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RA Dr. Walter Nestor

RA Dr. Walter Nestor

Urverbindung: Carolina (12.10.1923)

Geboren: 26.05.1903, Graz
Gestorben: 31.12.1950, amtlich für tot erklärt
Rechtsanwalt
Politische Haft: Haft 1938, KZ Dachau 1938/39

Lebenslauf:

Nestor wurde als Sohn des Grazer Rechtsanwalts Franz Nestor (AIn, Cl) geboren. Nach der Absolvierung des Gymnasiums am Jesuitenkolleg in Kalksburg bei Wien im Jahr 1923 begann er das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz (Dr. iur. 1927), wo er der Carolina beitrat (Couleurname Wurzl) und wo er im Wintersemester 1925/26 Fuchsmajor war. In dieser Zeit engagierte er sich auch in der Studentenvertretung (Kammer der Deutschen Studentenschaft an der Universität) und war Mandatar des Katholisch-Deutschen Akademiker-Ausschusses. Nach seinem Studium schlug er die Rechtsanwaltslaufbahn ein und fand in Linz eine Anstellung als Rechtsanwaltsanwärter in der Kanzlei von Franz Reisetbauer (ehemals Cl), der im Sommersemester 1911 VOP war. Als dieser durch finanzielle Mißgriffe 1931 strafrechtlich verfolgt wurde, verließ er Österreich, und Nestor übernahm dessen Kanzlei.

Als Hitler im Zuge des Anschlusses am 12. März 1938 nach Linz gekommen war, geriet Nestor in einem Hotel mit SS-Angehörigen in Streit und wurde von diesen bewußtlos geschlagen. Seine Anwaltskanzlei wurde in der Folge geschlossen. Als er im Sommer 1938 auf einer Bahnfahrt über den „Hitler-Gruß“ gewitzelt hatte, wurde er angezeigt. Er wurde verhaftet und wegen Verspottung des „Deutschen Grußes“ zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Nach Verbüßung der Haftstrafe wurde er am 25. November 1938 in das KZ Dachau überstellt, von wo er am 22. April 1939 entlassen wurde. Seine Erwähnung als Teilnehmer des legendären Salamanders anläßlich des 50. Stiftungsfestes der Carolina am 18. August 1938 in der Kantine des KZ Dachau in den Memoiren von Alfred Maleta (Cl) (siehe Literatur) ist daher nicht korrekt.

Nach seiner Entlassung aus dem KZ wurde Nestor zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Nach Ende des Krieges konnte er in der Rechtsanwaltskanzlei seines Bruders Kurt Nestor (AIn, Cl) in Wien arbeiten. Am 19. Juni 1945 wurde er ins Wiener Rathaus bestellt, von wo er nicht zurückgekehrt ist. Er wurde unter der Beschuldigung, SS-Offizier gewesen zu sein, von den Sowjets nach Preßburg verschleppt, konnte aber die Unrichtigkeit dieser Anschuldigung beweisen. Er wurde dort zwar am 23. Juli 1945 freigelassen, jedoch als Deutschsprechender von den Tschechoslowaken wieder gefangengesetzt und in ein Arbeitslager gebracht. Seitdem fehlte jede Spur von ihm, und er gilt seither als verschollen. Sein Tod wurde mit 31. Dezember 1950 amtlich festgestellt.

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Carolina. Carolinas Tote IV, S. 315f.
https://stevemorse.org/dachau/details.php?lastname=NESTOR&firstname=Walter
Maleta, Alfred (Cl): Bewältigte Vergangenheit. Österreich 1932–1945. Graz 1981, S. 213.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 272, Anm. 28.
Hartmann, Gerhard (Baj) – Simmerstatter, Markus (Cl): Ein großes Gehen Hand in Hand. 125 Jahre Carolina 1888 bis 2013. Graz 1913, S. 123, 172, 174, 177, 185 und 188.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 229f.