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Abg. z. NR LAbg. Komm.R Johann Thomas Wancura

Abg. z. NR LAbg. Komm.R Johann Thomas Wancura

Ehrenmitgliedschaften: Nordgau Wien

Geboren: 06.02.1869, Wittingau (Třeboň), (Kreis Neuhaus [Jindřichův Hradec], Südböhmen)
Gestorben: 23.06.1939, Wien
Nationalratsabgeordneter, Landtagsabgeordneter (Wien), Bankier

Lebenslauf:

Wancura wurde als Sohn eines Kaufmanns geboren. 1982 kam er nach Wien und besuchte dort die Handelsschule. 1884 begann er eine Ausbildung (Lehre) beim Bankhaus Schelhammer & Schattera seines Schwagers Karl Schelhammer und machte dort in der Folge Karriere. Im April 1902 trat er gemeinsam mit Wilhelm Simon als Gesellschafter in die Bank ein. 1905 übernahm Wancura die Anteile von Karl Schelhammer, 1909 trat Simon als Gesellschafter wieder aus, so daß Wancura ab 1910 Alleingesellschafter war.

Wancura ehelichte Karoline, die Tochter seines Mitgesellschafters Wilhelm Simon. Aufgrund eines ehelichen Zerwürfnisses zog seine Frau 1909 wieder zu ihrem Vater und beging 1911 durch Gift Selbstmord. Diesem Umstand wurde damals von der Boulvardpresse große Beachtung geschenkt, wobei allerlei Gerüchte in die Welt gesetzt wurden.

Das seit 1876 unter dem Namen Schelhammer & Schattera firmierende Bankhaus hat sich von einer kleinen Wechselstube zu einem bedeutenden Bankinstitut entwickelt. Es hatte sich als Vermögensverwalter bedeutender Persönlichkeiten vor und nach dem Ersten Weltkrieg einen Namen gemacht und wurde Generalrepräsentant der Niederösterreichischen Landesversicherungsanstalt (später Versicherungsanstalt der Österreichischen Bundesländer, nunmehr UNIQA). Außerdem wurde das Bankhaus zur größten Geschäftsstelle der 1913 eingeführten österreichischen Klassenlotterie.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu verstärkten Kontakten allgemeiner und geschäftlicher Natur von Wancura bzw. dem Bankhaus zum Politischen Katholizismus und der katholischen Kirche. U. a. wickelte er die finanziellen Angelegenheiten des Katholikentages vom September 1933 ab, in dessen Zusammenhang auch die Ehrenmitgliedverleihung des Nordgaus Wien steht.

Wancura war Vizepräsident des Verbandes österreichischer Banken und Bankiers, ab 1935 Präsident der Wiener Börsekammer und Präsident des Aufsichtsrates der Casino AG. Seine Stellung in der Geldwirtschaft führte dazu, daß er bei den Nationalratswahlen des Jahres 1923 kandidierte, jedoch erst am 11. November 1924 nachrückte. Dem Nationalrat gehörte er vorerst bis zum 18. Mai 1927 an. 1930 kandidierte er neuerlich, wurde nicht gewählt und rückte erst am 2. August 1932 nach, wobei er das Mandat des verstorbenen Ignaz Seipel (Nc EM) übernahm. Dem Nationalrat gehörte er dann bis zum 2. Mai 1934 an.

Im „Ständestaat“ wurde Wancura in den Rat der Stadt Wien berufen, der dem Gemeinderat bzw. Landtag von Wien folgte und diesen entsprach. Diesem gehörte er vom November 1934 bis zum 13. März 1938 an. Er erhielt 1910 den Titel eines Kaiserlichen Rates und 1918 den eines Kommerzialrates. 1936 war er Präsident des Ehrenkomitees für den Kapellenbau am Sonnwendstein für die tödlich verunglückte Frau von Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg (AIn), die nach 1945 ÖCV-Kapelle wurde.

Nach dem Anschluß im März 1938 blieben sowohl das Bankhaus als auch Wancura unbehelligt. Nach dem Krieg kam das Bankhaus in den fünfziger Jahren mehrheitlich in das indirekte Eigentum der katholischen Kirche Österreichs. 1959 wurde Josef Melchart (NdW EM) mit 15 Prozent Anteile geschäftsführender Gesellschafter der Bank. Wancura wurde auf dem Hietzinger Friedhof in Wien begraben

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Quellen und Literatur:

Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 629.
Seliger, Maren: Scheinparlamentarismus im Führerstaat. „Gemeindevertretung“ im Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Funktionen und politische Profile Wiener Räte und Ratsherren 1934–1945 im Vergleich (=Politik und Zeitgeschichte 6). Wien 2010, S. 352f.
http://www.schelhammer.at/bankhaus/wir_ueber_uns/geschichte#003