehen konnte. Der junge Hans Schmid reihte sich im Jahr 1946 mit 93 anderen Zöglingen in den ersten Jahrgang nach dem II. Weltkrieg ein und verbrachte im sogenannten kleinen Priesterseminar insgesamt 8 Jahre, bis er 1954 maturierte. Aus seinem Jahrgang zählte er zu den wenigen, die nicht die Priesterlaufbahn anstrebten, vielmehr verschlug es ihn nach Wien und er begann das Studium der Rechtswissenschaften und zog bei der Akademikerhilfe im Pfeilheim ein. Schon am Weihnachtskommers 1954 wurde er bei Nordgau Wien recipiert und nahm aufgrund seiner Begeisterung für italienische Opern den Couleurnamen Caruso an. „Einige Jahre“ sagte er selbst, „bin ich parallel auf vier Schienen gefahren – 1. das Studium, 2. der Nordgau, 3. als Funktionär bei den Pfadfindern und 4. als der gefährliche Rechts-Außen beim SV Bad Pirawarth“, seinem heimatlichen Fußball-Klub.

Als Pfeilheimer und als Nordgauer in eine studentische Gemeinschaft eingebettet und sehr viel in Studentenkreisen unterwegs, machte Caruso sich auch in der Österreichischen Hochschülerschaft nützlich und werkte dort gemeinsam mit dem ehemaligen Bundespräsident Heinz Fischer im Sozialreferat, was ihn jedoch nicht hinderte, trotz mancher Interessenskollisionen zahlreiche aktive Chargen bei Nordgau zu übernehmen – als Kassier, Fuchsmajor und als Senior des Sommersemesters 1962. Dieses Seniorat krönte er als Höhepunkt mit der Verleihung des Nordgau-Ehrenbandes an den damaligen Bundeskanzler Dr. Alfons Gorbach (Cl). Danach unterstützte er als „Altbursch“ in der Verbindung die Vorortspräsidenten Dr. Peter Micheler (NdW) und Dr. Rudolf Gruber (NdW), die zwei Jahre in Folge mit Nordgau den Vorort stellten.

Trotz dieser zahlreichen Tätigkeiten und seiner studentischen Interessen frei nach dem Studentenlied „mit der Fiedel auf dem Rucken zieh‘n wir Prager Musikanten“ beendete er sein Studium 1960 mit dem Absolutorium. In dieser Lebensphase muss man ergänzend erwähnen, dass Cbr. Schmid schon seit den Schulzeiten sich als Nachhilfelehrer der Pirawarther Bürgermeisterstochter Helma angenommen hatte und aus dieser jugendlichen Liaison eine Lebensliebe erwachsen sollte, die 1963 mit ihrer Hochzeit gekrönt wurde und in den nachfolgenden Jahren zum perfekten Familienglück die gemeinsame Tochter Gabriele das Licht der Welt erblickte. Vielleicht hat Cbr. Caruso auch deswegen sein Doktoratsstudium an den Nagel gehängt und ist daher beruflich nach der Absolvierung des Gerichtsjahres in die Kammer der Gewerblichen Wirtschaft eingetreten. Oftmals hat er uns im fortgeschrittenen Alter erzählt, jeder neue Mitarbeiter musste zum Einstand beim Kammerpräsidenten vorstellig werden und dort vor eben diesem eine Art Betriebseid ablegen, dies war zu seiner Zeit noch Bundeskanzler Julius Raab (Nc), dem er in Hand schwor immer treu und mit besten Kräften für die Kammer tätig zu sein. Diese Geschichte lies uns geschichtsbegeisterte Junge auch immer wieder staunen, welche Wegmarken dieser ruhige und herzliche alte Mann in seinem Leben zurückgelegt hat.

