Lebenslauf:
Steyskal wurde als Sohn des k. u. k. Linienschiffskapitäns (dieser Rang entspricht einem Oberst) Julius Ritter von Steyskal geboren und besuchte die Gymnasien in Marburg/Drau sowie in Graz. Nach der Matura leistete er 1895/96 sein Einjährig-Freiwilligenjahr beim Corpsartillerieregiment Nr. 8 (letzter Dienstgrad Leutnant der Reserve). Anschließend begann er das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz (abs. iur. 1901).
Anfang Oktober 1901 trat Steyskal in den Dienst der Post- und Telegraphenverwaltung in Triest ein, wurde aber Anfang 1907 in die Zentralstelle des k. k. Handelsministeriums berufen, das damals auch für die Post zuständig war. Während des Ersten Weltkriegs war er Präsidialvorstand des Generaldirektors für die Post und Telegraphenverwaltung und Verbindungsbeamter zwischen der Feldpost und dem k. u. k. Kriegsministerium. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er von der Republik Österreich übernommen und war zuerst in der Pensionsabteilung tätig. Bereits im Jahr 1922 wurde ihm, noch Ministerialsekretär, der Titel Ministerialrat verliehen.
1924 wurde Steyskal der Abteilung Postbeförderung und Kurswesen zugeteilt. Mit 29. Oktober 1925 wurde er nun dienstklassemäßig zum Ministerialrat und zum Leiter dieser Abteilung ernannt. Mit 20. Juli 1933 wurde er in die damalige I. Dienstklasse (Sektionschefs) befördert und zum Präsidenten der Post- und Telegraphendirektion für Wien, Niederösterreich und das Burgenland ernannt, der größten Österreichs. Bereits mit 11. November 1933 wurde er mit der Leitung der Generaldirektion für die Post- und Telegraphenverwaltung betraut und mit 27. Dezember 1933 zum Generaldirektor bestellt. Mit 31. Juli 1937 ging er in den Ruhestand.
Steyskal war in den unmittelbaren Nachkriegsjahren an der Umstellung des Postbetriebes von den Ausmaßen der k. u. k. Monarchie auf die nunmehrige Republik Österreich beteiligt. In seiner Funktion als Leiter der Postbeförderung legte er ein besonderes Augenmerk auf die Verbesserung der Postzustellverhältnisse auf dem Lande. Verdienste erwarb er sich bei der Einrichtung der Flugpostbeförderung und den Ausbau des Postkraftwagenliniennetzes. Ihm ist zum großen Teil auch das erste österreichische Kraftfahrgesetz zu verdanken.
Gelegentlich der Verleihung eines Ordens an ihn im Jahr 1934 heißt u. a. in der Begründung: „Besondere Verdienste erwarb [er] sich in den bewegten Tagen der Februarunruhen [des Jahres 1934, Anm. d. Verf.], als es galt, den Ausbruch eines Streiks im Bereiche der Post- und Telegraphenanstalt zu verhindern, und das für die Exekutive sowie auch für die Gesamtbevölkerung wichtige klaglose Funktionieren des Post-, Telegraphen- und Fernsprechbetriebs zu sichern. Daß dies zur Gänze gelungen ist, muß zum großen Teil seiner tatkräftigen und umsichtigen Leitung zugute geschrieben werden.“ Steyskal war von 1935 bis 1937 auch Verwaltungsrat der Österreichischen Radioverkehrs AG (RAVAG).
Obwohl bereits in Pension, wurde Steyskal am 14. April 1938 verhaftet und blieb fünf Monate bis 13. September 1938 in Haft. Mit 31. Oktober 1938 wurde ihm der Ruhegenuß zuerst zur Gänze aberkannt, später wurden jedoch 45 Prozent bewilligt. Es war eher ungewöhnlich, daß im Zuge des Anschlusses ein bereits pensionierter Beamter verhaftet wurde, ebenso daß seine Pension gekürzt wurde. Über die Gründe kann vorerst nur spekuliert werden.
Es könnte sich um eine „Strafaktion“ gehandelt haben, weil Steyskal in seiner Position bei der Post möglicherweise illegale Nationalsozialisten entfernt und die Einstellung solcher verhindert hat. Die Verhaftung könnte auch erfolgt sein, weil er bei der Volksabstimmung am 10. April 1938 möglicherweise mit Nein abgestimmt hat. Die Verhaftung am 14. April und nicht schon im März könnte wiederum ihre Ursache darin gehabt haben, weil Anfang April der sog. „Prominententransport“ ins KZ Dachau erfolgt ist und damit Belegkapazitäten im Polizeigefängnis frei geworden sind. Jedenfalls war Steyskal nach der Enthaftung zeitweise als Versicherungsagent tätig, um den Einkommensausfall auszugleichen Nach dem Krieg wurde er rehabilitiert.
Steyskal kam mit dem CV in Kontakt, als sein Sohn Robert Steyskal (ehemals Nc) 1920 bei der Norica rezipiert wurde. Dieser war von 1942 bis 1944 wegen Teilnahme an der Widerstandsgruppe Meithner in Haft. Steyskal wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben (75A/17/26).
Quellen und Literatur:
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 9. 9. 2020)Enderle-Burcel, Gertrude–Follner, Michaela: Diener vieler Herren. Biographisches Handbuch der Sektionschefs der Ersten Republik und des Jahres 1945. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1997, S. 446–448.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 347f.