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Univ.-Prof. Mag. Dr. Helmut Rumpler

Univ.-Prof. Mag. Dr. Helmut Rumpler

Urverbindung: Rhaeto-Danubia (28.01.1958)

Geboren: 12.09.1935, Wien
Gestorben: 10.02.2018, Klagenfurt
Universitätsprofessor (Neuere und Österreichische Geschichte)

Lebenslauf:

Rumpler wurde als Sohn eines Schuhmachergehilfen bzw. Postangestellten geboren, der 1944 an der Ostfront gefallen war. Die Mutter zog daraufhin zu Verwandten nach Herrnbaumgarten (Bezirk Mistelbach, Niederösterreich). Dort besuchte er die Volksschule und danach die Hauptschule im 6 km entfernten Poysdorf, wohin er täglich zu Fuß ging. Ab 1950 besuchte er die Lehrerbildungsanstalt der Schulbrüder in Wien-Strebersdorf, wo er 1955 mit Auszeichnung maturierte. 1952 trat er der Ferialverbindung Nordmark Hohenau (später MKV) bei. Nach seiner Matura war er vorerst dort als Erzieher bis 1958 tätig. Im Jahr 1956 begann er das Studium der Germanistik und Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Lehramtsprüfung 1961, Dr. phil. 1963), wo er der Raeto-Danubia beitrat (Couleurname Faust).

Obwohl Rumpler ursprünglich das Studium im Hinblick auf ein gymnasiales Lehramt begonnen hatte, zeichnete sich bald eine wissenschaftliche Laufbahn ab. 1960 wurde er wissenschaftliche Hilfskraft am Historischen Institut der Universität Wien und 1961 wissenschaftlicher Sekretär bei der wissenschaftlichen Kommission für die Geschichte der Habsburgermonarchie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 1963 erhielt er eine Stelle als Assistent am Historischen Institut der Universität Wien. Im selben Jahr wurde er mit einer Dissertation bei dem bekannten Historiker Hugo Hantsch (Fd) promoviert. 1973 habilitierte er sich als Universitätsdozent für Neuere Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien.

1976 wurde Rumpler zum ordentlichen Universitätsprofessor für Neuere und Österreichische Geschichte an der der damals noch jungen Hochschule für Bildungswissenschaften Klagenfurt, nunmehr Alpen-Adria-Universität, ernannt, welche Position er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2003 bekleidete. In dieser Funktion hat er maßgeblich am Aufbau und Ausbau des dortigen Instituts für Geschichte beigetragen, dessen Vorstand er viele Jahre war. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt lag in der Geschichte der letzten hundert Jahre der Habsburgermonarchie, wie seine zahlreichen Veröffentlichungen zeigen (siehe unten). So war er u. a. ab 1996 Obmann der Kommission für die Geschichte der Habsburger-Monarchie der Akademie der Wissenschaften und betreute ab 2000 die Herausgabe der mehrbändigen Reihe „Die Habsburgermonarchie 1848 bis 1918“. Ebenso war er Mitherausgeber der „Protokolle des Österreichischen Ministerrates 1848 bis 1918“.

Rumpler war wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dort Vorstandsmitglied der Kommission für die Neuere Geschichte Österreichs. Er war auch korrespondierendes Mitglied der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Laibach. In einem Nachruf der Universität Klagenfurt heißt es u. a.: „Die Geschichtswissenschaft im Rankeschen Verständnis war ihm, dem Historiker mit Herz und Seele, Leitfaden in seinen Aktivitäten. Seine Lehrveranstaltungen waren von diesem Enthusiasmus für das Fach getragen. Im Sinne eines Wilhelm von Humboldt waren ihm Lehre und Forschung in gleichem Maße wichtig.“

In einem Interview Rumplers mit der Kärntner „Kleinen Zeitung“ im November 2015 wird die Aktualität seines Forschungsschwerpunkts deutlich: „Die Habsburgermonarchie war eine Idee für die Ordnung Mitteleuropas, die an diesem Problem gearbeitet hat und daran gescheitert ist, vor dem jetzt Europa steht: Wie viel Selbständigkeit muß man einer Nation, auch und vor allem einer kleinen, gewähren, damit sie sich im Rahmen einer größeren Gemeinschaft in ihrem Identitätsbewußtsein und am Ende in ihrer Existenz nicht gefährdet sieht? Die Habsburgermonarchie ist an diesem Problem gescheitert, und man hat ihr das zur Last gelegt. Ich sage aber, daß die EU die Probleme, die die Habsburgermonarchie liegen hat lassen, erst und aufs Neue, nicht nur am Balkan, in Mitteleuropa und an den Grenzen in der Ukraine und in Griechenland, sondern auch im Kern, in den Beziehungen der großen Mächte, lösen muß.“

Mit seinem wissenschaftlichen Schwerpunkt und dem Herangehen an diesen folgte Rumpler in würdiger Weise seinem Lehrer, dem großen österreichischen Historiker Hugo Hantsch, nach. Er wurde auf dem Friedhof Stein-Viktring bei Klagenfurt begraben (I/6/M/1).


Werke:

(Auswahl)
Max Hussarek. Nationalitäten und Nationalitätenpolitik im Sommer 1918 (phil. Diss 1963, gedr. 1965).
Das Völkermanifest Kaiser Karls vom 16. Oktober 1918. Letzter Versuch zur Rettng der Habsburgermonarchie (1966)
Ministerrat und Ministerratsprotokolle 1848 bis 1867. Behördengeschichtliche und aktenkundliche Analyse (1970).
Die deutsche Politik des Freiherrn von Beust 1848 bis 1850 (1972, Habil.-Schrift)
Weltgeschichte im 20. Jahrhundert (1979)
Hg. Österreich und die deutsche Frage im 19. und 20. Jahrhundert (1982).
Hg. Deutscher Bund und deutsche Frage 1815 bis 1866 (1990).
Hg. Innere Staatsbildung und gesellschaftliche Modernisierung in Österreich und Deutschland 1867/71 bis 1914 (1991).
Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staatsverfall in der Habsburgermonarchie 1804 bis 1914 (1997).


Quellen und Literatur:

Brennpunkt Mitteleuropa. Festschrift für Helmut Rumpler zum 65. Geburtstag, hg. von Ulrich Burz, Werner Drobesch (Ca) u. a. Klagenfurt 2000, S. 15f.
Fellner, Fritz–Corradini, Doris A.: Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon. Wien 2006, S. 351.