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Dir. Dr. Anton Josef Kankovsky

Dir. Dr. Anton Josef Kankovsky

Urverbindung: Norica (09.10.1903)

Geboren: 19.05.1884, Wien
Gestorben: 07.09.1947, Wien
Rat der Stadt Wien, Direktor (Unfallversicherungsanstalt der ÖBB), k. u. k. Hofkapellen-Sänger
Politische Haft: 1938 bis 1941 Polizeihaft sowie KZ Dachau und Flossenbürg

Lebenslauf:

Kankovsky wurde als Sohn eines Schuhmachermeisters geboren. Nach der Volksschule wurde er 1895 Sängerknabe im Stift Zwettl (Niederösterreich), wo er eine gymnasiale Ausbildung erhielt, jedoch extern die Prüfungen ablegen mußte. 1898 wechselte er an das Elisabethgymnasium in Wien-Margareten (Rainergasse), wo er die katholische Pennalie Herulia (später MKV) mitbegründet hatte. Nach der Matura mit Auszeichnung im Jahr 1903 begann er das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1915), wo er der Norica beitrat (Couleurname Onkel).

Nach Abschluß seines Studiums (abs. iur.) und des Gerichtsjahrs trat Kankovsky 1910 in den Dienst der Staatseisenbahn-Gesellschaft, die dann in die k. k. Staatsbahnen aufging. Nach 1918 wurde daraus die Österreichische Bundesbahn (ÖBB). 1923 wurde er in die Generaldirektion der ÖBB versetzt, um dann 1931 in die Verwaltungskommission der ÖBB zu wechseln. Im März 1933 wurde er zum Generalsekretär der ÖBB sowie zum Hofrat ernannt und im Juni 1934 zusätzlich zum Leiter der Personalstelle. Gleichzeitig war er Vorsitzender der Disziplinarkammer der ÖBB, wo er es mit illegalen Nationalsozialisten in der ÖBB zu tun hatte.

Kankovsky wurde als Vertreter des Handels und Verkehrs im November 1934 in den Rat der Stadt Wien berufen, der dem heutigen Gemeinderat bzw. Landtag entsprochen hatte. Am 1. April 1936 wurde er zum Direktor der Unfallversicherungsanstalt der ÖBB ernannt. Nach dem Anschluß wurde er am 15. März 1938 seines Amtes enthoben. Wegen seiner Tätigkeit bei der Disziplinarkommission der ÖBB wurde er am 28. April 1938 verhaftet und in das Polizeigefängnis Wien eingeliefert. Am 17. Juni wurde er in das KZ Dachau überstellt und am 27. September 1939 in das KZ Flossenbürg verlegt, von wo er am 2. März 1940 nach Dachau zurückgebracht wurde. Am 11. Februar 1941 wurde er aus dem KZ Dachau entlassen.

Nach 1945 wurde Kankovsky rehabilitiert und zum Öffentlichen Verwalter der Österreichischen Staatseisenbahnen Omnibusverkehrsgesellschaft mbH bestellt, welche Funktion er bis zum 31. Juli 1947 bekleidete.

Kankovsky war musikalisch, d. h. als Sänger, sehr begabt. Seine erste diesbezügliche Ausbildung erhielt er als Sängerknabe des Stiftes Zwettl. Ab 1911 ist er bis 1918 als Hofkapellen-Sänger (Tenor) der k. u. k. Hof-Musik-Kapelle nachweisbar. Diese unterstand dem Oberhofmeister-Stab, ähnlich wie die k. u. k. Hofapotheke. Ihr gehörten neben männlichen Sängern vor allem Sängerknaben an, aus denen nach 1918 die Wiener Sängerknaben entstanden. Aufgabe der k. u. k. Hof-Musik-Kapelle, die auf Kaiser Maximilian I. zurückgeht, war u. a. die musikalische Begleitung der Messen in der Hofburg-Kapelle.

Kankovsky war auch Mitglied im Sängerbund „Dreizehnlinden“, der 1894 gegründet wurde und bei dem zahlreiche Noricer mitwirkten. Dessen künstlerischer Leiter bis 1938 war Ferdinand Habel sen. (Nc EM). Ebenso war er auch Mitglied des Andreß-Quartetts des Wiener Schubertbundes. Er trat als Konzertsänger im Club österreichischer Eisenbahnbeamter, an Richard-Kralik-Abenden und in der Leo-Gesellschaft, in katholischen Vereinen und in Wiener Pfarren auf.

Kankovsky starb fünf Wochen nach seinem Übertritt in den Ruhestand und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben. Sein Grab wurde inzwischen aufgelassen.


Quellen und Literatur:

VVerbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz, 16., 20. und 28. 2. 2018).
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 155 (Georg Schmitz).