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Abg. z. NR a.D. Gen.-Dir.-Stv. i.R. Erwin Machunze

Abg. z. NR a.D. Gen.-Dir.-Stv. i.R. Erwin Machunze

Ehrenmitgliedschaften: Nordgau Wien, Nordgau (Prag) zu Koblenz

Geboren: 23.06.1911, Breitenfurt (tschech. Široký Brod, nunmehr Niklasdorf, tschech. Mikulovice, Bezirk Freiwaldau, tschech. Jeseník, Österr. Schlesien)
Gestorben: 14.03.1982, Wien
Nationalratsabgeordneter, Generalsekretär der deutschen Christlichen Gewerkschaften der Tschechoslowakei, Bundesobmann der Klemensgemeinde, Chefredakteur der „Freiheit“, Direktorstellvertreter der Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter

Lebenslauf:

Machunze wurde als Sohn eines Maurers und einer Arbeiterin (Papierfabrik) geboren. Seinen Vater verlor er ein Jahr nach seiner Geburt. Machunze besuchte die Volksschule sowie die Handelsschule und war schon früh in der katholischen Jugendorganisation tätig. Nach der Schule arbeitete er zunächst als Vertreter und kam in Kontakt mit der deutschen Christlichen Gewerkschaft der Tschechoslowakei. Ab 1930 war er dort Sekretär, und 1937 wurde er zu deren Generalsekretär in Zwittau (tschech. Svitavy, Mähren) bestellt.

Nach der Annexion der Sudetengebiete und damit zusammenhängend der Auflösung der Gewerkschaften in diesen Gebieten wurde Machunze im Herbst 1938 Büroleiter in einer Zigarrenfabrik. Nach der Zerschlagung der Rest-Tschechei und der Gründung des Reichsprotektorats Böhmen-Mähren stellte er am 25. März 1939 einen Antrag auf Aufnahme in die NSDAP, dem rückwirkend mit Wirksamkeit 1. Dezember 1938 stattgegeben wurde (Mitgliedsnummer 6 556 250), Im Dezember 1940 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und war bei der Kraftfahrtruppe. Bei Kriegsende kam er in sowjetische Kriegsgefangenschaft und wurde im ehemaligen KZ Auschwitz interniert. Im Herbst 1945 kam er frei und mußte daraufhin die Tschechoslowakei verlassen.

Machunze kam nach Wien, wo er aus der Vorkriegszeit zahlreiche Kontakte besaß, insbesondere zu den Christlichen Gewerkschaften. So wohnte er zeitweise bei der Witwe von Johann Staud, dem Vorsitzenden der Einheitsgewerkschaft im „Ständestaat“. Machunze stieß daher zum ÖAAB und war an dessen Aufbau beteiligt. Im Frühjahr 1946 wurde er zum Chefredakteur der ÖAAB-Zeitung „Freiheit“ bestellt. Daneben arbeitete er auch beim ÖVP-Organ „Kleines Volksblatt“ mit. 1956 wechselte er in den Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und wurde in der Folge stellvertretender Direktor der Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter.

Naheliegenderweise kümmerte sich Machunze um die Heimatvertriebenen und war Mitbegründer der Klemensgemeinde sowie dann deren langjähriger Bundesobmann. Diese ist die katholische Organisation der Heimatvertriebenen in Österreich und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV). Auch war er Vorsitzender des Beirats für Flüchtlingsfragen. In der Wiener ÖVP leitete er das Referat für Heimatvertriebene.

Diese Tätigkeiten führten zu politischen Funktionen. 1949 kandidierte Machunze für den Nationalrat, wurde gewählt und gehörte diesem vom 8. November 1949 bis zum 24. Juni 1970 an. Wegen einer Wahlanfechtung verlor er vorerst sein Mandat, und es mußte in einem Wiener Wahlkreis neu abgestimmt werden. Hier wurde er wieder gewählt und gehörte dann dem Nationalrat neuerlich vom 19. Oktober 1970 bis zum 4. November 1971 an. Seit 1956 war er Obmann des Immunitätsausschusses.

Durch seine Herkunft und sein Engagement für die Vertriebenen vor allem des katholischen Milieus (Klemensgemeinde) kam es zum Kontakt mit dem Nordgau, der zu Ehrenmitgliedschaft Machunzes führte. Er wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben (34A/6/24).

Werke:

Die Sozialversicherung der Heimatvertriebenen (1954).
Vom Rechtlosen zum Gleichberechtigten : die Flüchtlings- und Vertriebenenfrage im Wiener Parlament (1974).

Quellen und Literatur:

Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 354.
Wladika, Michael: Zur Repräsentanz von Politikern und Mandataren mit NS-Vergangenheit in der Österreichischen Volkspartei 1945–1980. Eine gruppenbiographische Untersuchung. Forschungsprojekt im Auftrag des Karl von Vogelsang-Instituts. Wien 2018 (als pdf verfügbar), S. 97f.