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Josef Dungel

Josef Dungel

Urverbindung: Danubia (17.12.1925)

Geboren: 09.03.1904, Wien
Gestorben: 08.1940, auf Schloß Hartheim, Gemeinde Alkoven (Bezirk Eferding, Oberösterreich) ermordet
NS-Opfer, Student

Lebenslauf:

Dungel absolvierte in Wien das Gymnasium, wo er 1922 Mitbegründer der katholischen Pennalie (später MKV) Donaumark war. Anschließend begann er das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, wo er der Danubia beitrat (Couleurname Chlodwig). Sein Leibfuchs war Josef Marschall (Dan), der nach 1959 Vizepräsident des Rechnungshofes wurde. Im Wintersemester 1927/28 war Dungel Senior.

Da Dungel an Epilepsie litt, beendete er sein Studium nicht. Er wurde zuerst in der Psychiatrischen Universitätsklinik behandelt und dann am 11. Juni 1930 von dort in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof“ (Baumgartner Höhe) zur weiteren stationären Behandlung überstellt.

Im Zuge der sog. „Aktion T-4“, dem Nazi-Euthanasieprogramm, wurde Dungel vom „Steinhof“ am 12. August 1940 „in eine unbekannte Anstalt“ gebracht. Seinen Angehörigen wurde zwecks Verschleierung mitgeteilt, daß er in die Heilanstalt „Sonnenschein“ bei Pirna (Sachsen) überstellt werde, so daß man lange geglaubt hat, er sei dort ermordet worden. Tatsächlich wurden aber die Insassen des „Steinhof“ zur Tötung nach Schloß Hartheim gebracht, wobei sie öfters einige Tage (drei bis fünf) in der Landes-Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart bei Linz Zwischenaufenthalt nahmen. Von dort kamen sie dann nach Hartheim und wurden in der Regel kurz nach ihrer Ankunft ermordet, und die Leichen wurden unverzüglich verbrannt.

Zu dieser Zeit war Georg Renno (ehemals Vc) stellvertretender ärztlicher Leiter dieser Anstalt und für den Tod Tausender von Menschen verantwortlich. Er wurde bei Vindelicia München 1926 rezipiert und trat bereits 1929 dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB), 1930 der NSDAP und 1931 der SS bei.

Der Familie wurde mitgeteilt, daß Dungel am 28. August 1940 „verstorben“ sei. Nach Mitteilung der Dokumentationsstelle Hartheim des Oberösterreichischen Landesarchivs (26. August 2013) wurden die Todesdaten an die Familie in der Regel gefälscht und mit 14 Tagen bis drei Wochen nach dem Transport angegeben. Ob Dungel einen Zwischenaufenthalt in Niedernhart hatte oder nicht, ist nicht eruierbar. „Dungel könnte demnach am 12. August 1940 oder auch wenige Tage danach ermordet worden sein, jedenfalls jedoch vor dem 28. August 1940.“ (Peter Eigelsberger) Die Unterlagen der Anstalt Schloß Hartheim wurden im Dezember 1944 im Zuge der Rückbauarbeiten vernichtet, so daß auch aus diesem Grund keine genauen Angaben mehr möglich sind. Daher ist der in „Farbe tragen“ angegebene Todestag nicht nachweisbar und entspricht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nicht den Tatsachen.

Die Urne wurde den Angehörigen übermittelt und am 21. September 1940 auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Sein Grab wurde 1974 aufgelassen. Dungel ist laut Mitteilungsblatt des ÖCV und des ÖAHB von Mitte Oktober 1937 aus der Danubia ausgeschieden bzw. ausgeschlossen worden. Zum einen war er ein Pflegefall, wie man heute sagen würde, der noch dazu nicht voll geschäftsfähig war, zum anderen hatte er sein Studium nicht absolviert. Nach 1945 hatte man diesen Ausschluß wieder rückgängig gemacht, wobei die Danubia das Gedenken an ihn und sein Schicksal besonders pflegt.

Quellen und Literatur:

Email von Helmar Kögl (Dan) an Karl Wolfgang Schrammel (F-B) vom 28. 3. 2008 (betr. Todesdatum).
Email von Florian Schwanninger von der Dokumentationsstelle Hartheim des Oberösterreichischen Landesarchivs vom 1. 4. 2008 an Helmar Kögl (Dan).
Email von Peter Eigelsberger von der Dokumentationsstelle Hartheim des Oberösterreichischen Landesarchivs vom 26. 8. 2013 an Gerhard Hartmann (Baj).
Mitteilungsblatt des ÖCV und des ÖAHB Nr. 15 (15. 10. 1937), S. 30.
Horsinga-Renno, Mireille: Der Arzt von Hartheim. Wie ich die Wahrheit über die Nazi-Vergangenheit meines Onkels herausfand. Reinbek 2008.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 56.