ÖCV-Pressegespräch zur Liederbuchaffäre

ÖCV-Pressegespräch zur Liederbuchaffäre

Österreichischer Cartellverband
Österreichischer Cartellverband
18.11.2019
Maximilian Bähr
Artikel

In einem Pressegespräch mit Vertretern der österreichischen Medienlandschaft informierten der VOP Michael Bayrhammer (Walth), der Amtsträger für Kommunikation und Marketing Florian Gross BA (A-F), sowie der Historiker Univ.-Prof. Dr. Ernst Bruckmüller (Nc) und der Autor des Österreichischen Kommersbuches Prof. Raimund Lang (FcC) über darin enthaltene Werke, die in der sogenannten „Liederbuchaffäre“ in der Steiermark zuletzt wieder für mediale Aufmerksamkeit und Kritik sorgten.

Vorortspräsident Michael Bayrhammer erläuterte den Pressevertretern die wesentlichen Unterschiede zwischen Deutsch-Nationalen Burschenschaften und Katholischen Verbindungsstudenten des ÖCV und legt klar da, dass „die im Kommersbuch enthaltenen Lieder nicht politisch korrekt sind, jedoch moralisch vollkommen in Ordnung“ seien. Der ÖCV ist in diesem Themenbereich völlig transparent - man habe nichts zu verbergen. Alle besprochenen Unterlagen stünden interessierten Medien im Archiv der ÖCV oder sogar auf der Website zur Verfügung. Der Sozial- und Gesellschaftshistoriker Univ.-Prof. Dr. Ernst Bruckmüller (Nc) referierte über die allgemeine Geschichte des farbentragenden Studententums und legte die Konflikte zwischen dem katholischen und dem deutsch-nationalen Farbstudententen dar. Er zeigte auf, wie es zur Trennung zwischen dem deutschen CV und dem ÖCV kam und versuchte einen Eindruck davon zu vermitteln, wie es „den Cartellbrüdern“ in der Zeit des Nationalsozialismus erging.

Das Hauptaugenmerk des Hintergrundgespräches lag jedoch auf der sogenannten „Liederbuchaffäre“ und den erhobenen Anschuldigungen bezüglich verschiedener Lieder in diversen Liederbüchern des ÖCV. Als ausgewiesener Experte im Bereich Volkslied und farbstudentischen Liedgut wurde Prof. Raimund Lang (FcC) zu diesem Gespräch eingeladen. Er klärte über den Schaffensprozess des österreichischen Kommersbuches auf und versuchte den Begriff „Studentenlieder“ zu definieren („alles was von und für Studenten geschrieben wurde, sowie alles, was Studenten oder deren Leben in den Mittelpunkt setzt“). Die meisten dieser Ulk-Lieder, mit satirischen und überzeichnenden Texten, stammen aus dem 19. Jahrhundert und sollten schon allein aus einem historischen Interesse beibehalten werden. Ganz speziell ging Prof. Lang auf die Lieder „Wenn alle untreu werden“ und „Es lagen die alten Germanen“ ein und erklärte deren Herkunft und Bedeutung. „Wenn alle untreu werden“, wurde von der Waffen-SS missbraucht und durch deren Vereinnahmung entehrt, denn der eigentliche Inhalt des Liedes beschäftigt sich mit dem Bekenntnis zu den Werten, die zur Vertreibung Napoleons aus Deutschland führten. Lang stellt die Frage, ob der ÖCV oder Farbstudenten ihr Kerngut aufgeben müssen, weil die Nationalsozialisten und die SS eben dieses missbraucht haben. Lang findet es verwerflich sich diesem Irrglauben hinzugeben. Ähnlich analysiert er den Missbrauch in Bezug auf das zweite besprochene Lied „Es lagen die alten Germanen“, welches vor kurzer Zeit wieder in den Medien für Aufregung sorgte. Das Lied wurde 1871 als Bierzeitung, also als Scherzlied auf das Original „Auf Deutschlands hohen Schulen“, gedichtet und von Studenten, die während der NS-Zeit die „Monasteria Münster“ gegründet haben, zu einer „Parodie der Parodie“ umgedichtet. Dies sei ein perfektes Beispiel für die Entwicklung eines Liedes und dessen Verwendung bzw. dessen Missbrauch durch die Zeit. Prof. Lang betont abschließend: „wer die Parodie nicht versteht, will sie nicht verstehen!“.

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