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Abg. z. NR a.D. Sekt.Gschf. Dr. Rudolf Reisetbauer

Abg. z. NR a.D. Sekt.Gschf. Dr. Rudolf Reisetbauer

Urverbindung: Carolina (08.10.1921)

Geboren: 25.02.1901, Linz/Donau
Gestorben: 27.07.1963, St. Oswald bei Freistadt (Oberösterreich)
Nationalratsabgeordneter, Geschäftsführer der Sektion Industrie der Kammer der gewerblichen Wirtschaft für Oberösterreich
Politische Haft: 1943 Polizeihaft (Niederland)

Lebenslauf:

Reisetbauer wurde als Sohn eines Ziegeleibesitzers, der von einer alteingesessenen Familie bäuerlicher Herkunft aus dem Linzer Raum herstammte, geboren. Er war der jüngere Bruder des Franz Reisetbauer (ehemals Cl), der im Sommersemester 1911 VOP war. Reisetbauer besuchte in Linz das Gymnasium, wo er bei der katholischen Pennalie Nibelungia (später im MKV) akiv wurde. Nach der Matura begann er das Studium der Staatswissenschaften an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz (Dr. rer. pol. 1928), wo er der Carolina beitrat (Couleurname Zulu). Im Wintersemester 1922/23 war er deren Senior. Im Sommer 1924 vertrat er die Carolina auf der 54. Cartellversammlung in Breslau, wo er sich gegen die Aufnahme der Bajuvaria und der Vindelicia in den CV aussprach.

Nach Beendigung des Studiums war Reisetbauer eine zeitlang in der väterlichen Ziegelei tätig, danach arbeitete er in der Glasindustrie in England, Frankreich, Deutschland, Spanien, Belgien und in den Niederlanden. Zwischen 1934 bis 1938 war er in Hamburg im Außenhandel tätig. Anläßlich eines Urlaubes in Linz wurde er 1938 vom Anschluß überrascht, konnte nicht mehr zurückkehren und war danach arbeitslos. Im März 1940 wurde er zur Schutzpolizei eingezogen. Am 20. Januar 1943 wurde er aus unbekannten Gründen in den besetzten Niederlanden, wo er stationiert war, von der Gestapo verhaftet und Verhören unterzogen. Da ihm keine Widerstandstätigkeit nachgewiesen werden konnte, wurde er am 25. Januar freigelassen. Danach war er bei der Deutschen Wehrmacht.

Nach seiner Kriegsheimkehr wurde Reisetbauer schon im Herbst 1945 zum Geschäftsführer der Sektion Industrie der Kammer der gewerblichen Wirtschaft Oberösterreichs bestellt. Als Vertreter der oberösterreichischen Wirtschaft kandidierte er Anfang 1953 bei den Nationalratswahlen für die ÖVP bzw. den Wirtschaftsbund und wurde gewählt. Dem Nationalrat gehörte er vom 18. März 1953 bis zum 14. Dezember 1962 an. Er starb bald nach dem Ausscheiden aus dem Parlament völlig unerwartet während eines Urlaubsaufenthaltes noch im aktiven Kammerdienst und wurde auf dem St. Barbara Friedhof in Linz begraben.

Reisetbauer „war bis zum letzten Tag seines Daseins bei aller gepflegter Kultiviertheit in seiner Lebensauffassung in gewissem Sinne ein Bauer, ein Ökonom im besten Sinn des Wortes – bedächtig, zielbewußt, jedoch auch anpassungsfähig, schicksalsmeisternd und zugleich tief gläubig und gottesfürchtig“ (Kammer-Nachrichten).

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Carolina, Carolinas Tote X, 115ff.
Sitzungsbericht der 54. CV-Versammlung abgehalten vom 6. bis 11. August 1924 zu Breslau unter dem Vorort Winfridia. Breslau 1924, S. 3, 17 und 19.
Kammer-Nachrichten für die Kammer der gewerblichen Wirtschaft für Oberösterreich, 27. 7. 1963.
Slapnicka, Harry: Oberösterreich. Die politische Führungsschicht ab 1945 (= Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs). Linz 1989, S. 237.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 278.