"Es gäbe Alternativen, aber da gibt es keinen politischen Willen dazu". Ein freiwilliges Modell würde derzeit an den noch zu geringen steuerlichen Erleichterungen bei Spenden scheitern, sagt Schönborn.
Eine Alternative zum verpflichtenden Kirchenbeitrag wäre für Schönborn etwa das US-amerikanische System, "dass man einfach ganz massive steuerliche Erleichterungen für Spenden an die Kirchen, an die Sozialeinrichtungen etc. geben würde". Dies sei zwar derzeit noch lange nicht der Fall, trotzdem lobte der Kardinal die jüngste, "deutliche Verbesserung in diesem Bereich", nämlich die Erhöhung des Absetzbetrags für Kirchenbeiträge auf 200 Euro im Zuge der Steuerreform.
Kardinal Schönborn bemängelte auch, dass die römisch-katholische Kirche mehr an Mehrwertsteuer für Restaurierungsvorhaben an den Bund zahlt als der Bund an Subventionen für die Erhaltung der Gotteshäuser ausgibt. "Wir empfinden das als schweres Unrecht von Seiten der öffentlichen Hand, denn es ist nicht einzusehen, dass eine kleiner werdende Zahl von Katholiken die Kulturdenkmäler in Österreich erhalten soll und der Bund sich dabei eigentlich ein Geschäft macht. Das kann auf die Dauer nicht gehen". Solange dieses System bestehe, sieht der Kardinal keinen alternativen Weg zum verpflichtenden Kirchenbeitrag: "1,1 Prozent von der Lohnsteuerbemessungsgrundlage bzw. vom steuerpflichtigen Einkommen minus 48 Euro für die Kirche zu geben, ist wirklich nicht zu viel".
Dass der Kirchenbeitrag primär Schuld an den Austritten ist, glaubt der Kardinal nicht. Der entscheidende Grund sei, dass Menschen keine Beziehung zur Gemeinschaft der Kirche haben, "sie ist ihnen fremd geworden". Viele seien nicht damit aufgewachsen und hätten nur eine "vage Idee" von der Kirche: "Wenn dann ein Erlagschein kommt und man ihnen sagt, sie müssen 100 Euro zahlen, dann ist bei manchen die Schwelle zum Austritt sehr niedrig".
Quelle: www.kathpress.at