Lebenslauf:
Nach der Absolvierung des Gymnasiums in Hollabrunn trat Friedrich in das Wiener Priesterseminar ein und begann das Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Wien (abs. theol. 1926), wo er der Austria beitrat (Couleurname Grimm). Nach seiner Priesterweihe am 18. Juli 1926 war er zuerst Kaplan in Poysdorf (Bezirk Mistelbach, Niederösterreich) und dann in Wien-Landstraße, Maria Geburt am Rennweg. In dieser Zeit legte er die Lehramtsprüfung für den Religionsunterricht an Höhere Schulen ab und begann in der Folge, an verschiedenen Wiener Gymnasien zu unterrichten. Am 1. April 1941 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, wo er bis 1945 blieb. Nach dem Krieg war er kurze Zeit Kaplan in Wien St. Leopold (2. Bezirk), um dann ausschließlich als Religionsprofessor tätig zu sein, zuletzt am Mädchen-Realgymnasium in Wien XIX. (Billrothgasse).
Friedrich engagierte sich schon bald im CV. So wurde er 1932 Verbindungsseelsorger bei der Austria, was er dann viele Jahre blieb. Hier wurde er Nachfolger des bekannten Ethnologen P. Martin Gusinde SVD (AW EM). 1935 wurde Friedrich nach dem Rücktritt von Alois Illek (Rd) zum Leiter des ÖCV-Seelsorgeamtes bzw. zum ÖCV-Seelsorger bestellt. Dieses Amt übernahm er in einer Zeit, als in Wien und auch in anderen Diözesen, so etwa in Graz, die Katholische Aktion (KA) eingeführt wurde, wobei man in diese die katholischen Verbände zu inkorporieren versuchte. Dabei kam es zu Konflikten mit jenen Kreisen, die von der katholischen Jugendbewegung bzw. vom Bund Neuland beeinflußt wurden.
Der Erzbischof von Wien, Theodor Kardinal Innitzer (NdW), wollte im Januar 1938, daß Friedrich die Leitung der Studentenseelsorge der Diözese Wien übernimmt, was er aber ablehnte. Das war eine folgenschwere Entscheidung, denn an seiner Stelle wurde das Karl Strobl, der nach 1945 die führende Figur der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) wurde, die dann in deutlicher Distanz bzw. teilweise Gegnerschaft zum CV agierte.
Nach 1945 lebte Friedrichs Funktion als CV-Seelsorger wieder auf und war damit gemeinsam mit Robert Krasser (Nc) und Heinrich Drimmel (NdW) vor allem am geistigen Wiederaufbau des ÖCV beteiligt. In der Folge war Friedrich aufgrund seines Amtes mit den Auseinandersetzungen mit der KA und KHG konfrontiert, die das Monopol beim Laienapostolat beanspruchten. So mußte er u. a. 1948 im sog. „Fronleichnamsstreit“ vermittelnd tätig werden, als man in Graz dem CV mit fadenscheinigen Gründen untersagte, in Farben an der Fronleichnamsprozession teilzunehmen.
Als Ende 1952 der Vorsitzende des ÖCV-Beirates bzw. der Verbandsführung Drimmel aus beruflichen Gründen seinen Rücktritt bekanntgab, wurde Anfang 1953 Friedrich zu dessen Nachfolger bestellt. Es war dies die Zeit einer gewissen personellen Übergangsphase bzw. Führungskrise im ÖCV, da ebenfalls im Herbst 1952 der Vorsitzende der Altherrenschaft, Robert Krasser, krankheitshalber sein Amt nicht ausüben konnte und u. a. von Hermann Withalm (Nc) geschäftsführend vertreten wurde. Beendet wurde diese Periode im Mai 1955, als Eduard Chaloupka (Baj) Friedrich als Vorsitzender des ÖCV-Beirates nachfolgte und Withalm nun definitiv zum Vorsitzenden der Altherrenschaft gewählt wurde.
