Lebenslauf:
Wöhr wurde als Sohn eines Arztes geboren und absolvierte 1862 in Graz das Gymnasium. Danach trat er in das Grazer Priesterseminar ein und studierte an der Theologischen Fakultät der Universität Graz (1866 abs. theol.). Während des Studiums hatte er Kontakt mit dem späteren Schriftsteller Peter Rosegger. Er gehörte 1865 neben dem späteren Fürstbischof Leopold Schuster zu den Organisatoren des Protestes der Theologiestudenten gegen die Inaugurationsrede des Rektors Eduard Schmidt, eines Zoologen, der darin den Darwinismus vertrat.
Schuster bzw. Wöhr erregten mit diesem Protest weit über Österreichs Grenzen hinaus Aufmerksamkeit und erhielten Briefe der CV-Verbindungen Winfridia Breslau, Austria Innsbruck und Bavaria Bonn, die sie ermunterten, in Graz eine Verbindung zu gründen, was aber dann (noch) nicht geschah.
Am 9. Juli 1865 wurde Wöhr zum Priester geweiht und nach Vollendung des Studiums 1866 zum Kaplan in Bad Aussee ernannt. Dort gründete er zuerst einen katholischen Gesellenverein und dann 1869 den ersten österreichischen Arbeiterverein. In der Geschichte der katholischen Sozialbewegung stellt diese Gründung eine Pioniertat dar. Beim ersten Steirischen Katholikentag 1869 berichtete er darüber und erregte großes Aufsehen.
1872 wurde Wöhr als Kaplan nach Graz-St. Andrä versetzt. Dort war er weiterhin in der katholischen Gesellenbewegung Adolf Kolpings tätig. Im selben Jahr gründete er u. a. zusammen mit Franz Sales Englhofer (Cl EM) dort einen Gesellenverein. 1874 wurde er Vizepräses und 1876 Präses des Diözesanvereins. 1876 wurde er an den Grazer Dom als Chorvikar und Domkaplan berufen.
Darüber hinaus war Wöhr ein hervorragender Kanzelredner und tat sich auch als Volksschriftsteller (Kinderbuchautor) hervor. Daher wurde er am 1. März 1888 von Kaiser Franz Joseph zum Mitglied des Domkapitels der Diözese Seckau ernannt.
Aufgrund seiner ersten priesterlichen Tätigkeit im Ausseer Land wurde Wöhr wegen seiner genannten Initiativen vom dortigen Wahlbezirk Gröbming-Bad Aussee 1878 in den steirischen Landtag gewählt, dem er vom 24. September 1878 bis zum 14. Juli 1883 (5. Legislaturperiode) angehörte. Dort war er „der Schrecken der Liberalen“, wie ein zeitgenössischer Priester über ihn urteilte.
Wöhr stand bei der Gründung der Carolina Pate und wurde bald deren Ehrenmitglied. Er starb nach schwerer Krankheit und wurde in der Grazer Domherrengruft bestattet.
Werke:
(Auswahl)Die Theologen und die Festrede vom 15. November 1865. Eine Rechtfertigung im Namen der Hörer der theologischen Fakultät (gemeinsam mit Leopold Schuster u. a.) (1865)
Jesus und Pius oder Kreuz vom Kreuze. Fastenbetrachtungen (1871).
Der Zwerg. Eine Weihnachtsgeschichte den lieben Kindern erzählt (1886).
Das Jesuskind. Eine Sammlung der für das Werk der heil. Kindheit in Steiermark vom Jahre 1870 bis 1884 veröffentlichen Kindergeschichten, hg. von Franz Puchas (1936).
Quellen und Literatur:
Oer, Franz (Cl EM): Ehrenbuch steirischer Priester. Graz 1920, S. 73–87.Liebmann, Maximilian (Cl): Die Domherren von Graz-Seckau. 1886 bis 1986. Graz 1987, S. 60–63.
Hartmann, Gerhard (Baj) – Simmerstatter, Markus (Cl): Ein großes Gehen Hand in Hand. 125 Jahre Carolina 1888 bis 2013. Graz 1913, S. 365.