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StR a.D. LORegR i.R. Dr. Wilhelm Mohr

StR a.D. LORegR i.R. Dr. Wilhelm Mohr

Urverbindung: Traungau (11.10.1909)

Bandverbindungen: R-B

Geboren: 25.04.1890, Wolfurt (Bezirk Bregenz, Vorarlberg)
Gestorben: 18.05.1971, Bregenz
Mitglied des Staatsrates, Landesbeamter

Lebenslauf:

Mohr wurde als Sohn eines Textilgewerbetreibenden (Stückfergger) geboren und besuchte nach der Volksschule in Wolfurt die Gymnasien in Brixen (Vinzentinum) und Bregenz, wo er an der Gründung der katholischen Pennalie Kustersberg beteiligt war (später MKV). Nach der Matura im Jahr 1909 studierte er an den Rechtswissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten in Graz, wo er dem Traungau beitrat (Couleurname Lumpazi) und dort im Sommersemester 1911 Fuchsmajor war, und in Innsbruck (Dr. iur. 1914), wo er bei der Raeto-Bavaria aktiv war.

Nach Studienende begann Mohr die Gerichtspraxis am Landesgericht Innsbruck und war dann von 1915 bis 1918 bei der k. k. Landwehr (Standschützen, letzter Dienstgrad Oberleutnant der Reserve; Auszeichnungen: silberne Tapferkeitsmedaille II. Klasse, goldenes Verdienstkreuz mit der Krone und mit Kriegsdekoration, Karl-Truppenkreuz). Eingesetzt war er an Südtiroler Front. Am 4. November 1918 geriet er in italienische Gefangenschaft, aus der er am 4. August 1919 entlassen wurde und heimkehrte.

Danach begann Mohr die Richterlaufbahn am Landesgericht Innsbruck, legte 1921 die Richteramtsprüfung ab und war kurz Zeit als Richter am Oberlandesgericht tätig. Auf Ersuchen des Vorarlberger Landeshauptmanns Otto Ender (AIn) übernahm er am 1. August 1922 die neue Vorarlberger Agrarbezirksbehörde sowie die Abteilung Land- und Forstwirtschaft der Vorarlberger Landesregierung. Daneben war er noch als Lehrer an landwirtschaftlichen Fachschulen tätig.

Mohr geriet bereits in Innsbruck in Kontakt mit der Heimwehrbewegung. Am 20. Dezember 1926 wurde er zum Führer des „Vorarlberger Heimatdienstes“ ernannt, der Vorarlberger Heimwehr. 1930 leistete er das sog. „Korneuburger Gelöbnis“. Am 20. Februar 1934 wurde im Zuge von Auseinandersetzungen mit der Vorarlberger Landesregierung, der der Heimatdienst unterstellt war, dessen Führung Mohr entzogen. Er wurde hierauf eine zeitlang unter Hausarrest gestellt.

Auf Vorschlag von Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg (AIn) wurde Mohr – ohne Befürwortung der Landesregierung – zum Mitglied des Staatsrates ernannt, dem er vom 1. November 1934 bis zum 12. März 1938 angehörte. Am 27. November 1934 wurde er in den Bundestag gewählt.

Nach dem Anschluß wurde Mohr zwar aller politischer Funktionen enthoben, konnte aber in untergeordneter Stelle in der Agrarlandesbehörde weiterarbeiten. Dies dürfte wohl auf seinen ehemaligen Bundesbruder Rudolf Kopf (ehemals Trn) zurückzuführen gewesen sein, der damals der Vertreter des Tiroler Gauleiters im ehemaligen Land Vorarlberg und nach 1949 für den VdU Nationalratsabgeordneter und Vorarlberger Landesrat war.

Mit 15. Juli 1940 wurde Mohr in die Landwirtschaftsabteilung beim Reichsstatthalter in Innsbruck versetzt. Von September bis November 1941 war er zur Einführung in die Aufgaben der „Neubauernsiedlung“ in Koblenz, von wo er dann Ende 1941 nach Innsbruck zurückkehrte. Mit 1. Januar 1943 wurde er in das Landwirtschaftsamt nach Kattowitz versetzt, da er in der „Ostmark“ unerwünscht war. Im Januar 1945 floh er beim Herannahen der Roten Armee nach Vorarlberg und wurde noch Anfang April zum Volkssturm eingezogen.

Im Juni 1945 Mohr wieder als Amtsvorstand der Agrarbezirksbehörde und als Abteilungsleiter der Landesregierung eingesetzt. Weiters war er als Landesobmann Vorarlberg der Krankenkasse der Bundesangestellten tätig. Mit Jahresende 1955 ging er als Landesoberregierungsrat in Pension und widmete sich der Organisation des Schwarzen Kreuzes (Kriegsgräberfürsorge).

Mohr wurde in Bregenz auf dem Friedhof in der Blumenstraße begraben.

Werke:

(Auswahl)
Das Recht des Landwirts (1933).
Heimatkunde von Vorarlberg (1948).
Kurze Rechtskunde für Land- und Forstwirtschaft (1949).

Quellen und Literatur:

Enderle-Burcel, Gertrude: Christlich–ständisch–autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, des Bundeskulturrates, des Bundeswirtschaftsrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1991, S. 162f.
Hagn, Dietmar: Qui ante nos. Biografien der verstorbenen Mitglieder. K. Ö. St. V. Traungau Graz, Landeszirkel Vorarlberg. 1908–2012. Mit einer Einleitung, Mitgliederlisten und Bilddokumentation. Feldkirch 2013, S. 121–132.