Lebenslauf:
Krczmar wurde als Sohn eines Beamten geboren und besuchte in Stockerau das Relgymnasium. Dort wurde er 1916 bei der katholischen Pennalie Herulia (später MKV) aktiv (Couleurname Faßl). In der Zeit nach dem Krieg engagierte er sich beim Christlich-Deutschen Studentenbund (CDSB), der in dieser Umbruchszeit für Mittelschüler geschaffen wurde. Sein Klassenkollege und Freund war damals Viktor Matejka, der ebenfalls Mitglied der Herulia war (Couleurname Dankwart). Nach 1945 wurde er Kulturstadtrat von Wien, wobei seine diesbezügliche Tätigkeit allgemein geschätzt wurde.
Die biographischen Darstellungen zu Krczmar sind sehr dürftig und zum Teil widersprüchlich. Die Quellenlage ist nicht immer befriedigend, die Gerichtsakten sind z. B. nicht auffindbar. Nach der Matura im Jahr 1920 wurde Krczmar offenbar im Hinblick auf ein zu beginnendes Studium bei der Babenberg Wien rezipiert (Couleurname Roland). Das war wegen seiner Herkunft aus Stockerau naheliegend. Er trat aber – offenbar im Herbst 1920 – in den Jesuitenorden ein, um Missionar zu werden. Nachgewiesen ist ein Aufenthalt im Jesuitennoviziat in St. Andrä im Lavanttal. Dort war er rund drei Jahre. Es wird berichtet, daß er den Orden dann aus gesundheitlichen Gründen verlassen hat. Ein ordentliches, ordensinternes Studium ist nicht nachweisbar.
Nachweisbar ist jedoch, daß Krczmar zu Beginn des Wintersemesters 1923/24 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien inskribiert hat, wobei er das Fach Philosophie studierte. Eine Inskription dort ist durch sieben Semester bis inkl. Wintersemester 1926/27 nachweisbar. Sein Eintrag im Gesamtverzeichnis 1924 – theol., St. Andrä im Lavanttal – entspricht daher nicht den Tatsachen. Im Gesamtverzeichnis 1925 wird er zwar weiterhin noch als theol. geführt, jedoch ist eine Adresse in Stockerau angegeben. Eine Charge bei Babenberg bekleidete er nicht.
Krczmar hat nicht mehr weiterstudiert – er war wahrscheinlich gezwungen, für seinen Lebensunterhalt zu sorgen – und trat dann am 21. März 1927 in den Dienst der niederösterreichischen Landesregierung. Nach den Gesamtverzeichnissen der Jahre 1927, 1929 und 1931 wird er dort als Landesbeamter ausgewiesen, nach dem Gesamtverzeichnis 1935 aber als Bundesbeamter. Bis einschließlich diesem ist kein akademischer Grad vermerkt, wie gelegentlich angegeben wird. Auch im Universitätsarchiv findet sich kein Beleg dafür.
Krczmar hat drei Bücher herausgegeben (siehe unten), die im Reinhold Verlag erschienen sind, wo er auch freier Mitarbeiter war. Geschäftsführender Gesellschafter dieses Verlages war Nikolaus Hovorka, der dort das Periodikum „Berichte zur Kultur- und Geistesgeschichte“ herausbrachte. Hier war auch bereits der genannte Viktor Matejka tätig. Zu dieser linkskatholischen Gruppe gehörte offenbar auch Krczmar.
Am 1. Juli 1940 wurde Krczmar zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Ab 1. Januar 1941 war er als „Kriegsverwaltungsinspektor“ in Norwegen eingesetzt und wurde dann an die russische Front versetzt. Er vertrat auch als Soldat seine katholischen Anschauungen und wirkte unter seinen Kameraden missionarisch
Aufgrund eines persönlichen Berichtes seiner Schwester an Ernst Kindermann (BbW) ist das weitere Schicksal Krczmars bekannt geworden. Wegen seiner Einstellung geriet er offenbar ins Visier der SS. Als Alleinstehender verzichtet er zugunsten von Familienvätern auf Fronturlaub. Sein Kompaniechef befahl ihm nun im Herbst 1941 gewissermaßen einen Fronturlaub, wobei er ihn bat, ein Paket nach Wien mitzunehmen. In dieses Paket waren aber Sachen eingepackt, die er nicht von der Front hätte mitnehmen dürfen.
Bei routinemäßigen Urlaubsscheinkontrollen wurde sein Paket kontrolliert, wobei dann dessen Inhalt auffiel. Bei einer telefonischen Rückfrage beim Kompaniechef leugnete dieser, Krczmar ein Paket mitgegeben zu haben. Es gibt nun zwei Möglichkeiten, entweder hat der Kompaniechef verbotenerweise Sachen in die Heimat bringen lassen wollen, dabei Krczmar mißbraucht und dann natürlich diesen Auftrag aus Selbstschutz leugnen müssen, oder er hat im Auftrag anderer (SS o. ä.) Krczmar bewußt eine Falle gestellt. Der hat all das seine Schwester bei einem Besuch bei ihm vor seiner Hinrichtung mitgeteilt.
Krczmar wurde nun daraufhin verhaftet, in das zuständige Landgericht Wien überstellt, in der Folge wegen „Wehrkraftzersetzung“ am 25. März 1942 zum Tode verurteilt und durch Erschießen auf dem Militärschießplatz Kagran hingerichtet. Er wurde auf dem Ottakringer Friedhof bestattet.
Werke:
Rom und der der Ruf zur Einheit (1929).Einheit der Kirche in Leben und Wirken. Die Stockholmer Weltkirchenkonferenz für praktisches Christentum vom Jahre 1925 (1930).
Der Riß zwischen Orient und Okzident (1931).
Quellen und Literatur:
VVerbindungsarchiv Babenberg Wien, Universitätsarchiv Wien (Harald Rötzer).Hall, Murray G.: Österreichische Verlagsgeschichte 1918–1938. Band II: Belletristische Verlage der Ersten Republik (= Literatur und Leben Neue Folge 28/II). Wien 1985, S. 179 Anm. 4.
Sellinger, Günter: Karl Krczmar. Unsere Stadt. Innformationen der Stadt Stockerau, Januar 2010, S. 2
Dokumentation KHV Babenberg Wien. 1910–2010. Wien 2010, S. 60f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 186.