Lebenslauf:
Guidi trat nach Abschluß des Gymnasiums in das Priesterseminar in Alatri ein, das damals noch Bischofssitz war, wechselte aber dann an die Päpstliche Universität Gregoriana in Rom. Von 1872 bis 1874 studierte er an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck, deren Lehrstühle von den Jesuiten besetzt waren und wo er sich besonders den orientalischen Sprachen widemete. Es ist anzunehmen, daß er damals Kontakt zur Austria Innsbruck hatte, ihr jedoch nicht beitreten durfte (wegen der Hausordnung im Canisianum) bzw. konnte (weil er kein Deutscher war). Seine Studien schloß er mit den Doktoraten der (scholastischen) Philosophie, der Theologie (1877) und des Kirchenrechts ab. 1875 wurde er in Wien vom damaligen Päpstlichen Nuntius zum Priester geweiht.
Danach trat Guidi in den Diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls. Von 1879 bis 1883 war er an der Nuntiatur in Madrid und von 1883 bis 1887 an der in St. Petersburg und dann in Lissabon zugeteilt. Im Juni 1887 wurde er an die Nuntiatur nach München versetzt. Dort blieb er bis 1890. Es ist anzunehmen, daß er in München mit dem nahen Innsbruck, wo er studiert hatte, wieder in Kontakt kam, so daß ihm die Ehrenmitgliedschaft der Austria verliehen wurde. Von 1890 bis 1892 war er dann in Rom im Staatssekretariat tätig. Danach wurde er an die Nuntiatur in Brasilien versetzt, wo er bei einer zeitweiligen Absenz des Nuntius Geschäftsträger war. Diese Funktion bekleidete er kurz auch in Quito (Ecuador). 1897 kehrte er wieder nach Rom zurück.
Am 6. September 1902 wurde Guidi zum Titularerzbischof von Stauropolis ernannt und am 21. September 1902 vom Kardinalstaatssekretär Mariano Rampolla del Tindora zum Bischof geweiht. Am 25. September wurde er dann zum Apostolischen Delegaten für die Philippinen ernannt. Das ist ein Vertreter des Heiligen Stuhles in Ländern, mit denen er keine diplomatischen Beziehungen unterhält. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam es in der spanischen Kolonie der Philipinnen zu einem Unabhängigkeitskrieg, der in den spanisch-amerikanischen Krieg von 1899 bis 1902 mündete, im Verlaufe dessen die Philippinen eine Kolonie der USA wurden. 1902 wurde der spätere US-Präsident (1909–1913) William Howard Taft Gouverneur der Philippinen. Mit ihm führte Guidi Verhandlungen bezüglich der Stellung der katholischen Kirche. In dieses gab es noch zusätzlich Tendenzen für eine Unabhängigkeit von Rom. Für Guidi war daher dieser diplomatische Posten eine entsprechend große Herausforderung.
Guidi starb relativ früh im Alter von 51 Jahren und wurde in der Kapelle der Schmerzhaften Muttergottes in der Kathedrale von Manila beigesetzt. Er hätte sicher noch Karriere gemacht.
Quellen und Literatur:
Austrier-Blätter Nr. 18, 1949, 455.Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 197 und 528.
www.catholic-hierarchy.org (8. 7. 1914)
www.collepardo.it/storia/guidi (9. 7. 2014)