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Ök.R KADir. Dipl.-Ing. Dr. Leo Müller

Ök.R KADir. Dipl.-Ing. Dr. Leo Müller

Urverbindung: Amelungia (29.10.1919)

Bandverbindungen: F-B, NbW, BbW

Geboren: 19.08.1901, Wien
Gestorben: 18.05.1971
Kammeramtsdirektor (Landwirtschaftskammer Niederösterreich)

Lebenslauf:

Müller absolvierte die Realschule und begann danach das Studium der Landwirtschaft an der Hochschule für Wien (Dipl.-Ing. 1923; Dr. Bdk. 1924), wo er der Amelungia beitrat (Couleurname Dr. cer. Baldur). Im Wintersemester 1921/22 war er dort Fuchsmajor. Nach Beendigung seines Studiums trat Müller mit 1. April 1924 in den Dienst der gerade im Aufbau befindlichen niederösterreichischen Landwirtschaftskammer und war bei den Bezirksbauernkammern Schwechat und St. Pölten eingesetzt. Im Mai 1927 wurde er in die Zentrale der Kammer berufen und dem Pflanzenbaureferat zugeteilt, dessen Leitung er bald übernahm. Zur selben Zeit wurde Engelbert Dollfuß (F-B) Kammeramtsdirektor, zwischen ihm und Müller entstand nicht nur eine beruflich-kollegiale Verbundenheit, sondern auch eine Freundschaft. Aufgrund seiner praktischen Kenntnisse in der Tierzucht wurde er 1934 mit der Leitung des Tierzuchtreferats betraut und erhielt 1935 den Titel Tierzuchtdirektor.

Nach dem Anschluß im März 1938 wurde Müller seines Postens enthoben und mit gekürzten Bezügen in den Ruhestand versetzt. In der Folge konnte er als Gutsverwalter tätig sein. Zuerst leitete er einen Gutsbetrieb in Erdberg bei Znaim (nunmehr Hrádek u Znojma), das seit Herbst 1938 zu Niederösterreich (bzw. „Niederdonau“) gehörte, später war er Verwalter des 700 ha großen Gutsbetriebs Pernhofen, der zu Laa an der Thaya (Bezirk Mistelbach, Niederösterreich) gehört. Dort hat Müller eine allgemein anerkannte Gemüsesamenzucht aufgebaut. Er blieb dort noch eine Zeitlang nach dem Krieg und half am Wiederaufbau dieses Gutsbetriebs, der durch Kriegseinwirkungen stark gelitten hatte.

Unabhängig davon wurde Müller bereits im Juni 1945 mit der Leitung des Kammeramtes der wiedererrichteten niederösterreichischen Landwirtschaftskammer, die auch für Wien zuständig war, betraut, der größten derartigen Kammer in Österreich, und in der Folge zum Kammeramtsdirektor bestellt. In dieser Funktion lag sein besonderes Augenmerk dem Wiederaufbau der Landwirtschaft, des ländlichen Genossenschaftswesens und der Bezirksbauernkammern. Es war ihm mit Hilfe der Kammerorganisation gelungen, die Agrarproduktion in Niederösterreich wieder auf Vorkriegsniveau zu bringen und damit zur Stabilisierung der Ernährungssituation im Raum Wien beizutragen.

Im Februar 1956 wurde Müller vom Landwirtschaftsministerium zum Obmann des Viehverkehrsfonds bestellt und hat sich in dieser Funktion besondere Verdienste um die Preisstabilität von Kühen und Schweinen erworben. Er war auch maßgeblich an den Verhandlungen über die Errichtung der land- und forstwirtschaftlichen Sozialversicherungsanstalt, der landwirtschaftlichen Zuschußrentenversicherungsanstalt und gegen Ende seiner Dienstzeit auch über die Errichtung einer Bauernkrankenkasse beteiligt. Bereits 1951 wurde ihm der Titel Ökonomierat verliehen. Mit Ende 1966 ging er in den Ruhestand.

Müller engagierte sich auch bei seiner Verbindung Amelungia. So hat er Ende 1945 für sie als Untermieterin die Bude in der Bankgasse aufgetrieben, deren Hauptmieterin die Landwirtschaftskammer war. Ebenfalls besorgte er der Franco-Bavaria eine Bude in der Bankgasse, wofür er deren Bandphilister wurde. Von 1947 bis 1950 war er Philistersenior der Amelungia und hat damit wesentlich an deren Wiederaufbau nach dem Krieg beigetragen. Seinen Ruhestand konnte er nicht lange genießen und starb bereits vor Erreichen seines 70. Lebensjahres. Er wurde auf dem Friedhof Wien-Ottakring begraben (16/10/12).

Quellen und Literatur:

Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 10. 3. 2021).
Hundert (100) Jahre Katholische Österreichische Hochschulverbindung Amelungia im ÖCV. Für Volk und Altar. Redaktion Oskar Mayer. Wien 2008, S. 50, 52, 315, 350, 367, 398 und 411.