"Am Geld soll´s nicht scheitern" - welch glückliches Land, das das über den Zugang zu seinem Studiensystem behaupten kann. Österreich ist so ein Land und das belegen die neuen Stipendienzahlen ebenso eindrucksvoll wie die aktuelle Diskussion über steuerliche Rückerstattungen für Ausgaben rund ums Studium.
Welch Aufschrei war das doch, der vornehmlich durch die linke Studentenwelt ging, als die Bildungsministerin vor einigen Jahren den Studienbeitrag von damals noch 5.000 Schilling, heute 363,36 Euro, pro Semester einführte. Natürlich auf den ersten Blick hin könnte man von einer Hürde beim Zugang zum Studium, gerade für finanziell Schwächere, sprechen. Aber Hand aufs Herz, wurde wirklich jemand dadurch vom Studieren abgehalten? Also ich kenne niemanden. Und das dürfte auch seinen guten Grund haben. Denn auf den zweiten Blick hin wird klar, dass im Gleichklang auch die finanziellen Ausgleichsmaßnahmen und Unterstützungen - speziell für die angesprochenen finanziell Schwächeren - deutlich angehoben wurden.
Und das zeigen auch die aktuellen Bilanzzahlen der Ministeriums-Homepage zu den Stipendien:
"Das abgelaufene Studienjahr 2003/04 brachte einen neuen Rekord in der Studienförderung. Insgesamt stellten 62.447 Studierende bei den sechs Stipendienstellen der Studienbeihilfenbehörde Anträge auf Studienförderung. 46.067 Anträge wurden bewilligt, das sind um 2.066 oder 4,7 Prozent mehr als im Jahr davor.
Besonders augenscheinlich ist die Ausweitung der Studienförderung, wenn man die Zahlen des Studienjahres 2001/02 mit den aktuellen Daten vergleicht. Die Zahl der Bewilligungen ist in diesem Zeitraum von 34.000 auf 46.000 (plus 35 Prozent) gestiegen, die durchschnittliche jährliche Studienförderung von 3.789 Euro auf 4.000 Euro erhöht worden. Die Förderquote, also der Anteil der geförderten Studierenden an der Zahl der ordentlichen Studierenden, hat in diesem Zeitraum von 13 Prozent auf 22 Prozent zugenommen."
Steuerliche Begünstigungen
Und das ist noch nicht alles. Mit der Absetzbarkeit von Studiengebühren seit dem heurigen Kalenderjahr - im Übrigen eine durchgesetzte Forderung des ÖCV - wurden auch die berufstätigen Studierenden gefördert. Was nun gerade diskutiert wird ist eine (steuerliche) Gleichstellung mit den Fachhochschul-Studenten . So erkannte der Verfassungsgerichtshof, dass berufstätige Studenten von FHs sämtliche studienrelevanten Ausgaben (Manuskripte, Bücher, Fahrtkosten etc.) und nicht nur die Studienbeiträge steuerlich absetzen können. Für Uni-Studenten gilt das eben nur für den Studienbeitrag. (mehr...)
Über- oder Unterdeckung?
Bleibt zu guter Letzt nur die Frage übrig: "Rechnet sich das eigentlich noch?" Wenn 46.000 Anträge bewilligt werden und die durchschnittliche Förderhöhe im Jahr 4.000 Euro beträgt ergibt sich ein Jahres-Fördervolumen von 184 Mio. Euro. Dem gegenüber bringen die rund 200.000 Studierenden an Österreichs Unis mit ihren Studienbeiträgen jährlich 145 Mio. Euro. Und da sind die Zahlen der steuerlichen Absetzbarkeit noch gar nicht berücksichtigt. Wir haben also sogar eine Unterdeckung vorliegen. Jedoch die Studienförderung gab es natürlich vorher auch - ohne Gegenfinanzierung.
Eines steht aber fest und sei den ständigen Studiengebühren-Unkenrufern in Tagebuch geschrieben: "Macht endlich Schluss mit der Mär vom Studium nur für Bessergestellte. Niemand, der die nötigen Voraussetzungen mitbringt, kann aus finanziellen Gründen nicht studieren."