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Franz Maria Bittner

Franz Maria Bittner

Urverbindung: Norica (02.12.1891)

Geboren: 07.09.1867, Wien
Gestorben: 14.01.1926, Wien
Weltpriester, Organisator der christlichsozialen Arbeiterbewegung

Lebenslauf:

Bittner wurde als Sohn eines Bandmachergehilfens in Wien-Josefstadt (Lerchenfelderstraße) geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und danach anfänglich der Bürgerschule (Hauptschule) kam er in das fürsterzbischöfliche Knabenseminar Hollabrunn (Niederösterreich) und besuchte das dortige. Gymnasium. Nach der Matura trat er 1887 in das Wiener Priesterseminar ein, das sich damals noch im Curhaus am Stephansplatz befand, und begann das Studium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien (abs. theol. 1891).

Nach seiner Priesterweihe am 25. Juli 1891 durch den Wiener Erzbischof Anton Joseph Kardinal Gruscha (AW EM) wurde Bittner zum Kaplan in Guntersdorf (Bezirk Hollabrunn) ernannt. Der dortige Pfarrer gab ihm jedoch einen beachtlichen Freiraum, so daß er an der Universität Wien Vorlesungen in Geschichte hören konnte. Im Zuge dessen trat er der Norica bei (Couleurname Pilgrim).

Am 2. Juli 1893 lernte Bittner Leopold Kunschak (Nc EM), den Gründer der christlichen Arbeiterbewegung, bei einer Veranstaltung in der Nähe von Retz (Bezirk Hollabrun) kennen. Da veranlaßte ihn, zehn Tage später Mitbrüder zu einer „freien sozialen Kleruskonferenz“ einzuladen, zu der dreißig, meist junge Priester erschienen. Dadurch kam er in engeren Kontakt zum Politischen Katholizismus bzw. zur Christlichsozialen Bewegung. So wurde er neben seiner Kaplanstätigkeit Ende 1893 Redaktionssekretär bei der „Reichspost“ und Schriftführer des Vereins „Christliche Presse“, der die „Reichspost“ zu finanzieren hatte.

Im März 1895 wurde Bittner als Kaplan nach Liesing versetzt, wo er allerdings nur bis Juli blieb. Um finanziell unabhängig zu sein, begann er im Herbst eine Tätigkeit als „Bürgerschulkatechet“ (so hie0en damals die Hauptschulen). Jetzt konnte er sich in dem von Kunschak gegründeten „Christlichsozialen Arbeiter-Verein“ voll engagieren und wurde Anfang 1896 in das „Aktionskomitee“ (Leitung) als Schriftführer kooptiert. Im August 1898 forderte er in Salzburg, daß sich die in mehreren Kronländern bereits bestehenden christlichen Arbeitervereine zu Landesverbänden und diese zu einem Reichsverband zusammenschließen sollten. Daraufhin wurde er für dessen Organisierung beauftragt. Im September 1902 konstituierte sich der „Reichsverband der nichtpolitischen Vereinigungen christlicher Arbeiter“ (die Bezeichnung „nichtpolitisch“ hatte ihren Grund in der damaligen Vereinsgesetzgebung, denn natürlich waren diese Vereinigungen „politisch“).

Bittner wurde Sekretär dieses Reichsverbands, der eine wichtige Vorfeldvereinigung bzw. ein wichtiges Organisationsglied der Christlichsozialen Partei wurde. 1900 wurde die 1896 von Kunschak gegründete Zeitung „Die Freiheit“ von der Partei übernommen und in „Christlichsoziale Arbeiter-Zeitung“ unbenannt. Bittner wurde Vorsitzender der „Preßkommission“ dieser Zeitung, die die Funktion einer Herausgeberin bzw. eines Verlages ausübte. „Bittners nie ruhender Geist“ (Kunschak) führte 1909 zur Gründung der „Österreichischen Arbeitercredit“. Er führte dieses Spar- und Kreditinstitut als Obmann und war bis 1919 deren unbezahlter leitender Beamter sowie bis 1924 Aufsichtsratsmitglied. In der Auseinandersetzung mit Anton Orel (Nc EM) und dessen Jigendorganisation stand er an der Seite Kunschaks.

Der Umbruch von 1918/19 hatte auch Folgen für die christlichsoziale Arbeiterorganisation, die den ohnedies schon überarbeiteten Bittner gesundheitlich überforderten. 1922 schied er aus dem Schuldienst und zog sich auch zunehmend von der christlichen Arbeiterbewegung zurück. Es wurde einsam um ihn, und er erlag schließlich einem Leberleiden. Er wurde auf dem Hietzinger Friedhof begraben (sein Grab wurde 1959 aufgelassen), die Einsegnung nahm Ignaz Seipel (Nc EM) vor.

Obwohl Bittner an entscheidender organisatorischer und nicht zu unterschätzender Stelle am Aufbau der christlichen Arbeiterorganisation und damit auch der Christlichsoziale Partei mitwirkte, hatte sein an sich bescheidener und zurückhaltender Charakter zur Folge gehabt, daß er kein politisches Mandat (im Reichsrat, im niederösterreichischen Landtag, im Wiener Gemeinderat) ausübte. Ab 1914 bis dann zu seinem Tod war er, den man mit Recht einen „Arbeiterpriester“ bezeichnen kann, lediglich Bezirksrat in Wien-Neubau.

Quellen und Literatur:

Reichspost, 15. 1. 1926, S. 5.
Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 1, Wien 1954, S. 88f.
Schmitz, Georg: Der vergessene Arbeiterpriester Franz Maria Bittner (1867–1926), in: Fenster. Zs. der K. a. V. Norica, Ausgabe 4/2010, S. 10–13.