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Präs. Hdl.R Dir. Johann Bernhard Pohl

Präs. Hdl.R Dir. Johann Bernhard Pohl

Ehrenmitgliedschaften: Ferdinandea (Prag) zu Heidelberg, Vandalia (Prag) zu München, Nibelungia (Brünn) zu Darmstadt

Geboren: 01.12.1870, Mülheim (nunmehr Köln)
Gestorben: 14.08.1932, Innsbruck
Präsident des Volksbundes der deutschen Katholiken der Tschechoslowakei, Textilindustrieller

Lebenslauf:

Pohl wurde im damals noch selbständigen Mülheim geboren, das nunmehr ein rechtsrheinischer Stadtteil von Köln ist. Nach der Absolvierung des Gymnasiums und des Einjährig-Freiwilligen Jahres in Freiburg/Breisgau machte er auf Wunsch seiner Eltern eine kaufmännische Ausbildung in der Textilbranche.

1894 zog Pohl nach Nordböhmen, um dort seinem Beruf nachzugehen. Nachdem er in Köln katholisch bzw. durch den preußischen Kulturkampf geprägt wurde, engagierte er sich in der katholischen Volksbewegung der deutschsprachigen Bevölkerung Böhmens. Angeregt durch den deutschen Katholischen Volksverein gründete er für den Politischen Bezirk Friedland (nunmehr Frýdlant) eine entsprechende Organisation und in der Folge den Landesverband für Böhmen. Dadurch geriet er in Kontakt mit dem Prager CV und wurde zeitlich hintereinander Ehrenmitglied der Ferdinandea und der Vandalia.

Die Gesamtverzeichnisse des CV der Jahre 1909 bis 1911 nennen als seinen Wohnort Raspenau (Bezirk Friedland, Nordböhmen; nunmehr Raspenava), die der Jahre 1912 bis 1920 Mildenau (Bezirk Friedland; nunmehr Luh). Als Beruf wird ab 1909 Fabriksdirektor angegeben. Ab dem Gesamtverzeichnis 1910 bis 1920 steht bei ihm Präsident des Verbandes der katholischen nichtpolitischen Vereine Böhmens. Das war im Rahmen des österreichischen bzw. ab 1918 des sudetendeutschen Verbandskatholizismus eine wichtige Position. Darüber hinaus war er an der Gründung weiterer katholischer Vereine beteiligt (u. a. Pius-Verein, Sterbekasse) und maßgeblich am Neubau der Kirche in Raspenau beteiligt.

1922 zog Pohl nach Brünn, wo er Inhaber und Direktor einer Kammgarnspinnerei war. Nach dem Krieg lag sein besonderes Augenmerk an der Sammlung und Organisierung der deutschsprachigen Katholiken in der 1918 gegründeten Tschechoslowakei. In Zusammenarbeit mit dem Priester Emanuel Reichenberger (Fd EM) gründete er den Volksbund der deutschen Katholiken Böhmens und wurde dessen erster Obmann. Später wurde er Präsident des Volksbundes für die ganze Tschechoslowakei. Er war damit dort die führende Persönlichkeit des deutschen Laienkatholizismus.

In Brünn fand Pohl rasch Kontakt zur dortigen Nibelungia, dessen Ehrenmitglied er ebenfalls wurde. Dort engagierte er sich besonders beim Aufbau eines Caritasverbandes. Ebenso war er Vorstandsmitglied des Verbandes katholisch-deutscher Akademiker und förderte in Brünn auch das Deutsche Theater. In der Tschechoslowakei erhielt er den Titel Handelsrat verliehen, was in Österreich dem Kommerzialrat entsprach.

Pohl befand sich auf einer Urlaubsreise in die Schweiz, als er in Innsbruck an einer Blinddarmentzündung erkrankte. Er mußte dort ins Krankenhaus und starb an den Folgen einer Blinddarmoperation. Er wurde nach Brünn überführt, wo er begraben wurde.

Pohl hatte sechs Kinder: Herbert Pohl (NbB), er war nach 1945 Primarius am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Graz, Hans Pohl (Fd), nach 1945 Internist in Linz, und Leo Pohl (NbB), nach 1945 Textilfabrikant in Linz. Zwei seiner drei Töchter ehelichten ebenfalls CVer.

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Ferdinandea (Rudolf Geser)
Ac 45 (1932/33), S. 227f.
Mitteilung Herbert Pohl jr. 24. 1. 2023.