Altabt Kassian Lauterer (M-D) verstorben

Altabt Kassian Lauterer (M-D) verstorben

Österreichischer Cartellverband
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21.10.2022
Gerhard Labschütz
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Der ÖCV trauert um Altabt P. Dr. Kassian Lauterer OCist., der am Mittwoch, den 19. Oktober 2022 nach kurzer Krankheit und gestärkt mit den heiligen Sakramenten im Landeskrankenhaus Bregenz im 89. Lebensjahr verstorben ist. Altabt Kassian wurde 1984 Ehrenmitglied im MKV und erhielt 1989 die Ehrenmitgliedschaft der ÖCV-Verbindung Marco-Danubia Wien. Als 52. Abt von Wettingen und 9. Prior von Mehrerau stand er 41 Jahre der Territorialabtei Wettingen-Mehrerau vor und war somit auch aufgrund kirchenrechtlicher Sonderbestimmungen Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz.

P. Kassian wurde als dritter Sohn des Postangestellten Peter und seiner Ehefrau Maria Lauterer am 29. Jänner 1934 in Bregenz geboren. Er war bereits als Jugendlicher mit der Mehrerau eng verbunden, so war er einer der ersten Schüler im Jahr 1945, nach der Wiedereröffnung des "Collegium Bernardi". Bereits nach der 6. Gymnasialklasse trat er am 19. August 1951 dann in den Zisterzienserorden ein und legte schließlich am 20. August 1952 seine Profess ab. Er studierte Katholische Theologie und Philosophie an der theologischen Lehranstalt der Abtei und studierte dann ab 1955 in Fribourg, in der Schweiz. Am 6. August 1957 empfing er das Sakrament der Priesterweihe durch Diözesanbischof DDr. Bruno Wechner (AIn, R-D) und wurde Lehrer für Philosophie und Religion und Präfekt im Internat in der Mehrerau. 1960 wurde er in Fribourg zum Doktor der Theologie promoviert, seine Dissertation verfasste er über den Lebenslauf und das Schrifttum des Zisterzienserbischofs Konrad von Ebrach im 14. Jahrhundert. (Konrad von Ebrach S.O.Cist. (+1399), Lebenslauf und Schrifttum. In: Editiones Cistercienses. Rom 1962 - Diss., Freiburg/CH, 1960)

1968 wählte das Kapitel von Mehrerau Lauterer zum 52. Abt von Wettingen und 9. Prior von Mehrerau, damit wurde er auch Präses der Mehrerauer Kongregation. Nach der päpstlichen Bestätigung durch Papst Paul VI. vom 31. August 1968, wurde er am 13. September 1968 von Abt Idesbald Eicheler von Marienstatt installiert und durch den Präfekten der Ritenkongregation und ehemaligen Abtprimas der Benediktiner, Kardinal Benno Gut OSB, benediziert. Sein Wahlspruch lautet: Bona voluntate servire („Im guten Willen dienen“ bzw. „Bereitwillig dienen“). Auf den jungen Abt warteten in den folgenden Jahrzehnten große Aufgaben. Die Klostergebäude mussten dringend saniert werden, der Konvent war zudem überaltert und hatte Nachwuchssorgen. Seit 1975 war Lauterer Vorsitzender der Superiorenkonferenz der Diözese Feldkirch. In der Österreichischen Bischofskonferenz, der er von 1984 bis 2009 angehörte, war er Mitglied der Katechetischen Kommission. Er war außerdem seit deren Errichtung 1978 Prior der Komturei Bregenz des Ritterordens vom hl. Grab zu Jerusalem.

Auch als Abt unterrichtete Lauterer (bis zu seiner Pensionierung) weiter Philosophie und Religion am Gymnasium. Er verfasste mehrere Beiträge zur Ordensgeschichte und -spiritualität in der Cistercienser Chronik, in Festschriften und Sammelwerken und gab die Cistercienser Chronik heraus. Bereits mit Erreichen der Altersgrenze von 70 Jahren hatte Lauterer seinen Rücktritt angeboten, den der Konvent der Mehrerau aber abgelehnt hatte. Mit der Vollendung des 75. Lebensjahres am 29. Januar 2009 legte Lauterer sein Abtamt nieder und Papst Benedikt XVI. nahm dieses Rücktrittsgesuch an. Zum Ende seiner Amtszeit übergab Lauterer ein "wohlbehütetes Erbe", wie der damalige Vorarlberger Landeshauptmann Dr. Herbert Sausgruber (Le) 2009 das umfassende Engagement des Abtes für die Mehrerau würdigte. Seine Verdienste würdigten auch die Republik Österreich und das Bundesland Vorarlberg mit dem Ehrenring der Landeshauptstadt Bregenz (1990), dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg (1993) und dem Großen Silbernen Ehrenzeichen mit Stern für Verdienste um die Republik Österreich (2008).

