Lebenslauf:
Riccabona, Herr und Landmann in Tirol, wurde als Sohn des Gutsbesitzers und Innsbrucker Magistratsrats (Stadtrat) Ernst Riccabona von Reichenfels geboren. Nach Absolvierung des Gymnasiums in Innsbruck studierte er an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. iur. 1858). Danach machte er ein Praktikum im Staatsdienst und war in einer Anwaltskanzlei tätig.
Bereits in relativ jungen Jahren geriet Riccabona in die Politik. 1865 wurde er in den Bürgerausschuß (Gemeinderat) und 1866 in den Magistrat der Stadt Innsbruck gewählt. Bei einer Nachwahl wurde er 1868 in den Tiroler Landtag gewählt, dem er dann bis zum 10. Juli 1901 angehörte (II. bis VIII. Wahlperiode). Von 1873 bis 1877 sowie von 1882 bis 1895 war er Mitglied des Landesausschusses, des Exekutivorgans der autonomen Landesverwaltung, einer Vorform der späteren Landesregierung.
1876 übernahm Riccabona die Verwaltung der landwirtschaftlichen Lehranstalt in Rotholz und war von 1882 bis 1906 erster Präsident des 1881 geschaffenen Landeskulturrates (Kultur im Sinne von Landwirtschaft), einer Vorform der späteren Landwirtschaftskammer. Er hatte große Verdienste um die Entwicklung der Tiroler Landwirtschaft und beim Aufbau des Raiffeisenwesens. Bis 1910 war er Generalanwalt des Tiroler Raiffeisenverbandes sowie Vorstand der Tiroler Raiffeisenzentralkasse. Er gilt auch als Wegbereiter des 1904 gegründeten Tiroler Bauernbundes. Daneben war er Besitzer der Güter Melans und Breitwies.
Nachdem Riccabonas Bruder Otmar bereits 1865 als Konkneipant bei der Austria Innsbruck rezipiert wurde, erhielt er deren Ehrenmitgliedschaft in einer Zeit, als sich in Österreich die Katholisch-Konservativen organisierten. Beide stehen am Beginn zahlreicher Angehöriger der Familie Riccabona, die in der Folge Mitglieder der Austria Innsbruck bzw. anderer CV-Verbindungen wurden.
Riccabona war mit Philomena Gräfin zu Spaur verheiratet und Ehrenbürger von mehr als hundert Tiroler Gemeinden. 1898 wurde er in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Er starb nach kurzer Krankheit. Gelegentlich wird als Todesdatum fälschlicherweise der 24. April genannt,
Quellen und Literatur:
Gründungsgeschichte der akademischen Verbindung Austria-Innsbruck und die Füchse des Jahres 1864/65. Hg. gemeinsam mit Josef Hofinger (AIn) und Adolf Haas (AIn)- Innsbruck 1935, 55.Austrier-Blätter Nr. 17. 1948, 311.
Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 83f. und 523.
Schober, Richard: Geschichte des Tiroler Landtages im 19. und 20. Jahrhundert. Mit einem Beitrag von Eberhard Lang. Innsbruck 1984, 575.
Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 9. Wien 1985, 118.
https://historegio.europaregion.info/de/vor-100-Jahren.asp?news_action=4&news_article_id=682934