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Heinrich Pühringer

Heinrich Pühringer

Urverbindung: Austria Innsbruck (22.09.1936)

Geboren: 22.11.1914, Ried im Innkreis (Oberösterreich)
Gestorben: 18.12.1944, in Nystad (Kreis Mosjøen, Norwegen) kriegsgerichtlich erschossen
NS-Opfer, Studienassessor
Politische Haft: 1944 Militärhaft

Lebenslauf:

Pühringer besuchte das Gymnasium in Ried. In dieser Zeit war er bei der Jugendorganisation der Vaterländischen Front so wie auch bei der 1933 aufgelösten katholischen Burschenschaft Norika Ried, einer Tochterverbindung der MKV-Verbindung Rugia Ried, aktiv. Nach der Matura im Jahr 1935 war er 1935/36 als Einährig-Freiwilliger beim Österreichischen Bundesheer (zuletzt Kadettkorporal). Im Herbst 1936 begann er für das gymnasiale Lehramt das Studium der Geographie und Leibesübungen an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck (Lehramtsprüfung und Dr. phil. 1940), wo er der Austria beitrat (Couleurname Heini).

Beruflich wurde Pühringer Studienassesor am Gymnasium in Schwaz, trat aber diesen Posten nicht an, weil er im Februar 1940 zur Deutschen Wehrmacht eingezogen wurde, und zwar zum Bau-Bataillon Landeck (Tirol). Am 10. April 1941 wurde er zum Bau-Ersatz-Bataillon 17 und am 4. Juni 1941 zum Gebirgsjäger-Ersatz-Regiment 136 versetzt, das in Norwegen stationiert war. Sein letzter Dienstgrad war Feldwebel. Diese Einheit erreichte nach der Besetzung Norwegens den Hafen Kirkenes im Grenzdreieck Norwegen, Finnland und der Sowjetunion. Es begann dort an der Eismeerfront ein Stellungskrieg.

Nach dem Ausscheiden Finnlands aus dem Zweiten Weltkrieg begannen im Herbst 1944 schwere Angriffe der Roten Armee. Ab 7. Oktober 1944 war die Einheit Pühringers in heftige Kämpfe verwickelt und wurde ab 11. Oktober versprengt. Er selber meldete sich am Abend des 12. Oktober bei einer Versprengten-Sammelstelle. Pühringer wurde beim Feld-Kriegsgericht angeklagt. Am 16. November 1944 kam es zur Verhandlung, bei der er nach § 85 Militärstrafgesetzbuch wegen Feigheit vor dem Feind zum Tode verurteilt wurde. Ihm wurde vorgeworfen, aus persönlicher Furcht seine Einheit verlassen zu haben. Ein Gnadengesuch Pühringers wurde vom Oberkommando der 20. Gebirgsarmee abgelehnt. Kommandant dieser Armee war zu dieser Zeit der aus Österreich stammende und bereits 1932 der NSDAP beigetretene Generaloberst Lothar Rendulic.

Das Urteil wurde wenige Tage vor Weihnachten vollstreckt. Nach einem Bericht wurden mehrere aus diesem Grund hingerichtet. Ein Grab von ihm ist nicht bekannt. Auf dem Grabstein des Familiengrabs auf dem Friedhof in Ried wurde sein Name eingetragen.

Lange Zeit herrschte eine dürre Informationslage bezüglich Pühringer im ÖCV bzw. bei der Austria Innsbruck. Dies führte zu einer falschen Angabe betr. des Todesortes in den „Opferlisten“ des ÖCV. Dort stand bis 2013 Movycen. Dieser Ort wird erstmals in den Austrier-Blättern 1946 ohne weitere geographische Angabe erwähnt. In den Austrier-Blättern 1956 – zehn Jahre später – wird hingegen von einer Mitteilung des Schwagers Pühringers berichtet, wonach er in Norwegen erschossen worden sei, wobei kein Grund genannt und auch keine nähere Ortsangabe gemacht wurde. Die Redaktion der Austrier-Blätter bemerkte dazu, daß die Angabe zehn Jahre zuvor, er sei in Movycen erschossen worden, falsch ist, wobei dieses Movycen damals wie auch später in Rußland verortet wurde, was etymologisch ein naheliegender Schluß war.

Eine Anfrage bei der „Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen Deutschen Wehrmacht“ hat ergeben, daß Pühringer in Nystad (Kreis Mosjøen, Norwegen) durch Erschießen hingerichtet wurde. Somit ist durch einen Schreibfehler o. ä. aus Mosjøen (fehlerhafte Transkription des norwegischen Buchstabens ø) die falsche Ortsangabe Movycen entstanden. In den Austrier-Blättern von 1956 wird berichtet, daß Pühringer im letzten Brief an seine Mutter seine Unschuld beteuert hat.

Quellen und Literatur:

Austrier-Blätter Nr. 15, 1946, S. 50, und Nr. 25, 1956, S. 201f.
Obermüller, Heinrich: Aufbruch und Untergang. Katholische Verbindungen an mittleren und höheren Schulen in Österreich und den Nachfolgestaaten der Monarchie. Band 2 - Teil 1. Von 1918 bis 1945 (= Tradition und Zukunft. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart des höheren Bildungswesen, unter besonderer Berücksichtigung der studentischen Vereinigungen Band V). Wien 2000, S. 234.
Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen Deutschen Wehrmacht, Brief vom 4. 11. 2013 an Gerhard Hartmann (Baj).
Gansinger, Gottfried: Nationalsozialismus im Bezirk Ried im Innkreis. Widerstand und Verfolgung 1938–1945. Innsbruck 2016, S. 251–256.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 263f.