Lebenslauf:
Sperl besuchte das Stiftsgymnasium in Seckau und maturierte dort 1954 mit Auszeichnung. Danach begann er das Studium des Hüttenwesens an der Montanistischen Hochschule Leoben (Dipl.-Ing. 1961, Dr. mont. 1970), wo er der gerade gegründeten Kristall beitrat (Couleurname Philipp). Ein unmittelbarer Confuchs von ihm war der spätere steirische Landtagsabgeordnete Franz Kollmann (Kr).
Nach seiner Graduierung war Sperl von 1961 bis 1970 bei der Tiroler Röhren- und Metallwerke AG (Tätigkeiten in der Gießerei und in der Werkstoffprüfung), von 1970 bis 1972 bei der Intermetall Halbleiterwerk der Deutschen ITT Industries in Freiburg/Br., wo er eine Prozeßingenieurgruppe zur Qualitätskontrolle in der Halbleiterproduktion leitete, und von 1972 bis 1974 am Institut für Festkörpermechanik der Fraunhofer Gesellschaft in Freiburg/Br. Danach war er bis zu seiner Pensionierung (2001) wissenschaftlicher Mitarbeiter des Erich-Schmid-Instituts für Festkörperphysik der Österreichischen Akademie für Wissenschaften in Leoben.
Als Sperl bei den Tiroler Metallwerken war, begann er 1963 das Studium der Sprachen und Kulturen des Alten Orients, der Klassischen Archäologie sowie der Ur- und Frühgeschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. phil. 1983). Aufgrund seines ursprünglichen Studiums des Hüttenwesens beschäftigte er sich auch mit dem Problem der Konservierung metallischer Gegenstände nach archäologischer Ausgrabung. Er hat sich um die Beurteilung der historischen Kupferhüttenprozesse sowie historischer Kupfergegenstände verdient gemacht. In diesem Zusammenhang war er auch mit der kupfernen Beilklinge der Gletschermumie vom Tiesenjoch (sog. „Ötzi“) befaßt.
Ein besonderer Schwerpunkt von Sperl ist die Geschichte der Herstellung von Eisen. Hierbei bemühte er sich um die Darstellung der Geschichte der Herstellung von Eisen im Rahmen einer steirischen, österreichischen und europäischen Eisenstraße. Er beschäftigte sich auch mit der Gewinnung des Silbers, mit der Metallurgie des Bleis sowie der Etrusker. Darüber war er auch ein Schlackenexperte, womit eine Datierung von Hüttenprozessen zu gewinnen war. Er habilitierte sich 1989 für Montanarchäologie im Rahmen der Ur- und Frühgeschichte an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und erhielt 1999 den Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors.
Sperl betätigte sich auch kommunalpolitisch für die ÖVP. So wurde er 1979 deren Stadtparteiobmann für Leoben (bis 1989). Von 1980 bis 1989 war er Zweiter Vizebürgermeister von Leoben. Weiters war er Urmitglied der MKV-Verbindung Nibelungia Knittelfeld und Bandphilister der MKV-Verbindung Lützow Leoben. Er wurde auf dem Zentralfriedhof Leoben begraben.
Quellen und Literatur:
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 29. 9. 2021)https://www.oeaw.ac.at/esi/detail/news/univ-prof-dipl-ing-dr-mont-dr-phil-gerhard-sperl-verstorben
https://www.meinbezirk.at/leoben/c-leute/trauer-um-gerhard-sperl_a4573169