Lebenslauf:
Sauser wurde als Sohn eines Lokomotivführers geboren, der oft mit der Führung des kaiserlichen Hofzüge betraut wurde. Sauser absolvierte das Gymnasium in Wels und meldete sich 1916 als Siebzehnjähriger freiwillig zum Kaiserschützenregiment Nr. I (k. k. Landwehr) und war an der Tiroler Front eingesetzt. Anfang September 1918 wurde er bei den Kämpfen im Verband der k. k. 22. Schützendivision im Ortlergebiet (Punta di San Matteo) durch einen Blitzschlag schwer verletzt (letzter Dienstgrad Leutnant der Reserve; Auszeichnungen: Bronzene Tapferkeitsmedaille, kleine Silberne Tapferkeitsmedaille, Karl Truppenkreuz).
Nach dem Krieg begann Sauser das Studium der Pharmazie an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck (Mr. pharm. 1922) und studierten danach dort Chemie (Dr. phil. 1926). Im Anschluß daran studierte er an der dortigen Medizinischen Fakultät (Dr. med. 1930). Er trat der Austria Innsbruck bei (Dr. cer. Ekkehart) und war dort Fuchsmajor sowie Senior. 1925/26 war er Vorortspräsident, als die Austria im damals noch vereinten CV den Vorort innehatte.
Sauser arbeitete neben seinem Studium als Aushilfsapotheker und Chemiker. 1927 ging er studienhalber nach Erlangen, wo er bei der Gothia aktiv war. Nach Aufenthalten in Wiesbaden und Tübingen sowie einer daran anschließenden Assistententätigkeit am Anatomischen Institut in Innsbruck habilitierte er sich dort am 27. Mai 1935 für Anatomie, Histologie und Embryologie. Mit 1. Oktober 1936 wurde er als außerordentlicher Universitätsprofessor auf die I. Lehrkanzel für Anatomie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien berufen. Hier war er Nachfolger des im Zuge der Februarereignisse 1934 von dieser Position abgelösten sozialdemokratischen Wiener Stadtrats Julius Tandler. Die Lehrkanzel war dann zwei Jahre unbesetzt. Nebenbei wurde Sause auch Reserve-Sanitätshauptmann beim österreichischen Bundesheer.
Nach dem Anschluß im März 1938 war Sauser mehrere Wochen in Wien in Polizeihaft. Von seinem akademischen Posten wurde er entlassen, und mit 31. März 1939 wurde ihm sein Ruhegenuß aberkannt. Er arbeitete daraufhin in Wels als Apotheker und praktischer Arzt. Nach Kriegsende wurde er an der Wiener Medizinischen Fakultät rehabilitiert, nahm jedoch am 12. Oktober 1945 einen Ruf als ordentlicher Universitätsprofessor für Histologie und Embryologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck an. 1946 übernahm er zusätzlich das Anatomische Institut. Beide Institute leitete er bis zu seinem Tod. In den Jahren 1946 bis 1948 war er Dekan der Medizinischen Fakultät und im Studienjahr 1948/49 Rektor der Universität. Damit stand er an wesentlicher Stelle beim Wiederaufbau der Innsbrucker Universität nach dem Krieg.
Sauser war ein wissenschaftlich bedeutender Anatom und Histologe, der aber sein Fach auch ganzheitlich und aufgrund seiner christlichen Überzeugung auffaßte. So war er u. a. mit Karl Rahner, der damals in Innsbruck lehrte, eng verbunden. Dieser gewann Sauser auch als Mitarbeiter für die 2. Auflage des Lexikons für Theologie und Kirche. Hinweisen zufolge wollte Julius Raab (Nc) 1954 ihn für die Übernahme des Unterrichtsministeriums gewinnen – offenbar statt Heinrich Drimmel (NdW) – , was Sauser aber ablehnte.
Sauser war in der Austria und im CV stark engagiert, wie auch seine zahlreichen Bandverbindungen beweisen. Er betätigte sich für die Austria auch als Verbindungshistoriker. Im Spätfrühjahr des Jahres 1968 erlitt er einen Herzinfarkt, dem er dann erlegen ist. Seine Söhne sind der Priester und Kirchenhistoriker an der Trierer Universität Ekkart Sauser (AIn) sowie der Buchdrucker Gustav Christian Sauser (AIn).
Auf der letzten Seite seiner Sezieranleitung schrieb Sauser: „Hab’ viele Leichen seziert, aber nie eine Seele gefunden – Immer jedoch den Saum ihres Kleides berührt.“
Werke:
(Auswahl)Gründungsgeschichte der akademischen Verbindung Austria-Innsbruck und die Füchse des Jahres 1864/65. Hg. gemeinsam mit Josef Hofinger (AIn) und Adolf Haas (AIn) (1935).
Die Ötztaler. Anthropologie und Anatomie einer Tiroler Talschaft (1938).
Quantitative Cytologie (1945).
Das Strukturproblem in Chemie und Morphologie (1945).
Die Geburt des ärztlichen Ethos aus dem Geist der Anatomie (1949).
Anleitung zum Präparieren ganzer Leichen (6. Aufl. 1966).
Grundriß der Histologie des Menschen (10. Aufl. 1966).
Quellen und Literatur:
Austrier-Blätter Nr. 37, 1968, S. 50–64 (ausführliche Würdigung).In memoriam Gustav Sauser, in: Acta anatomica 74 (1969), S. 1–9 (mit ausführlichem Literaturverzeichnis).
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Band VIII (1994), Sp.1432 bis 1434.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 294f.