In der heutigen Wirtschaftskammer Österreichs war Hans Schmid ab 1962 als Referent tätig und wurde schließlich 1975 Fachgruppen-Geschäftsführer von vier Verbänden (Taxis und Mietwagen, Tankstellen, Allgemeiner Verkehr und Rundfunk- und Telekom). Trotz der Herausforderungen in diesen Fachgruppen, hat man immer gemerkt, wenn Cbr. Schmid über seine berufliche Tätigkeit sprach, dass ihm seine Arbeit nie zur Last gefallen ist, sondern dass er sich genau in dieser Rolle des Verhandlers und Ausgleicher sehr wohl gefühlt hat. Bis heute gibt es kaum eine Taxi-Verordnung an der er nicht führend mitgewirkt hat, in seine Amtszeit fiel auch das Ende des Rundfunk-Monopols des ORF, daher hat er von Seiten der Wirtschaftskammer führend bei der Realisierung von Privatradios und -fernsehen mitgewirkt. In seiner beruflichen Funktion musste er die Interessen von neun Landesverbänden akkordieren und auch internationale Aufgaben übernehmen, zuletzt als „Vice-President“ der „International Road Transport Union“ mit Sitz in Genf. Trotz seiner Liebe zu seiner Arbeit und seiner Wirtschaftskammer ging er ab 2000 in den verdienten Ruhestand und konnte sich vermehrt um seine Familie, seine Freunde, seine Leidenschaft für die Salzburger Festspiele und um seine Verbindung Nordgau kümmern. Für Caruso war sein Familienleben immer auch mit seinem Verbindungsleben verbunden. Dies drückte sich zum einen darin aus, dass er immer dann, wenn Hilfe gebraucht wurde, zur Stelle war, wie z.B. bereits 1958, wie es darum ging die MKV-Verbindung Herulia in Wolkersdorf (unweit von seinem Heimatort Bad Pirawarth) wiederzugründen und er sofort eintrat, am Wochenende als Fuchsmajor fungierte und die Verbindung als Urphilister unterstützte oder er trotz beruflicher und familiärer Verpflichtungen schon von 1974 bis 1977 im Nordgau erstmals den Philistersenior übernahm und als Krisenmanager einspringen musste. Zum anderen veranschaulichte sich die Bindung von Familie und Nordgau dadurch, dass bei allen wichtigen Ereignissen im Nordgau, aber auch in seinen Bandverbindungen Nordgau Prag und Capitolina Rom, über die Jahrzehnte hinweg immer seine Gattin Helma mit dabei war.

Da er ab dem Jahr 2000 offiziell im Ruhestand war übernahm er wieder die Charge des Philisterseniors von seinem Vorgänger NR Abg. a.D. Dr. Günther Wiesinger (NdW), der ihn davor schon in sein Team geholt hat und ihn zum Nachfolger aufbaute. Caruso sagt dazu selbst: „Jetzt konnte ich im Gegensatz zu der ersten Amtsperiode in den 70ern wirklich nur Philistersenior sein und bin nicht durch Beruf oder andere Verpflichtungen abgelenkt.“ Diese Aussage zeigt sein Amtsverständnis, welches ihn bis heute zum Vorbild für viele Funktionäre in unserem Verband macht. In seine Zeit als Philistersenior fallen als besondere Ereignisse das erste Stiftungsfest nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in Prag oder das Stiftungsfest in Vaduz anlässlich des 100. Geburtstag eines weiteren großen Nordgauers, Fürst Franz-Josef II. von und zu Liechtenstein (NdW). Nordgau dankte ihm sein Engagement 2005 mit der Verleihung der höchsten commentmäßigen Ehrung einer Verbindung, der Dr.-cer.-Würde. Als Philistersenior Nordgaus muss Hans Schmid dem damaligen, leider schon verstorbenen, legendären Vorsitzenden und Träger des Bandes „in vestigiis Wollek“ Dr. Helmar Kögl (Dan) und dem damaligen Altherren-Vorsitzenden Dr. Anton Hopfgartner (AIn) so positiv aufgefallen sein, dass die beiden ihn ansprachen, ob er sich auch ein Amt im ÖCV vorstellen könnte und ab der Cartellversammlung 2005 gab es dann Gespräche, ob Caruso bereit wäre, für das Amt als Vorsitzender der Verbandsführung zu kandidieren. Aus der Aktivitas Nordgaus soll damals mehrfach bemerkt worden: „Wir wollen Euch aber unseren Caruso eigentlich nicht für den ÖCV hergeben!“ Die Wahl zum Vorsitzenden der Verbandsführung erfolgte schließlich auf der CVV in München im Jahr 2006 anlässlich des Jubiläums „150 Jahre CV“. Im Jahr 2010 wurde er für weitere 4 Jahre wiedergewählt, er war damit der letzte Vorsitzende, der dieses Amt acht Jahr lang ausgefüllt hat.

