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GR Pfr. Karl Quaß

GR Pfr. Karl Quaß

Urverbindung: Traungau (15.01.1931)

Geboren: 08.09.1891, Wildon (Bezirk Leibnitz, Steiermark)
Gestorben: 27.02.1971, St. Anna am Lavantegg (nunmehr Gemeinde Obdach, Bezirk Murtal, Steiermark)
Pfarrer, Weltpriester
Politische Haft: Haft 1938, 1940 bis 1943, KZ Dachau 1943 bis 1945

Lebenslauf:

Quaß wurde als Sohn eines Mühlenpächters geboren und absolvierte 1912 das Bischöfliche Gymnasium in Graz. Anschließend trat er in das dortige Priesterseminar ein und begann das Studium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz (abs. theol. 1916). Am 2. Juli 1916 wurde er zum Priester geweiht und war anschließend in der Pfarrseelsorge als Kaplan tätig, so u. a. in Puch bei Weiz und Trofaiach, zuletzt in Pischelsdorf (Bezirk Weiz, Steiermark). Während dieser Zeit begann er das Studium der Staatswissenschaften (rer. pol.) an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz, wo er dem Traungau beitrat (Couleurname Alphart). Dieses Studium schloß er aber nicht ab.

1932 wurde Quaß zuerst zum Provisor und dann 1935 zum Pfarrer von St. Wolfgang-Mönchegg (nunmehr Obdach, Bezirk Murtal, Steiermark) ernannt. Im September 1938 wurde er erstmals für 14 Tage in Schutzhaft genommen, weil ihm die Verbreitung beunruhigender Gerüchte vorgeworfen wurde. Er hätte gegenüber einigen Leuten über das wahre Wesen des Nationalsozialismus gesprochen.

Mit 1. März 1939 wurde er zum Pfarrer von Gamlitz (Bezirk Leibnitz, Steiermark) ernannt. Dort wurde er am 29. Juni 1940 zum zweiten Mal verhaftet. Nach Aussage des NSDAP-Ortsgruppenleiters von Gamlitz sei er „ein offensichtlicher Gegner des nationalsozialistischen Staates“. Er wurde nach dem „Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz der Parteiuniformen“ (sog. „Heimtückegesetz“) angeklagt. Ihm wurde vorgeworfen, er hätte behauptet, Deutschland verliere den Krieg, und Österreich werde in zwei Jahren wieder entstehen. Er hätte auch auf ein Hitler-Bild gezeigt und gesagt: „Das ist der Totengräber von Deutschland.“

Am 4. Oktober 1940 wurde Quaß vom Landesgericht für Strafsachen in Graz zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Er wurde in die Strafanstalt Graz-Karlau verbracht und von dort im August 1941 nach Essen (nunmehr Nordrhein-Westfalen) verlegt. Aufgrund eines Gnadenerlasses vom 20. August 1942 wurde ihm ein Hafterlaß auf Bewährung zugesprochen. Er wurde jedoch von der Gestapo in deren Gefängnis übernommen und am 16. Januar 1943 in das KZ Dachau überstellt. Dort verblieb er bis zum 26. April 1945, wo er auf dem Evakuierungsmarsch befreit wurde.

Nach seiner Rückkehr in die Diözese Graz-Seckau wurde Quaß am 16. Oktober 1945 zum Pfarrvikar von St. Anna am Lavantegg ernannt, wo er als solcher verstarb. Diese Pfarre gehörte zum Stift Seckau. Wird eine solche Pfarre von einem Weltpriester verwaltet, führt er den Titel Pfarrvikar. Begraben wurde Quaß auf dem Friedhof von Wildon.

Quellen und Literatur:

https://stevemorse.org/dachau/details.php?lastname=QUASS&firstname=Karl
Veselsky, Oskar (Cl): Bischof und Klerus der Diözese Graz-Seckau unter nationalsozialistischer Herrschaft (= Dissertationen der Karl-Franzens-Universität Graz 54.). Graz 1981, S. 362–364.
Obersteiner, Gernot Peter: „Das ist der Totengräber von Deutschland“. Pfarrer Karl Quass im Widerstand zum NS-Regime, in: Hengist-Magazin 3/1912, S. 8–12.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 266f.