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Reichsrats-Abg. Priv.-Doz. Dir. Dr. Johann Tollinger

Reichsrats-Abg. Priv.-Doz. Dir. Dr. Johann Tollinger

Urverbindung: Austria Innsbruck (02.03.1872)

Geboren: 10.01.1847, Sillhöfen (nunmehr Stadtteil von Wilten in Innsbruck)
Gestorben: 21.01.1926, Innsbruck
Reichsratsabgeordneter, Privatdozent (Experimentalphysik), Bildungshausdirektor (Rotholz)

Lebenslauf:

Tollinger wurde als Sohn eines Bauern geboren. Nach der Absolvierung des Gymnasiums in Innsbruck begann er 1867 das Studium der Physik an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. phil. 1876), wo er der Austria beitrat (Couleurname Zapfl). Das Studium unterbrach er 1870/71, als er sein Einjährig-Freiwilligenjahr absolvierte. Nach seinem Studium begann er zuerst eine wissenschaftliche Laufbahn, wurde bereits 1872 Assistent an der Lehrkanzel für Physik, war 1876/77 an den Universitäten Würzburg und Leipzig und habilitierte sich 1878 an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck für Experimentalphysik.

Tollinger schlug jedoch keine akademische Laufbahn ein, sondern wurde 1879 Direktor der renommierten landwirtschaftlich Lehranstalt in Rotholz (Gemeinde Straß im Zillertal), welche Funktion er 31 Jahre hindurch bekleidete. Darüber hinaus war er von 1891 bis 1923 auch Obmann bzw. Präsident der Zentralkasse der Raiffeisen-Vereine Deutschtirols bzw. deren Vorgängerinstitution. 1894 Mitbegründer und bis 1898 Obmann des Verbands der Molkereien Deutsch-Tirols.

Tollinger engagierte sich in der katholisch-konservativen Bewegung und kandidierte bei einer Nachwahl für die Landgemeinden der Bezirke Kufstein, Schwaz und Kitzbühel für einen Sitz im Abgeordnetenhaus des Reichsrates. Er wurde gewählt und gehörte diesem nach einer Nachwahl vom 21. März 1898 bis zum 30. Januar 1907 an. Die gelegentlich zu lesende Bemerkung, er habe auch dem Tiroler Landtag angehört, stimmt nicht. Tollinger versuchte Ende 1906, durch einen eigenen Antrag im Abgeordnetenhaus betreffend das Wahlrecht einen Kompromiß zwischen den Christlichsozialen und Katholisch-Konservativen herbeizuführen, was aber mißlang. Mit der Einführung des allgemeinen Wahlrechts und dem Beitritt der Katholisch-Konservativen zur Fraktion der Christlichsozialen war seine politische Laufbahn beendet. Er starb zwei Tage nach dem Tod seiner Frau.


Werke:

Rede des Abgeordneten Dr. Tollinger in der Budgetdebatte über die Universitäten am 17. März 1902 (1902).

Quellen und Literatur:

Reichspost, 23. 1. 1926, 4.
Austrier-Blätter Nr. 15, 1946, 95.
Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 69 und 522.
Boyer, John W.: Karl Lueger (1844–1910). Christlichsoziale Politik als Beruf. Eine Biographie (= Studien zu Politik und Verwaltung Band 93). Wien 2010, 289.
https://www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Tollinger.shtml