In seiner Amtszeit sind ins besonders hervorzuheben sein Verständnis der Rolle der jungen Aktiven, was sich immer wieder im Betonen eines Leitsatzes von Caruso zusammenfassen lässt: „Das Herzstück unseres Verbandes ist die Aktivitas!“ Bei allen Veranstaltungen und Projekten hat er immer die führende Rolle der Aktivitas eingefordert und auch glaubwürdig vorgelebt, wenn z.B. der Vorortspräsident und der Vorsitzender bei einer Veranstaltung den ÖCV repräsentiert haben, wurde nie der Kompromiss gesucht, mit zwei Grußworten nach außen aufzutreten, vielmehr sagte Caruso immer: „Das machst Du, das macht der VOP, denn wir sind ein Studentenverband!“ So geschehen z.B. beim Festakt „75 Jahre ÖCV“ im Jahr 2008, bei welchem er darauf bestand, dass es auf keinen Fall eine „reine Altherrenveranstaltung“ werden darf. Die Aktivitas muss gleichberechtigt eingebunden werden. So wurden auch immer auf seine Initiative hin junge Festredner ins Programm aufgenommen. Herausstellen muss man auch Hans Schmids einzigartige Fähigkeit einer wirklich gelebten Amicitia, was sich darin ausdrückt, dass er mit allen Cartellbrüdern auf einer Augenhöhe kommunizieren konnte, mit Kardinälen und Ministern aber auch mit Fuchsen oder Neo-Burschen. Dies äußerte sich auch darin, dass er sich als Vorsitzender bei der Leitung von Versammlungen, Sitzungen und Tagungen nie in den Vordergrund gedrängt hat, aber trotzdem ein außergewöhnliches Gespür für den richtigen Zeitpunkt an den Tag legte und zur rechten Zeit dann auch die richtigen Worte fand. Das hat über Jahre hinweg viele Konflikte und Diskussionen gelöst und Streitereien gar nicht aufkommen lassen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist sicherlich auch sein Engagement zur Kommunikation mit anderen Verbänden wie MKV, EKV oder AKV, aber am herausragendsten war sicherlich seine Kontaktaufnahme mit der Israelitischen Kultusgemeinde und das Aufbauen einer neuen Freundschaft und die Schaffung eines Kommunikationsforums miteinander, welches von großem gegenseitigen Respekt getragen wurde. So konnten der ÖCV auch bei unserer Gedenkveranstaltung „75 Jahre Anschluss - Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung 1938-1945“ im Jahr 2013 den Generalsekretär der IKG als Ehrengast begrüßen. Zum Aufbau des Kontakts zur Israelitischen Kultusgemeinde kam es als nach der Wahl von Oskar Deutsch zum Präsidenten und seinem neuen Generalsekretär Raimund Fastenbauer Anfragen über eine Beteiligung des ÖCV am Gedenken am Heldenplatz am 08. Mai gestellt wurden. Die dort involvierten Organisationen standen dem ÖCV kritisch bis feindlich gegenüber, daher lehnte Caruso diese Angebote ab, vielmehr schlug er vor eine eigene Veranstaltung z.B. einen Gedenkgottesdienst im Stephansdom abzuhalten mit nachheriger Kranzniederlegung am „O5 Mahnmal“. Die Israelitische Kultusgemeinde wurde eingeladen und offizielle Vertreter der IKG haben diesen Termin wahrgenommen Nach diesen Kontakten wurde gegenseitige Besuche organisiert, eine Gedenkveranstaltung und Podiumsdiskussion mit den Gemeindemitglieder im jüdischen Gemeindezentrum in der Seitenstettengasse organisiert und eine Nachfolgeveranstaltung mit der Bildungsakademie im Folgejahr mit einer Führung im Stadttempel, einem gemeinsamen Abendessen im Gemeindeszentrum und wieder einer Diskussionsveranstaltung durchgeführt. Danach gab weiteren regelmäßigen Austausch bis zum Ende der Amtszeit von Caruso und danach auch noch bis zum Ende der Amtszeit von AH-Vorsitzenden Cbr. Dr. Alexander Dörfel (Rd). Eine weitere Wegmarke, die Caruso setzte, war die Initiative zum Ankauf der ÖCV-Kapelle am Sonnwendstein. Damals hat sich Cbr. Franz Klemm (GlL) darauf aufmerksam gemacht, dass das Freiheits- und Totenmal“ – kurz die ÖCV-Kapelle am Sonnwendstein dringend renoviert (Wasserflecken, undichte Fenster, Türen) werden muss und durch Schmelzwasser auch rundherum bauliche Maßnahmen getroffen werden müssen. Anfänglich gab es einigen Missfallen, dass dafür der Verband aufkommen muss und dass auch die Besitzverhältnisse die Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten absolut nicht klar waren. Caruso hat nach diesen Versuchen des „Abwälzen“ die Geschichte der ÖCV-Kapelle in Erinnerung gerufen und an alle Verantwortlichen appelliert, dass wir hier Verantwortung übernehmen, die Dinge rechtlich klären und dann die baulichen Maßnahmen einleiten und finanzieren müssen. „Weil wenn wir es nicht tun, wird es niemand tun – dann könnte man die Kapelle gleich abreißen auch!“ Daraufhin wurden die Besitzverhältnisse mit den Bundesforsten geklärt, der Grund wurde angekauft, das ÖCV-Recht angepasst, um genaue Zuständigkeiten zu schaffen und dann wurden die Renovierungsarbeiten durchgeführt, so dass die Kapelle 2016 zum 60 Jahr Jubiläum wieder eröffnet und neu-geweiht werden konnte. Ohne die Initiative von Caruso und die ständige Thematisierung auf allen Sitzungen des Verbandes wäre dieses Projekt nicht ins Laufen gekommen.

