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MdR Johann Andreas Fusangel

MdR Johann Andreas Fusangel

Urverbindung: Bavaria Bonn (03.12.1872)

Bandverbindungen: AIn

Geboren: 27.03.1852, Düsseldorf (Königreich Preußen)
Gestorben: 07.08.1910, Hagen (Provinz Westfalen, Königreich Preußen)
Mitglied des deutschen Reichstages, Zeitungsherausgeber und -verleger

Lebenslauf:

Fus­an­gel, ge­le­gent­lich auch Fu­ßan­gel ge­schrie­ben, wurde als Sohn eines Koh­len­händ­lers ge­bo­ren und be­such­te das Gym­na­si­um in Düs­sel­dorf. Nach sei­nem Ab­itur be­gann er das Stu­di­um der Volks­wirt­schaft und von na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Fä­chern an der Uni­ver­si­tät Bonn, wo er der Ba­va­ria bei­trat. Wei­te­re Stu­di­en­sta­tio­nen waren in Inns­bruck, wo er bei der Aus­tria ver­kehrs­ak­tiv war (Cou­leur­na­me Horsa), dann in Mün­chen und in Würz­burg. Dort war er bei der Mar­ko­man­nia ver­kehrs­ak­tiv, über­warf sich aber mit ihr, Ein Stu­di­um be­en­de­te er nicht.

Nach sei­nem Stu­di­en­ab­bruch be­reis­te Fus­an­gel Ös­ter­reich-Un­garn und Ita­li­en und be­gann da­nach eine jour­na­lis­ti­sche Tä­tig­keit beim „Düs­sel­dor­fer Volks­blatt“. In die­ser Ei­gen­schaft po­si­tio­nier­te er sich für die ka­tho­li­sche Sache im Rah­men des preu­ßi­schen Kul­tur­kamp­fes. Um vor Straf­ver­fol­gun­gen si­cher zu sein, zog er nach Bay­ern und war bei ka­tho­li­schen Zei­tun­gen in Würz­burg, Re­gens­burg und Pas­sau tätig. Nach dem Ab­flau­en des Kul­tur­kamp­fes kehr­te er wie­der nach Preu­ßen zu­rück und war von 1884 bis 1893 in Bo­chum Re­dak­teur der „West­fä­li­schen Volks­zei­tung“. Hier hatte er sich vor allem der Pro­ble­me der Berg­ar­bei­ter an­ge­nom­men und en­ga­gier­te sich da­durch beim So­zi­al­flü­gel der ka­tho­li­schen Zen­trums­par­tei. In die­ser Zeit war er Mit­be­grün­der des Rechts­schutz­ver­eins für die berg­män­ni­sche Be­völ­ke­rung im Re­vier

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Da­nach grün­de­te Fus­an­gel in Hagen, wo er nun lebte, die „West­deut­sche Volks­zei­tung“, deren Ver­le­ger und Her­aus­ge­ber er war. Des­glei­chen besaß er eine Dru­cke­rei. Als Ende 1892 der be­kann­te Zen­trums­po­li­ti­ker Peter Rei­chen­sper­ger ver­starb, wurde Fus­an­gel für die not­wen­di­ge Nach­wahl für den deut­schen Reichs­tag als Kan­di­dat no­mi­niert. Er war aber nicht der of­fi­zi­el­le Kan­di­dat der Zen­trums­par­tei, so daß es auch einen sol­chen durch die Par­tei­lei­tung gab. Auf­grund sei­ner so­zi­al­ka­tho­li­schen Ein­stel­lung galt er als An­ge­hö­ri­ger des sog. „lin­ken Flü­gels“ der Zen­trums­par­tei, wo­durch es auch zu in­ner­par­tei­li­chen Kon­flik­ten kam. Er war als „roter Jo­han­nes“ be­kannt.

Fus­an­gel wurde trotz des in­ner­par­tei­li­chen Ge­gen­kan­di­da­ten am 20. März 1893 für den Wahl­kreis Olpe-Me­sche­de-Arns­berg 2 (Sauer­land) in den Reichs­tag ge­wählt und ge­hör­te die­sem nach Wie­der­wah­len 1893, 1898 und 1903 bis An­fang 1907 an. Be­mü­hun­gen um ein Man­dat im Ab­ge­ord­ne­ten­haus des preu­ßi­schen Land­tags schei­ter­ten wegen des dort herr­schen­den Drei­klas­sen-Wahl­rechts. 1907 kan­di­dier­te er noch­mals für den Reichs­tag, un­ter­lag aber dem of­fi­zi­el­len Kan­di­da­ten der Zen­trums­par­tei. Seine Per­son sowie seine An­schau­un­gen sind bei­spiel­haft für die in­ne­re Dif­fe­ren­zie­rung und die Band­brei­te, die da­mals in der Zen­trums­par­tei ge­herrscht haben.

Fus­an­gel, der von 1898 bis zu sei­nem Tod Mit­glied des Pro­vin­zi­al­ko­mi­tees der Zen­trums­par­tei (Pro­vinz West­fa­len) war, starb bald nach sei­nem Rück­zug aus dem Reichs­tag.

Quellen und Literatur:

Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 96f. und 523.
http://www.bioparl.de/datenbanken/biorabkr/biorabkr-db/?id=714