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Dech. Pfr. Norbert Hanrieder

Dech. Pfr. Norbert Hanrieder

Ehrenmitgliedschaften:

Geboren: 02.06.1842, Kollerschlag (Bezirk Rohrbach, Oberösterreich)
Gestorben: 14.10.1913, Linz
Schriftsteller (Mundartdichter), Weltpriester

Lebenslauf:

Hanrieder wurde als Sohn eines aus Donauwörth (Bayern) stammenden Wundarztes („Dorfbader“) geboren. Aufgrund seiner musikalischen Begabung war er von 1851 bis 1855 Sängerknabe im Zisterzienserstift Wilhering (Oberösterreich). Danach besuchte er das Gymnasium in Linz, wo er die ersten Gedichte verfaßte. 1861 war er Gründungsmitglied der Pennalie Germania, aus der 1867 die Wiener Burschenschaft Oberösterreicher Germanen hervorging. Nach seiner Matura 1863 – die schriftliche Maturaarbeit in Deutsch legte er in Reimform vor – trat er ins Linzer Priesterseminar ein und studierte an der dortigen Philosophisch-theologischen Hauslehranstalt. Bereits am 29. Juli 1866 erhielt er die Priesterweihe von Bischof Franz Joseph Rudigier (AW EM).

Nach Beendigung seines Studiums 1867 war Hanrieder zuerst Kaplan in Losenstein im Ennstal (Bezirk Steyr-Land), ab 1869 in Peilstein (Bezirk Rohrbach) und 1873 in Sarleinsbach (Bezirk Rohrbach). Im Juni 1874 wurde er zum Pfarrer von Putzleinsdorf (Bezirk Rohrbach) ernannt, welche Funktion er bis zu seinem Tod ausübte. In dieser Zeit engagierte er sich bei der Gründung der katholischen Wochenzeitung „Mühlviertler Nachrichten“, die ab 1889 erschien. 1904 unternahm er eine Pilgerreise nach Jerusalem, und 1907 wurde er zum Dechant ernannt.

Die schriftstellerische Begabung Hanrieders zeigte sich bei ihm bereits als Gymnasiast. Nach einer Phase der kritischen Lyrik zur Selbstfindung schrieb er zahlreiche Erzählungen, die in Kalendern oder Zeitungen erschienen sind. In diesen standen soziale und weltanschauliche Probleme im Vordergrund. Als Seelsorger wandte er sich gegen die damalige Zeitströmung des Liberalismus und die inneren Schwächen des Landvolkes. Um besser verstanden zu werden, bediente er sich immer mehr der Mundart. 1907 erschien sein Hauptwerk, das Mundart-Epos „Der Oberösterreichische Bauernkrieg“. Hanrieder wurde neben Franz Stelzhamer einer der bedeutendsten oberösterreichischen Mundartdichter, vor allem auf dem Gebiet der epischen Dichtung. Der aus Oberösterreich stammende spätere niederösterreichische Politiker Georg Prader sen. (Nc) widmete ihm zum 70. Geburtstag eine Schrift.

Hanrieder wurde 1910 die Ehrenmitgliedschaft des Kürnberg verliehen. Er erlag einem Krebsleiden und wurde auf dem Friedhof in Putzleinsdorf begraben. Die österreichische Post gab anläßlich seines 150. Geburtstags eine Briefmarke im Wert von öS 5,50 heraus.



Werke:

(Auswahl)
Besuch des Teufels in Krähwinkel. Satirischer Roman (1870).
Die Brüder von Feuchtenbach. Erzählung (1875).
Der Lohn des guten Herzens. Eine Dienstbotengeschichte (1880).
Die Knödelwirtin. Schwank (1881).
Der Stöfflbaur. Posse (1887)
Geistlichkeit und Aberglaube (1889).
Bilder aus dem Volksleben des Mühlviertels. Mundartgedichte (1895).
Der Oberösterreichische Bauernkrieg (1892 fertiggestellt, 1907 erschienen, 2. Auf. 1923).
Julia. Tragödie (1906).

Quellen und Literatur:

Prader, Georg sen. (Nc): Norbert Hanrieder in seinen Dichtungen. St. Pölten 1912.
Kürnberg 1900 bis 1925. Almanach zum 25. Stiftungsfeste 23. bis 25. Oktober 1925. Wien 1925, S. 72–78.
Sonnleitner, Alois: Norbert Hanrieder (1842–1913). Innsbruck phil. Diss. 1948.
Österreichisches Biographisches Lexikon. Band 2. Wien 1959, S. 181.
Sonnleitner, Alois: Norbert Hanrieder, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 623.