Nachdem Johann Schmid 2014 sein Amt als Vorsitzender der Verbandsführung beendet hatte, wurde ihm von der Cartellversammlung in Baden der ÖCV-Ehrenring für seine Verdienste verliehen. Nach der Verleihung durch den damaligen Vorortspräsident Florian Tursky (AIn) am CVV-Festkommers, betonte Caruso in seinen Dankesworten, dass es ihm lediglich wichtig war seine Arbeit korrekt und ordentlich gemacht zu haben und dies hoffentlich für den ÖCV kein Nachteil war, womit diese Aussage ein weiteres Beispiel für seinen unprätentiösen Charakter darstellt. In den Folgejahren wurden seine Verdienste insbesonders auch geehrt durch die Verleihung des Komturkreuzes des Päpstlichen Silvesterordens durch S.E. Christoph Kardinal Schönborn (Rt-D), der höchsten vatikanischen Auszeichnung für Verdienste in der katholischen Laienarbeit. Schließlich erhielt er 2016 die höchste Auszeichnung seiner Urverbindung, das Ehrencouleur Nordgaus.

Lieber Dr. cer. Caruso, in jedem Rat von dir, in jeder Entscheidung von dir, in jeder Überlegung von dir, in jeder Besprechung hast du dich immer mit DIR selbst eingebracht. Deine Lebenserfahrung, dein Wissen, deine Überzeugungen und deine Anekdoten waren in einem Gespräch mit dir immer ganz intensiv da, fast spürbar. Bei jedem Kontakt mit dir habe ich auch immer etwas von deinem Lebensweg erfahren dürfen. Das setzt voraus, jedem Menschen vertrauensvoll begegnen zu können, von vornherein jedem Menschen einen gewissen Vorschuss an Vertrauen entgegenzubringen, dass ausgebaut werden oder auch verloren gehen kann. Wie ich erstmalig Senior wurde, hast du dir noch am Wahl-BC meine Telefonnummer geben lassen und am nächsten Tag schon einen Termin zum Mittagessen ausgemacht, das hat jede Führungscharge beim Nordgau in deiner Zeit so mitmachen müssen. Ich hatte im Vorfeld das Gefühl, jetzt kommt die Prüfung durch den honorigen „Oberchef“ auf Herz und Nieren, aber das Gegenteil war der Fall, danach fühlte man sich, als durfte man seine Vorhaben präsentieren, als wäre ehrliches Interesse da und war ab diesem Zeitpunkt eingeladen, alle Probleme (quasi auf den kurzen Dienstweg) anzusprechen und immer ein offenes Ohr bei dir zu finden. Das spricht einen ersten Aspekt an, den ich so geschätzt habe an dir, du warst immer ein Förderer und Unterstützer. Ich durfte dich ja erleben als Philistersenior und Vorsitzender, du hast immer das Gefühl vermittelt, dass ein Sicherheitsnetz gespannt ist und man sich vertrauensvoll auf das Trapez wagen kann. Aber man muss etwas tun, etwas machen, etwas leisten. Oft habe ich beobachten können, dass du viele Anstöße, viele Ratschläge oder Tipps gabst, aber die Entwicklung, die Umsetzung, die Ausarbeitung lag immer bei einem selbst.

