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BM a.D. Präs. i.R. Mag. Dr. Franz Hetzenauer

BM a.D. Präs. i.R. Mag. Dr. Franz Hetzenauer

Urverbindung: Vindelicia (03.05.1935)

Geboren: 25.02.1911, Kufstein (Tirol)
Gestorben: 31.10.2006, Innsbruck
Bundesminister, Staatssekretär, Nationalratsabgeordneter, Präsident des Oberlandesgerichts Innsbruck

Lebenslauf:

Hetzenauer absolvierte nach der Volksschule in Kufstein das Realgymnasium, wo er 1934 bei der MKV-Verbindung Cimbria aktiv wurde. Im Anschluß studierte er an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. iur. 1939), wo er der Vindelicia beitrat (Couleurname Gunther). Er mußte sich die Schule und das Studium selber verdienen, so daß er zwischenzeitlich bzw. parallel als Maschinenschlosser, Dampfkesselwärter, Elektroschweißer und Kraftfahrer arbeitete. Nach der Matura war er neben seinem Studium Landessekretär der Christlichen Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenorganisation Tirols.

Nach dem Studium schlug Hetzenauer die staatsanwaltliche Laufbahn ein. Am 13. Dezember 1938 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP, der mit Wirkung 1. November 1939 stattgegeben wurde (Mitgliedsnummer 7 252 200). In der Folge wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, von der er 1945 zurückkehrte. Er war dann wieder im Justizdienst tätig wurde 1947 Staatsanwalt.

Nach dem Krieg engagierte sich Hetzenauer politisch, zum einen in der Personalvertretung bzw. der Gewerkschaft des Öffentlichen Dienstes, zum anderen in der ÖVP. So war er der erste Landesobmann der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, von 1955 bis 1966 Vorsitzender-Stellvertreter der Landesexekutive des ÖGB Tirol und von 1953 bis 1972 Landesobmannstellvertreter des ÖAAB Tirol. 1956 kandidierte er bei den Wahlen zum Nationalrat, wurde gewählt und gehörte diesem vom 8. Juni 1956 bis zum 1. April 1969 (Niederlegung) an.

In den Regierungen Alfons Gorbach (Cl) II und Josef Klaus (Rd) war Hetzenauer vom 27. März 1963 bis zum 19. April 1966 Staatssekretär im Bundesministerium für Justiz unter Minister Christian Broda (SPÖ). In der Regierung Josef Klaus II amtierte er vom 19. April 1966 bis zum 19. Januar 1968 als Bundesminister für Inneres. Er übernahm damit ein Ressort, daß 21 Jahre von einem SPÖ-Minister geleitet wurde, was keine leichte Aufgabe war. Unterstützt wurde er dabei von Staatssekretär Johann Haider (NbW). In seine Amtszeit als Innenminister fielen 1967 verstärkte Bombenattentate in Südtirol, die entsprechende Sicherheitsvorkehrungen an der Grenze Österreich-Italien durch den Einsatz des Bundesheeres notwendig machten. Die Italiener trauten allerdings dem Tiroler Hetzenauer in dieser Sache nicht. Hetzenauer war es auch, der als Innenminister Otto Habsburg-Lothringen (NbW EM) einen Paß austellte, wodurch dieser wieder nach Österreich einreisen konnte.

Auf dem Klagenfurter Parteitag der ÖVP am 20. September 1963 kandidierte Hetzenauer als Generalsekretär im Gefolge des Obmannkandidaten Heinrich Drimmel (NdW). Beide unterlagen den „Reformern“ Josef Klaus bzw. Hermann Withalm (Nc). Trotzdem blieb Hetzenauer in der Regierung und stieg dann sogar 1966 zum Minister auf. Bei der Regierungsumbildung Anfang 1968 wurde er jedoch abgelöst, nicht zuletzt auch wegen der bis dahin etwas glücklos verlaufenen Südtirolpolitik.

Hetzenauer war spätestens mit seinem Eintritt in den Nationalrat 1956 von seinem Beruf als Staatsanwalt voll karenziert. Teilweise war er das schon vorher wegen seines Engagements in der Personalvertretung bzw. in der Gewerkschaft. Er blieb nach seinem Rücktritt zwar noch eine Zeit Nationalratsabgeordneter, konnte sich aber währenddessen beruflich umorientieren und wurde 1969 zum Präsidenten des Oberlandesgerichts Innsbruck ernannt, ging aber bereits 1973 in Pension. Sein Nachfolger wurde Karl Kohlegger (AIn).

Quellen und Literatur:

Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 215.
Wladika, Michael: Zur Repräsentanz von Politikern und Mandataren mit NS-Vergangenheit in der Österreichischen Volkspartei 1945–1980. Eine gruppenbiographische Untersuchung. Forschungsprojekt im Auftrag des Karl von Vogelsang-Instituts. Wien 2018 (als pdf verfügbar), S. 177f.