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WHR i.R. Mag. Siegmund Hirsch

WHR i.R. Mag. Siegmund Hirsch

Urverbindung: Alpenland (17.10.1936)

Geboren: 18.01.1915, Wien
Gestorben: 18.02.1995, Wien
Beamter des Statistischen Zentralamts (wirkl. Hofrat)
Politische Haft: 1941–1944 Haft, 1944/45 KZ (Auschwitz, Buchenwald und Theresienstadt),

Lebenslauf:

Hirsch wurde als Sohn einer jüdischen Mutter geboren, wuchs aber bei einer katholischen Bauernfamilie in Puch (gehört zu Waidhofen an der Thaya, Niederösterreich) auf. Dort ging er in die Volksschule und anschließend auf das Realgymnasium in Waidhofen. Nach seiner Matura im Jahr 1936 begann er das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (abs. iur. 1949), wo er der Alpenland beitrat (Couleurname Hagen).

Nach dem Anschluß 1938 mußte Hirsch wegen seiner Abstammung das Studium vorerst aufgeben und konnte sich mit Bürotätigkeiten durchschlagen. Im Waldviertel unterhielt er Kontakt zu Widerstandkreisen und unterstützte dort französische Fremdarbeiter. Aufgrund einer anonymen Anzeige wurde er 1941 verhaftet und am 16. November 1942 vor einem Sondergericht „wegen gehässiger und hetzerischer Äußerungen gegen die Außen- und Innenpolitik des Führers“ zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Nach Verbüßung seiner Strafe in Wien und München wurde er der Gestapo übergeben, wo er in Haft blieb. Anfang Februar 1944 wurde er in das KZ Auschwitz überstellt und in dessen Außenlager Jawiszowice im Kohlebergbau eingesetzt.

Am 19. Januar 1945 wurde Hirsch wegen des Heranrückens der sowjetischen Armee in das KZ Buchenwald überstellt, wo er am 22. Januar eintraf. Als sich diesem die US-Army näherte, wurde er Mitte April 1945 im Rahmen eines sog. „Todesmarsches“ über Komotau (nunmehr Chomutov) in das KZ Theresienstadt verlegt, wo er Anfang Mai von Sowjettruppen befreit wurde. Nach einer schweren Erkrankung konnte er im Juli 1945 von Prag nach Wien zurückkehren.

Dort beendete Hirsch 1949 sein Studium und trat danach in den Dienst der Finanzlandesdirektion für Wien, Niederösterreich und das Burgenland ein. Mit 1. Oktober 1964 wurde er dem Statistischen Zentralamt zugeteilt und mit der Leitung der Finanzstatistik beauftragt. Mit 1. April 1965 wurde er in den ständigen Personalstand übernommen. Präsident des Statistischen Zentralamts war damals Maximilian Pammer (Baj EM). Mit 1. Juli 1967 wurde er zum Hofrat befördert.

Das Aufgabengebiet der Finanzstatistik erstreckt auf die statistische Bearbeitung veranlagter Steuern, der Lohnsteuer und der Einheitswerte bis zu den Voranschlägen und Rechnungsabschlüsse der Gebietskörperschaften und sonstiger öffentlich-rechtlicher Körperschaften. Unter seiner Leitung wurden die Veranlagungsstatistiken von der Methode des Ablochens der Bescheiddurchschriften auf die Erfassung mittels Belegleser umgestellt, wodurch erhebliche Einsparungen möglich wurden.

Hirsch ging 1980 in Pension und wurde auf dem Hütteldorfer Friedhof begraben (11/10/7). Erst posthum (1997) erhielt er das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs,

Quellen und Literatur:

Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 22. 12. 2020.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 125f.