Ein weiterer Aspekt, den du immer in die Verbindung eingebracht hast, war dein Familiensinn. Für dich stand deine Gattin Helma, deine Tochter Gabriele, dein Schwiegersohn Thomas und dein Enkel Nikolas immer im Mittelpunkt deines Seins. Du hast auch mir und jedem Nordgauer, der es annehmen wollte vermittelt, auch Nordgau sei deine Familie. Es gab kein Gespräch mit dir, in welchem du nicht über die Familie erzählt hast, in welchem du deine Erfahrungen als Vater, Ehemann, Großvater und Schwiegervater nicht mit deinen Bundesbrüdern geteilt hast. Die Familie wurde nicht ausgeblendet, viele Male hast du und deine Helma auch persönliche, fast elterliche Gefühle zu jungen Nordgauern entwickelt und ihr habt sie gefördert und unterstützt, euch Sorgen gemacht, wenn es Schwierigkeiten gab und gefreut, wenn Erfolge gefeiert wurden. Diese Menschen werden euch das nie vergessen und euer Andenken ewig ehren.

Der letzte Aspekt, warum mir ein Vorbild bist, war deine Fähigkeit ein Geschichtenerzähler zu sein. In vielen Jahren mit dir konnte ich feststellen, wie sehr du dein Umfeld mit deinen Geschichten und Anekdoten beeinflusst hast, nämlich indem du erzählt hast, wie etwas früher war oder wie etwas durch diese oder jene Herangehensweise umgesetzt werden konnte oder wie ein Problem durch diesen Trick oder durch diese Überlegung gelöst werden konnte. So oft hangen wir Jungen an deinen Worten oder aber hinterfragten sie, durchaus kritisch, und warfen sie dir an den Kopf: „nur weil‘s früher besser war, müssen wir es jetzt auch so machen“. Viele, viele kritischen Themen sind uns so nahegebracht worden, den Generationen der 80er und 90er, die ausschließlich schlechten Geschichtsunterricht erfahren durften oder denen redselige Großeltern als Kinder leider oftmals zu mühsam waren. Du warst mir und uns oftmals ein kontaktfreudiger und redseliger Großvater. Viel zu oft habe ich deine Geschichten auch als „lieb“ oder „verklärt“ abgetan, oftmals mich auch geärgert, weil sie Diskussionen und Besprechungen verlängert haben oder ich peinlich berührt war, weil ich mir einbildete, die passen jetzt ganz und gar nicht hierher. Erst viele Jahre später habe ich bemerkt, dass deine Geschichten in vielen kleinen Details einfach Weisheit sind. Weisheit des Lebens, Weisheit des Ausprobierens, Weisheit, welche aus reflektierter Lebenserfahrung entstammte. Ich werde dir ewig dankbar sein, dass du sie mit mir und mit uns geteilt hast.


Obwohl Dr. cer. Caruso nach dem Ende seiner Amtszeit auch als Couleurstudent in Pension ging, hat er sich vom Nordgau und vom ÖCV nicht zurückgezogen. Allerding war seine Gesundheit in den letzten Jahren sehr angeschlagen und er konnte sein Haus in Bad Pirawarth nicht mehr verlassen. Trotzdem war er geistig weiter höchst aktiv, jede Woche haben wir zumindest einmal telefoniert und jedes Gespräch wurde eingeleitet mit Fragen über die Geschehnisse im Verband oder in den Verbindungen. So ist es nicht nur mir gegangen, mit viele Weggefährten hat er regelmäßig telefoniert und Kontakt gehalten, bis vor wenigen Wochen.

Jetzt ist diese Stimme verstummt und sie wird uns allen sehr fehlen. Trost spendet mir die feste Überzeugung, dass uns Hans Schmid nunmehr ins Ewige Leben vorausgegangen ist und er jetzt schon mit seiner geliebten Helma wieder vereint ist. Abschließend wird die Dankbarkeit überwiegen, diesem wunderbaren Menschen begegnet zu sein, der für mich immer ein Vorbild sein wird. Fiducit lieber Dr. Caruso!

Das Requiem für Cartellbruder Dr. Johann Schmid findet am Samstag, den 04. März 2023 um 10:00 Uhr in der Pfarrkirche Bad Pirawarth statt. (siehe beigefügte Parten)

Nachruf von Gerhard Labschütz (NdW) mit besonderem Dank an Dr. Wolfgang Scheurer (Cp), Mag. Karl Wolfgang Schrammel (F-B) und Dir. i.R. Walter Pariasek (NdW) aus deren Laudationes und Reden in den letzten 20 Jahren einige Anekdoten und Informationen eingearbeitet wurden.