In der Zeit der Doppelfunktion Friedrichs kam es 1953/54 zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Katholischen Verbände (AKV), die der damalige Sekretär von Bundeskanzler Julius Raab (Nc), Franz Karasek (Nc), betrieb. Das führte zu neuerlichen Konflikten mit der KA und den sie unterstützenden Bischöfen. Für Mai 1955 war ursprünglich die Cartellversammlung (CVV) in Linz vorgesehen, auf dem dortigen Festkommers sollte Karasek sprechen. Aufgrund dieser Konfliktsituation verlegte man jedoch den Tagungsort auf den Semmering und sagte die Rede Karaseks ab.
Friedrich selber zog in dieser Situation die Konsequenzen und trat als Vorsitzender des ÖCV-Beirates bzw. der Verbandsführung zurück, um sich – so die Sprachregelegung – ganz seiner Funktion als ÖCV-Seelsorger widmen zu können. Durch die Ernennung von Franz Kardinal König (Rd EM) zum neuen Erzbischof von Wien entspannte sich in den folgenden Jahren die Lage etwas.
Friedrich selber blieb dann bis 1967 ÖCV-Seelsorger, sein Nachfolger wurde der Jesuit Alois Schrott (Nc). Er übte daher 32 Jahre – nur unterbrochen durch die sieben Jahre der Nazi-Zeit – dieses Amt aus und war damit für den ÖCV im zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts prägend.
Friedrich engagierte sich aber nicht nur auf der obersten Funktionärsebene. Ab 1946 war er Vorsitzender des CV-Bezirkszirkels für den 2. und 20. Wiener Gemeindebezirk, wo er als Kaplan von St. Leopold wohnte und danach auch wohnen blieb. Nach seinem Rücktritt als ÖCV-Seelsorger wurde er als Nachfolger von Wilfried Dorazil (AW) 1965 zum Philistersenior seiner Urverbindung Austria Wien gewählt, welches Amt er bis 1971 ausübte. Danach war er Ehrenphilistersenior. Es war dies die Zeit, als die Aktivenschaft der Austria eine „turbulente“ Phase durchmachte, die auch den ÖCV beschäftigte, so daß Friedrich stark gefordert war.
1962 beabsichtigte man, sowohl Friedrich als Chaloupka das Band „In-vestigiis-Wollek“ zu verleihen, die höchste Auszeichnung des ÖCV. Da offenbar Chaloupka im aktiven Verbandsteil nicht die notwendige 3/4-Mehrheit erreicht hätte, wurden beide Anträge zurückgezogen. Erst nach dem Tod Chaloupkas wurde 1968 diese Verleihung an Friedrich beschlossen, die dann am 3. Dezember 1968 stattfand. Bereits 1951 wurde er zum Päpstlichen Ehrenkämmerer (Monsignore) ernannt, was – er war erst 48 Jahre alt – im Zusammenhang mit den Konflikten um die KA gestanden haben dürfte.
Friedrich ist am Fronleichnamstag des Jahres 1972 verstorben und wurde am 10. Juni in Maissau, wo er auch Ehrenbürger war, begraben. Die Exequien leitete Weihbischof Jakob Weinbacher (NbW). Am 15. Juni 1972 feierte der ÖCV die Trauermesse und hielt einen Trauerkommers ab, wo Heinrich Drimmel (NdW) sprach.
Quellen und Literatur:
Diözesanarchiv Wien. Priesterdatenbank.Verbindungsarchiv Austria Wien (Heinz Dopplinger)
Austrier Blätter Nr. 41, 1972, 53f.
Schönner, Hannes (AW): Auf, mit Gott zur Mannestat! Die Geschichte der K. Ö. St. V. Austria-Wien. Festschrift anläßlich des 125. Stiftungsfestes. Sommersemester 2001. Kommentierte Darstellung im Spiegel historischer Quellen. Klosterneuburg 2001, 153f
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, 247f., 441, 454, 520–522, 544, 548, 550f., 555 und 560.