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Rektor Univ.-Prof. Dr. Leopold Arzt

Rektor Univ.-Prof. Dr. Leopold Arzt

Urverbindung: Norica (17.10.1902)

Bandverbindungen: Walth

Geboren: 16.03.1883, Wien
Gestorben: 20.05.1955, Wien
Universitätsprofessor (Dermatologie), Mitglied des Bundeskulturrates
Politische Haft: 1938 Polizeihaft

Lebenslauf:

Arzt wurde als Sohn eines Bahnbeamten (Zentralinspektor) geboren und absolvierte 1902 das Jesuitengymnasium in Kalksburg. Danach studierte er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien (Dr. med. 1908), wo er der Norica beitrat (Couleurname Poldl). Nach einem Studienaufenthalt am Institut Pasteur in Paris war er zuerst Assistent am Pathologischen Institut der Poliklinik Wien sowie an der Lehrkanzel für Pathologische Histologie und Bakteriologie. 1911 wechselte er als Assistenzarzt an die Wiener Universitätsklinik für Dermatologie und Syphylitologie, wo er sich im August 1915 für diese Fach habilitieren konnte.

Von 1914 bis 1918 war er bei der k. u. k. Armee eingezogen und erreichte den Rang eines Regimentsarztes. Dort war er bei der Seuchenbekämpfung am südöstlichen Kriegsschauplatz (Mazedonien, Bulgarien) eingesetzt, offenbar erfolgreich, wie die zahlreichen Auszeichnungen beweisen: Ritterkreuz des Franz-Josephs-Ordens mit Kriegsdekoration, silbernes Signum laudis mit Schwertern, bronzenes Signum laudis mit Schwertern, Ehrenzeichen des Roten Kreuzes, Eisernes Kreuz II. Klasse, bulgarisches Militärverdienstkreuz IV. Klasse mit Schwertern und Ritterkreuz I. Klasse sowie Ottomanischer Eiserner Halbmond.

Die akademische Karriere von Arzt gestaltete sich nach dem Ersten Weltkrieg rasch. Ab dem Sommersemester 1919 supplierte er den Lehrstuhl für Dermatologie an der Universität Innsbruck. 1920 erhielt er den Titel eines ao. Universitätsprofessors, im April 1926 erfolgte die Ernennung zum dortigen ordentlichen Universitätsprofessor. Bereits am 1. Oktober 1926 wurde er zum ordentlichen Universitätsprofessor für Dermatologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien berufen. In den Studienjahren 1927/28 bis 1929/30 sowie 1933/34 war er Dekan der dortigen Fakultät. Im Studienjahr 1936/37 war er Rektor der Universität Wien.

In den folgenden Jahren profilierte sich Arzt als international bedeutender Dermatologe aber auch als prononciert katholischer Gelehrter (Mitglied der St.-Lukas-Gilde), wobei er von sozialdemokratischer Seite mit dem Vorwurf der Klerikalisierung kritisiert wurde. Er war – nicht zuletzt auch wegen seiner Zugehörigkeit zum CV – ein unbedingter Parteigänger der Christlichsozialen Bewegung bzw. der Vaterländischen Front. In einem Flugblatt sozialdemokratischer Ärzte wurde er 1937 als „allmächtiger Condottiere der herrschenden Clique“ bezeichnet.

Arzt wurde als Vertreter der Gruppe Schulen/Hochschulen mit 1. November 1934 in den Bundeskulturrat berufen, wo er Obmann des Ausschusses für Wissenschaft und Hochschulen wurde. Vom Bundeskulturrat wurde er am 29. November 1934 in den Bundestag gewählt. Diese Funktionen endeten mit dem 12. März 1938.

Nach dem Anschluß wurde Arzt im März 1938 verhaftet und war dann mehrere Wochen in Haft. Am 12. September 1938 wurde er von seinem Posten entlassen. Mit 28. März 1940 wurde diese rückwirkend in eine Versetzung in den Ruhestand mit Reduzierung des Ruhegenusses um die Hälfte umgewandelt. Ihm wurde auch jede wissenschaftliche und öffentliche Tätigkeit untersagt. Nach Ende des Krieges wurde er als ordentlicher Professor in Wien wieder voll eingesetzt.

Arzt war ein anerkannter Dermatologe von Weltruf und veröffentlichte ca. 250 wissenschaftliche Arbeiten zu Syphilis, Lues, Pilzerkrankungen, Leukämie und verschiedenen anderen Bereichen. Daß er, wie in „Farbe tragen“ (siehe unten Literaturverzeichnis) zum Nobelpreis für Medizin vorgeschlagen worden sei, läßt sich aber nicht belegen (Georg Schmitz). Mit 30. September 1954 wurde Arzt emeritiert. Er starb fünf Tage nach Abschluß des Österreichischen Staatsvertrages und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Im 22. Wiener Gemeindebezirk wurde eine Gasse nach ihm benannt.

Werke:

(Auswahl)
Über den derzeitigen Stand der Syphilisforschung und Behandlung (1919).
Frühdiagnose und Frühtherapie der Syphilis (1923).
Röntgen-Hauttherapie (1925).
Die Mikrosporie (1928).
Die Haut- und Geschlechtskrankheiten. 5 Bände (1933/35).
Allgemeine Dermatologie (1934, 2. Aufl. 1946).
Atlas der Haut- und Geschlechtskrankheiten (1950/53).

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz).
Musger, Anton (Nc): Leopold Arzt zum 70. Geburtstag, in: Der Hautarzt 4 (1953), S. 143f.
Enderle-Burcel, Gertrude: Christlich–ständisch–autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, des Bundeskulturrates, des Bundeswirtschaftsrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1991, S. 40f.
Geschichte der deutschsprachigen Dermatologie. Hg. von Albrecht Scholz u. a. Weinheim 2009, S. 292f. und 299.
www.meduniwien.ac.at/geschichte/anschluss/an_entlassungen. html (Abruf 16. 4. 2012).
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 21.
Norica. Freunde und Vordenker. Große Noriker I. Sonderausgabe zum 80. Stiftungsfest. Dezember 1963, S. 31–34.