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Domkap. Propst Dr. Eberhard Graf zu Ortenburg-Tambach

Domkap. Propst Dr. Eberhard Graf zu Ortenburg-Tambach

Urverbindung: Teutonia Freiburg i.d. Schweiz (02.12.1895)

Geboren: 12.10.1873, Coburg (Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, nunmehr Bayern)
Gestorben: 16.07.1944
Reichsständischer Adel, Domkapitular, infulierter Propst von Wiener Neustadt, Weltpriester

Lebenslauf:

Eberhard Ernst Emanuel Graf zu Ortenburg-Tambach, so sein voller Name, wurde als Sohn des Friedrich Graf zu Ortenburg-Tambach und der Anastasia, geb. Fürstin von Wrede, geboren. Die Grafen zu Ortenburg sind ein Seitenzweig der Spanheimer, die von 1122 bis 1269 Herzöge von Kärnten waren. Sie waren von 1134 bis 1805 Grafen bzw. dann reichsunmittelbare Reichsgrafen zu Ortenburg und gehörten zum reichsständischen Adel. Mitte des 16. Jahrhunderts traten sie zum Protestantismus über und führten damit die Reformation in ihrer Grafschaft Ortenburg ein. Diese war ein kleiner Ort, der westlich von Passau bzw. südlich von Vilshofen liegt und dadurch eine kleine protestantische Enklave mitten im katholischen Bayern wurde.

1805 verkaufte der regierende Graf die Grafschaft an Bayern und erhielt dafür die Grafschaft Tambach in der Nähe von Coburg. Seitdem führt das Grafengeschlecht den Namen Ortenburg-Tambach mit dem Prädikat Erlaucht. Deren Reichsunmittelbarkeit war jedoch mit den Rheinbundakten von 1806 zu Ende, sie wurde Bayern einverleibt.

Eberhard Ortenburg wurde katholisch getauft, was mit seiner katholischen Mutter (Fürstin von Wrede) zusammenhing, und erhielt dadurch eine katholische Milieuprägung, die in ihm den Wunsch entstanden ließen, die Priesterlaufbahn zu ergreifen. Er begann das Studium der Theologie (Dr. theol.), das ihn u. a. nach Freiburg/Schweiz führte, wo er der Teutonia beitrat. Nach Lage der Dinge ist er das erste Mitglied einer reichsständischen Adelsfamilie mit Österreichbezug gewesen, das als Student einer CV-Verbindung beigetreten ist. Im selben Jahr wie er wurde auch der sel. P. Rupert Mayer (Tt) rezipiert.

Nach seiner Priesterweihe am 29. Juni 1899 und einer kurzen Kaplanstätigkeit in Eichstätt (Bayern) kam er nach 1902 nach Wien, um als Katechet an der Schule der Ordensfrauen vom heiligsten Herzen Jesu (Sacré Coeur) in Wien-Rennweg zu wirken. Mit 7. Januar 1905 wurde er zum Kuratbenefiziaten von St. Leopold Wiener Neustadt-Vorstadt und mit 17. September 1905 zum Mitglied des Wiener Domkapitels ernannt. Für einen 32-jährigen wäre das heute höchst undenkbar gewesen, doch damals in der Monarchie galt noch die Maxime, Angehörige des reichsständischen Adels mit Domkapitelstellen und den damit zusammenhängenden Pfründen zu versorgen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war Ortenburg Wiener Diözesanpriester. Dem Kuratbenefiziat St. Leopold entsagte er 1906.

Ortenburg wurde dann im Herbst 1909 zum infulierten Propstpfarrer von Wiener Neustadt und zum Dechant des Dekanats Wiener Neustadt ernannt. Diese Funktion übte er bis 1921 aus. Mit 1. April 1929 wurde er zum infulierten Domscholaster, eine Dignität des Domkapitels ernannt. Er erhielt auch den Titel eines Päpstlichen Hausprälaten.

Ortenburg scheint zuletzt im Gesamtverzeichnis des CV 1927 auf. Warum er dann fehlt, läßt sich bis jetzt nicht feststellen. Er wurde in der Gruft der Friedhofskapelle von Mariazell begraben.

Quellen und Literatur:

Foto: © Diözesanarchiv Wien
Diözesanarchiv Wien. Priesterdatenbank.
Academia 22 (1909/10), S. 280.
Gothaischer Genealogischer Hofkalender nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuche 1911. 148. Jahrgang. Gotha o. J. (1911), S. 168f.