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Dr. Franz Deutsch

Dr. Franz Deutsch

Urverbindung: Nordgau Wien (18.10.1920)

Geboren: 28.06.1900, Wien
Gestorben: 1942, oder später im Ghetto oder KZ Riga umgekommen
NS-Opfer, Arzt
Politische Haft: ab 1942 Ghetto Riga/KZ Riga

Lebenslauf:

Deutsch wurde als Sohn jüdischer Eltern geboren – sein Vater war Bürgerschullehrer – , die jedoch noch vor seiner Geburt zum katholischen Glauben konvertiert sind und ihren Sohn auch katholisch taufen ließen. Er war also im Sinne der Ersten Verordnung zum Reichbürgergesetz vom 14. November 1935 (sog. „Nürnberger Gesetze“) „Volljude“ bzw. „Geltungsjude“, jedoch war ihm dieser Umstand vorerst nicht bekannt.

Nach dem Gymnasium begann Deutsch das Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien (Dr. med.), wo er dem Nordgau beitrat. Ab ca. 1930 bekleidete er die Stelle eines Amtsarztes an der Bezirkshauptmannschaft in Hollabrunn. Er war Mitglied der Vaterländischen Front.

Nach dem Anschluß wurde Deutsch zwar seines Postens enthoben, mußte aber im Sinne der Verordnung zur Neuordnung des österreichischen Berufsbeamtentums vom 31. Mai 1938 einen Fragebogen ausfüllen, der auf einen sog. „Ariernachweis“ hinauslief. Im Zuge dessen wurde evident, daß er „Volljude“ war. Dieser Fragebogen ist mit 5. Dezember 1938 datiert. In der Folge versuchte er, in die Schweiz zu fliehen, wurde jedoch dabei gestellt und inhaftiert.

Nach Mitteilung der Israelitischen Kultusgemeinde Wien wurde Deutsch am 11. Januar 1942 in das Ghetto Riga überstellt. Da bereits die Mehrzahl der lettischen Juden 1941 liquidiert wurden, ist um die Jahreswende 1941/42 eine entsprechende Zahl deutscher Juden nach Riga verbracht worden, darunter befand sich auch Deutsch. Was mit ihm von Ende 1938 bis Anfang 1942 passiert ist, ist derzeit nicht bekannt. Im März 1943 wurde das KZ Riga-Kaiserwald errichtet, in das die Überlebenden des Rigaer Ghettos verbracht wurden. Was nach seiner Überstellung nach Riga mit Deutsch passiert ist, ist ebenfalls nicht bekannt. Sicher ist nur, daß er in Riga das Ghetto oder in der Folge das KZ nicht überlebt hat.

Deutsch war unverheiratet und war einer der wenigen „Geltungsjuden“, die dem CV beigetreten sind.

Quellen und Literatur:

Farbe tragen, Farbe bekennen. 1938-1945. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz u. a. Wien 1988, S. 142f. (hier ist der Fragebogen faksimiliert abgedruckt).
Neunzig Jahre Nordgau. Festschrift der Katholischen Österreichische Hochschulverbindung Nordgau Wien im ÖCV 1900–1990 (= Nordgau-Aktuell Nr. 119). Wien 1990, S. 97.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 259.