Im Zuge der Aufdeckung mehrerer Missbrauchsskandale in Deutschland und Österreich wurde Lauterer im Jahr 2012 vorgeworfen, er habe einen bekannt pädophilen Priester nicht nur im Internat eingesetzt, sondern nach dem neuerlichen Bekanntwerden von sexuellen Übergriffen die betroffenen Opfer zum Stillschweigen aufgefordert, die Versetzung eines Täters veranlasst und eine Anzeige unterlassen. Lauterer hat die Vorwürfe bestritten. In einem Schadenersatzprozess im Oktober 2012 klagte ein ehemaliger Mehrerau-Schüler auf Entschädigung, da er 1982 vom damaligen Internatsleiter schwer missbraucht wurde. Im Zuge des Prozesses sagte Altabt Kassian als Zeuge aus und beantwortet Fragen zum Thema “Was wusste er als Abt von Missbrauch?”. Lauterer gestand Fehler ein und sagte zusammengefasst aus, dass der betreffende Pater wegen eines Vorfalls 1967 polizeilich befragt wurde. Dass er wegen dieses Missbrauchs rechtskräftig verurteilt wurde, erfuhr er nach eigenen Angaben erst 2004. Der Altabt räumte ein, dass es ein Fehler war, nie mit dem betreffenden Pater darüber zu sprechen. Falsch sei auch gewesen, den Mann weiterhin mit Kindern zusammen arbeiten zu lassen. Die Gewaltbereitschaft und Grobheiten seien ihm allesamt nicht bekannt gewesen, so Lauterer.

Am 19. August 2018 feierte Altabt Kassian in der Mehrerau sein Goldenes Abtjubiläum (nachdem kurz vorher schon sein 70jährigen Professjubiläum und sein 65jähriges Priesterjubiläum gefeiert hatte). In einer Aussendung zum Jubiläum und nunmehr zum Tode von Altabt Lauterer formuliert das Kloster Wettingen-Mehrerau, dass sein Leben als Mönch geprägt war von Gebet, Arbeit und Bildung und einer großen Liebe zur Mehrerau und zum monastischen Leben. Altabt Lauterer war seinen Mitbrüdern ein großes Vorbild. Als Abt diente er mit großem Pflichtbewusstsein der Kirche Österreichs und dem Zisterzienserorden. Die vielen Aufgaben der Leitung und Administration waren ihm wichtig, wichtiger aber war ihm, den Menschen zu begegnen. Auch das Collegium Bernardi und die Betriebe der Mehrerau lagen ihm sehr am Herzen. So zeigte er große Dankbarkeit gegenüber allen, die sich in den Dienst der Mehrerau stellten. Seine Freude war die Arbeit mit den Bienen. Als Klosterimker und als Zisterzienser bedeutete ihm deshalb der Hl. Bernhard, der als honigfließender Lehrer bezeichnet wird, sehr viel. Abt Kassian war ob seiner Belesenheit, seiner weisen Ratschläge und Menschlichkeit sehr geschätzt. „Bereitwillig dienen“, war für ihn nicht nur ein Motto, sondern auch seine Lebenseinstellung. In seinen letzten Lebensjahren waren Krankheit und Schwäche ein steter Begleiter, aber Abt Kassian starb wohl vorbereitet, so ist in der Parte des Klosters zu lesen.

Das Requiem für Altabt P. Kassian Lauterer (M-D) wird am Mittwoch, den 26. Oktober 2022 um 14:30 Uhr in der Abteikirche in Mehrerau stattfinden. Die Parte der Abtei Wettingen Mehrerau und weitere Informationen sind auf der Homepage der Abtei zu finden.