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Univ.-Prof. DDr. Hermann Josef Hans Lentze , OPraem.

Univ.-Prof. DDr. Hermann Josef Hans Lentze , OPraem.

Urverbindung: Danubia (09.11.1954)

Geboren: 14.03.1909, Lauban (Lubań) (Niederschlesien, heute Polen)
Gestorben: 24.03.1970, Wien
Universitätsprofessor (Deutsches Recht, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte), Ordenspriester (OPraem)

Lebenslauf:

Lentze wurde als Sohn eines aus Westfalen stammenden protestantischen Primararztes geboren und nach diesem Ritus auf den Namen Hans getauft. Nach dem Abitur in Lauban im Jahr 1927 studierte er an den Rechtswissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten Göttingen, Bonn und Breslau (Referendarsexamen 1931, Dr. iur. 1933). Daneben belegte er auch Vorlesungen in Geschichte. Bereits ab 1932 war er Mitarbeiter der Monumenta Germaniae Historica (speziell für den Sachsen- und Schwabenspiegel) zuerst in Berlin und Bonn sowie dann ab 1933 in Wien. Eine geplante Habilitation kam vorerst nicht zustande.

Lentze konvertierte 1934 zum katholischen Glauben. Nach dem Anschluß verlor er seine Stellung. Er begann daraufhin 1938 mit dem Studium an der Theologischen Fakultät der Universität in Innsbruck, trat 1939 in das Prämonstratenserstift Wilten (Innsbruck) ein und nahm den Ordensnamen Hermann Josef an (nach dem Prämonstratenser Hermann Josef von Steinfeld in der Eifel). Bereits kurz danach, noch im selben Jahr, wurde das Stift aufgehoben.

Lentze übersiedelte als Novize in die Prämonstratenserabtei Windberg (Landkreis Straubing, Bayern) und setzte das Studium an der Linzer Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt fort. Am 4. Juli 1943 erhielt er die Priesterweihe. Danach wurde er gleich zur Deutschen Wehrmacht einberufen.

Nach dem Krieg kehrte Lentze nach Wilten zurück und war in der Seelsorge, als Religionslehrer und als Prosynodalrichter in Innsbruck tätig. Im Stift bekleidete er von 1945 bis 1954 das Amt eines Stiftsarchivars bzw. -bibliothekars. 1947 habilitierte er sich an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck für Deutsches Recht und kirchliche Rechtsgeschichte. 1950 wurde die Venia legendi auf Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte erweitert. 1952 wurde ihm der Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors verliehen. 1953/54 supplierte er die Lehrkanzel für Kirchenrecht in Innsbruck sowie auch die für Deutsches Recht in Wien, nachdem der dortige Inhaber Anfang 1954 verstorben war.

Noch im selben Jahr wurde Lentze zum außerordentlichen Universitätsprofessor für Deutsches Recht, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien berufen. Am 14. Dezember 1955 erfolgte die Ernennung zum ordentlichen Universitätsprofessor. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte lagen im Schwabenspiegel sowie in der mittelalterlichen Zunft- und Handwerksgeschichte. Seit 1962 war er ordentliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Lentze fand rasch Kontakt zur Danubia und wurde aufgrund des Theologenstatuts des ÖCV aus dem Jahr 1950 im Juni 1954 von der Danubia in den Status eines Urmitglieds aufgenommen (Couleurname Ivo). Er war auch Mitglied der Wiener Katholischen Akademie. Seine Vorlesungen in Deutscher Rechtsgeschichte zeichneten sich durch Originalität aus, wenn er sich vor allem ausführlich über mittelalterliche Todesstrafenarten ausließ. Das führte zu einer gewissen Beliebtheit bei den Studenten. In seinen letzten Lebensjahren war er von Kränklichkeit gekennzeichnet. Er starb im aktiven Dienst.

Werke:

(Auswahl)
Der Kaiser und die Zunftverfassung in den Reichsstädten bis zum Tode Kaiser Karls IV. (1933, Nachdr. 1964).
Die Kurzform des Schwabenspiegels (1938).
Die St. Jakobs-Kirche in Innsbruck im Lichte der Rechtsgeschichte (1957).
Die Universitätsreform des Ministers Graf Leo Thun-Hohenstein (1962).

Quellen und Literatur:

Blau-Weiß-Gold Mitteilungen. Zeitschrift der Katholisch-akademischen Verbindung Danubia im ÖCV, Jg. 10, Nr. 2, Nov/Dez. 1962, S. 7f.
Grass, Nikolaus: Hans Hermann Lentze OPraem †, in: Archiv für Katholisches Kirchenrecht 139 (1970), S. 131–135.
Grass, Nikolaus: Lentze, Hans, in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 220 f. (Onlinefassung).
Fellner, Fritz–Corradini, Doris A.: Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon. Wien 2006, S. 253.