ÖCV trauert um Professor Michael Mitterauer

ÖCV trauert um Professor Michael Mitterauer

Österreichischer Cartellverband
Österreichischer Cartellverband
25.08.2022
Gerhard Labschütz

Der Wiener Wirtschafts- und Sozialhistoriker Cbr. Univ. Prof. Dr. DDr. hc. Michael Mitterauer (AW, Ne, The) ist am 18. August 2022 nach langer schwerer Krankheit in Wien gestorben. „Michael Mitterauer war ein begeisterter Historiker, der seine Faszination für sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Themen in seinen Texten, Büchern, Vorträgen und vor allem auch im universitären Unterricht sehr lebendig vermitteln konnte“, heißt es in einem Nachruf des Instituts für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien.

Univ.-Prof. Dr. DDr. hc. Michael Mitterauer wurde am 12. Juni 1937 in Wien geboren. Als Student der Geschichte trat er im Jahr 1955 der Austria Wien bei und wählte den Couleurnamen Horatio, 1958 wurde er Bandinhaber der Neostadia Wiener Neustadt. Sein Studium schloss er 1960 mit der Promotion „sub auspiciis praesidentis“ ab.

Nach Forschungsaufenthalten unter anderem in München habilitierte er sich 1968 an der Universität Wien, 1971 wurde er ebendort im Zusammenhang mit dem Lehrplan für das erweiterte Schulfach „Geschichte und Sozialkunde“ auf die neu geschaffene außerordentliche Professur für Sozialgeschichte berufen. Von 1973 an war er ordentlicher Professor am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte und wurde 2003 emeritiert. Mitterauer war seit 2007 Träger des österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst, welches die höchste Auszeichnung für künstlerische und wissenschaftliche Leistungen Österreichs ist.

Als Autor war er an über 20 Publikationen beteiligt und galt in Österreich und international als ausgewiesener Experte der Geschichtsforschung. Mit seinem Forschungsansatz, die alltägliche Lebensbewältigung der Menschen und nicht bedeutenden politischen Ereignisse zum Gegenstand der Geschichtsforschung zu machen, begründet Mitterauer die sogenannte "historischen Anthropologie". Mitterauers letztes Buch trug den Titel "St. Jakob und der Sternenweg – mittelalterliche Wurzeln einer großen Wallfahrt". Die Familie beschreibt in seiner Parte: "Wie eine Pilgerreise mit all ihren Strapazen, Freuden, Gefahren sowie den Begegnungen mit Menschen und dem Heiligen gestaltete sich auch sein Leben. Die Freude am Unterrichten, am Lernen von den Studierenden und an den Erfolgen seiner Assistenten, aber auch die Mühen, wenn ein neues Buch zu schreiben war, und das Wunder seine geliebten Enkel heranwachsen zu sehen prägten sein volles Leben." Cartellbruder Mitterauer wurde 85 Jahre alt.

Sein Engagement im Österreichischen Cartellverband begann bereits in seiner Studienzeit, so war er unter dem Vorsitz seiner Verbindung Austria Wien im Studienjahr 1957/58 als WCV-Consenior tätig und verfasste ein „Hochschulprogramm des ÖCV“, welches das erste Reformkonzept nach 1945 war und zur weiteren Diskussion diente. Schließlich wurde das Reformkonzept auf der CVV 1960 beschlossen. Bis 1964 wurde schließlich eine Hochschulreform auf Bundesebene diskutiert und der ÖCV veröffentlichte unter maßgeblicher Mitarbeit von Mitterauer zwei Programmschriften und forderte schließlich auf der CVV 1964 die Einrichtung eines „Rates für Hochschulreform". Unterrichtsminister Piffl-Percčević richtet 1965 diesen Rat tatsächlich ein und Cbr. Mitterauer wurde in diesen berufen.

Die ÖCV Verbandsführung spricht seiner Ehefrau Christiane, seinen Kindern und Enkelkindern die tief empfundene Anteilnahme des Verbandes aus. Die Auferstehungsmesse wird am 15. September 2022 um 16:00 Uhr in der Pfarrkirche Dornbach (Rupertusplatz 3, 1170 Wien) gefeiert. Im Anschluss lädt die Familie zu einer Agape in den Pfarrsaal.

Ein ausführlicher Nachruf auf der Homepage des Instituts für Wirtschaft- und Sozialgeschichte.